Bern (awp/sda) - Die Beschäftigung in der Schweiz wandert von exportorientierten in binnenorientierte Branchen. Dies wirkt stabilisierend auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote verharrte im letzten Jahr saisonbereinigt bei 3,3%.

Die jüngste Zunahme der Arbeitslosenquote in der Schweiz zum Jahresende sei saisonal bedingt und betreffe überwiegend Temporärangestellte, kommentierte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft Seco am Dienstag an einer Medienkonferenz zur Lage am Arbeitsmarkt.

Insbesondere im Baugewerbe und bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen ist die Zahl der Arbeitslosen gestiegen. Auf das Gesamtjahr erhöhte sich die Arbeitslosenquote von 3,2 auf 3,3%. Bereinigt um saisonale Effekte blieb die Quote jedoch bei 3,3% stabil.

Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sei weiterhin eine Verlagerung hin zu weniger konjunktursensitiven und saisonalen Sektoren zu beobachten, erklärte Zürcher weiter. Er spricht damit auf Bereiche an, wie das Gesundheits- und Sozialwesen oder staatsnahe Betriebe. Dieser Trend mache den Schweizer Arbeitsmarkt widerstandsfähiger.

HOHE BILDUNGSBEREITSCHAFT

So zählen exportorientierte und saisonale Branchen weniger Beschäftigte. Am stärksten betroffen ist nach wie vor das verarbeitende Gewerbe und die Gastronomie. Aber auch im Baugewerbe ging die Beschäftigtenzahl leicht zurück. Demgegenüber ist vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen oder bei freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen die Zahl der Beschäftigen erneut grösser.

Sowohl die Unternehmen als auch die Erwerbstätigen zeigen dabei eine hohe Bereitschaft, sich diesem Wandel anzupassen. Die Bildungsintensität hat über die letzten Jahre zugenommen, besonders bei Führungskräften, in akademischen Berufen oder bei technischen Fachkräften.

MEHR ÄLTERE ARBEITSLOSE

Der Strukturwandel sei auch ein wesentlicher Grund für die steigende Arbeitslosenquote bei älteren Arbeitnehmern (ab 50-Jährige), hiess es weiter. Im internationalen Vergleich ist diese Altersgruppe in der Schweiz grundsätzlich gut in den Arbeitsmarkt integriert. Auch bei Entlassungen werden Ältere gegenüber Jüngeren in der Regel nicht ungleich behandelt, sagte Zürcher.

Das Problem sei allerdings, dass jüngeren Personen aufgrund ihrer Qualifikation oder des Bildungswegs der Wiedereinstieg leichter falle. So beträgt die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit insgesamt 6,6 Monate. Bei den über 50-Jährigen sind es durchschnittlich 9 Monate.

Die Arbeitslosenquote der älteren Arbeitnehmer ist denn auch im vergangenen Jahr von 2,6 auf 2,8% gestiegen. Allerdings müsse zudem berücksichtigt werden, dass die Baby-Boom-Kinder in diese Altersgruppe reinwachsen. Zwischen 2006 und 2016 hat sich die Zahl der Beschäftigten über 55 Jahre um 35% vergrössert.

STRUKTURWANDEL HÄLT AN

Auch in diesem Jahr werde sich der Wandel in der Beschäftigungsstruktur fortsetzen, sagte Boris Zürcher. Die Beschäftigung dürfte im Gesundheitswesen und den staatsnahen Diensten weiter wachsen. Hingegen werde die Anzahl der Beschäftigten in der Industrie und im verarbeitenden Gewerbe bestenfalls stagnieren.

Insgesamt prognostiziert das Seco für das Jahr 2017 und 2018 einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf zuerst 3,2 und dann 3,1%. Entsprechend rechnet es mit einem Anstieg der Beschäftigung von 0,4% und 0,6%.

mk