NEW YORK/WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Wirtschaft hat kurz vor dem Wochenende überraschend Schwächen offenbart. Unter einer Reihe von Konjunkturdaten stach am Freitag die Stimmung in der Industrie des US-Bundesstaats New York besonders negativ hervor. Der Empire-State-Index gilt als wichtiger Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung in den gesamten USA. Von Experten völlig unerwartet brach der Zähler für den Monat Januar von revidiert minus 6,21 (zunächst minus 4,59) Punkten im Vormonat auf minus 19,37 Zähler ein, wie die regionale Notenbank von New York am Freitag mitteilte. Das ist der schlechteste Wert seit März 2009.

"Vor dem Hintergrund der heutigen Zahlen werden Konjunktursorgen wohl verstärkt, Zinsfantasien mithin zurückgedrängt", meinte Viola Julien, Analystin bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Entsprechend verlor der US-Dollar nach Veröffentlichung der Zahlen an Wert. Im Gegenzug erreichte der Euro sein Tageshoch von 1,0985 Dollar. Die Kurse von US-Staatsanleihen legten deutlich zu, weil Anleger in die als sicher geltenden Staatspapiere flüchteten. Die Rendite zehnjähriger Papiere gab um 0,07 Prozent auf 2,017 Prozent nach.

'DUNKLES BILD VON DER US-INDUSTRIE'

Neben dem Empire-State-Index enttäuschte auch die Industrieproduktion. Sie ist im Dezember mit einem Rückgang um 0,4 stärker gesunken als erwartet, teilte die US-Notenbank in Washington mit. Dies war der vierte Rückgang in Folge. Bankvolkswirte hatten lediglich mit einem Minus von 0,2 Prozent gerechnet. Die Kapazitätsauslastung der Unternehmen fiel ebenfalls stärker als erwartet. Außerdem sind die Lagerbestände der Unternehmen im November etwas stärker gefallen als prognostiziert.

"Unser Bild der US-Industrie wird mit jedem Monat dunkler", meint Christiane von Berg, Analystin bei der Bayerischen Landesbank. "Die Produktion im Bergbau dürfte weiter rückläufig bleiben." Die Zahl der Ölbohrungen sei im Januar erneut um 34 auf 664 gefallen. Die weiter sinkenden Ölpreise ließen nichts Gutes erwarten.

EINZELHANDELSUMSATZ GEHT ZURÜCK

Weitere US-Konjunkturdaten fielen am Freitag durchwachsen aus. Die Erzeugerpreise sanken im Dezember zum Vormonat um 0,2 Prozent. Dies war jedoch von Ökonomen vorab erwartet worden. Auch die Umsätze des Einzelhandels sind im Dezember wie erwartet gefallen. Zum Vormonat gingen die Erlöse um 0,1 Prozent zurück. Der Umsatzrückgang solle jedoch nicht überbewertet werden, meinten die Experten der Deka Bank. "Aufgrund einer bislang starken Dynamik am Arbeitsmarkt gehen wir davon aus, dass die Konsumdynamik von der Einkommensentwicklung hinreichend Unterstützung findet."

Einziger Lichtblick war am Freitag das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen. Der Indikator sei im Januar von 92,6 Punkten im Vormonat auf 93,3 Punkte gestiegen, teilte die Universität nach vorläufigen Zahlen mit. Volkswirte hatten lediglich mit 92,9 Punkten gerechnet.

'ZAHLEN NICHT ÜBERINTERPRETIEREN'

Harm Bandholz, Analyst bei der Bank Unicredit, warnte davor, die insgesamt schlechten Zahlen überzuinterpretieren. "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Binnennachfrage, vor allem die Konsumausgaben, stark genug sein werden, um die größte Volkswirtschaft der Welt weiter voranzutreiben", so Bandholz. Dafür spreche nicht zuletzt auch der robuste Arbeitsmarkt./tos/bgf /men