Bern (awp/sda) - Donnerstag, 4. August 2016

LEITZINS GESENKT: Die Bank of England senkt den Leitzins auf rekordtiefe 0,25 Prozent von vormals 0,5 Prozent. Damit reagiert die britische Notenbank auf den Brexit-Schock. Die Währungshüter lockerten erstmals seit März 2009 die Zügel, als sie gegen die Weltwirtschaftskrise ankämpften. Zugleich deuteten sie nun an, dass sie noch dieses Jahr zu einer weiteren Senkung in Richtung der Null-Linie bereit sind. Um die Wirtschaft anzukurbeln, weitet die Notenbank zudem die Geldflut aus: Sie stockte ihr Wertpapierprogramm auf 435 Milliarden Pfund von zuvor 375 Milliarden Pfund auf. Das Land steuert nach dem EU-Austrittsreferendum vom 23. Juni auf den stärksten Konjunktureinbruch seit sieben Jahren zu. Es herrscht Unsicherheit, ob Grossbritannien künftig noch Zugang zum EU-Binnenmarkt haben wird. Dies drückt auf die Konsumlaune und lastet auf der Investitionsbereitschaft der Unternehmen.

SCHWIERIGE LAGE: Der Schweizer Arbeitsmarkt hat noch nicht richtig an Schwung gewonnen. Wie aus dem neuesten Beschäftigungsindikator der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich hervorgeht, ist bei der Beschäftigung noch keine Besserung in Sicht. Zwar legte das Barometer gegenüber April von -2,6 auf aktuell -1,5 leicht zu. Es verharrt allerdings weiterhin im negativen Bereich, was gemäss den Autoren der Untersuchung auf eine eher harzige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt schliessen lässt. Von den Tiefstständen in jüngster Vergangenheit, die auf Werte von -7,2 im zweiten Quartal 2015 zurückreichen, hat sich das Barometer für die Lage am Schweizer Arbeitsmarkt aber erholt.

GEDÄMPFTE STIMMUNG: Die Stimmung der Schweizer Konsumenten verharrt unter dem langfristigen Durchschnitt. Zwischen April und Juli veränderte sich der Schweizer Konsumentenstimmungsindex nicht. Er liegt nach wie vor bei -15 Punkten und damit unter dem langfristigen Mittel von -9 Punkten, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte. Die Beurteilung der allgemeinen Wirtschaftslage ist nach wie vor pessimistisch, aber etwas weniger als im April. Auch die Einschätzung zur erwarteten Arbeitslosigkeit hat sich leicht verbessert. Auf der anderen Seite ist die Einschätzung zur künftigen finanziellen Situation des eigenen Haushalts etwas pessimistischer. Auch die Sparmöglichkeiten in den kommenden 12 Monaten werden als geringer eingestuft.

WENIGER VERKAUFT: Im Juli ist die Zahl der verkauften neuen Autos in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein deutlich zurückgegangen. Insgesamt wurden 26'074 Fahrzeuge neu immatrikuliert. Das sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum 4154 Personenwagen oder 14 Prozent weniger. Der Verband Auto-Schweiz zeigt sich in einer Mitteilung dennoch zufrieden und schreibt von einem "überdurchschnittlichen Juli". Der Vorjahresmonat sei sehr gut gewesen und habe ausserdem zwei Arbeitstage mehr aufgewiesen.

STARKES WACHSTUM: In der Schweiz nutzen mehr als 800'000 Personen das Karrierenetzwerk Xing. Die Mitgliederzahl wächst hierzulande prozentual stärker als im gesamten deutschsprachigen Raum. Die 800'000-Marke überschritt Xing in der Schweiz per Ende Juni. Damit konnte die Zahl der Nutzer gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 um 14 Prozent gesteigert werden. In Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengenommen betrug das Wachstum 9 Prozent. Insgesamt nutzen das soziale Netzwerk im deutschsprachigen Raum 10,5 Millionen Menschen, wie Xing mitteilte. Die Zahl der zahlenden Nutzer konnte indes nur um 3,6 Prozent auf 914'000 gesteigert werden. Der Umsatz legte von Januar bis Juni um 21 Prozent auf gut 70 Millionen Euro zu, der Gewinn kletterte um 34 Prozent auf knapp zwölf Millionen Euro.

WENIG BELIEBT: Fast jeder hat heutzutage eine Kreditkarte. Doch beliebt als Zahlungsmittel scheint sie nicht - schon gar nicht bei den Jungen. Für alltägliche Einkäufe bevorzugen Konsumenten generell Bargeld. In der Deutschschweiz und im Tessin jedenfalls zahlen Kunden lieber mit Bargeld als mit Kredit- oder Debitkarte. Die Romands hingegen ziehen die Debitkarte dem Bargeld vor. Dies zeigt eine Umfrage in der ganzen Schweiz, welche der Vergleichsdienst comparis.ch beim Marktforschungsinstitut GfK in Auftrag gegeben hat. Je grösser der Betrag, desto häufiger die Kreditkartennutzung. Für Bargeldbezüge werden Kreditkarten selten eingesetzt. 80 Prozent verwenden sie selten oder gar nie, um Cash zu beziehen. Wenig überraschend werden Kreditkarten meistens für Hotelzahlungen und Online-Shopping eingesetzt.

REKORDGEWINN: Das Immobilienunternehmen Mobimo hat ein einträgliches erstes Halbjahr hinter sich. Der Gewinn nach sechs Monaten fiel so hoch aus wie noch nie in der Firmengeschichte. Mobimo profitierte primär von einer höheren Bewertung der bestehenden Liegenschaften, dem Verkauf von zwei Anlageliegenschaften sowie einem florierenden Dienstleistungsgeschäft für Dritte. Auch ein positiver Steuereffekt machte sich im Ergebnis bemerkbar. Der Unternehmensgewinn schwoll auf 89,8 Millionen Franken an. In der Vorjahresperiode hatten 35,8 Millionen Gewinn resultiert. Wie andere Immobiliengesellschaften auch profitiert Mobimo stark vom derzeitigen Tiefstzinsumfeld. Wegen der vergleichsweise attraktiven Rendite von Immobilien ist die Nachfrage von Investoren gross.

AUF KURS: Die Bank Valiant ist nach dem ersten Halbjahr auf Kurs. Sie will ihren Gewinn weiter steigern. In den ersten sechs Monaten ist ihr dies jedenfalls gelungen. Trotz tiefer Zinsen liegt der Konzerngewinn um 6,5 Prozent höher bei 51,7 Millionen Franken. Der Geschäftserfolg stieg gar um mehr als ein Viertel auf 74,4 Millionen Franken. Grund dafür war aber die Auflösung von Wertberichtigungen. Das Zinsergebnis verbesserte sich um 2,5 Prozent auf 143,2 Millionen Franken. Der Kommissions- und Dienstleistungserfolg reduzierte sich dagegen um 5,1 Prozent auf 28,8 Millionen Franken. Der Erfolg aus dem Handelsgeschäft nahm um 11,6 Prozent auf 5,5 Millionen Franken zu.

GEWINNSPRUNG: Das Messtechnikunternehmen Inficon ist im zweiten Quartal nochmals kräftig gewachsen. Der Umsatz legte um fast 10 Prozent auf 75,5 Millionen Dollar zu und der Gewinn liegt um mehr als die Hälfte höher bei 9,7 Millionen Dollar. Auf operativer Ebene wuchs der Betriebsgewinn (Ebit) um fast ein Drittel auf 11,8 Millionen Dollar. Auch die entsprechende Marge hat sich verbessert. Im Gesamtjahr will Inficon die Umsatzgrenze von 300 Millionen Dollar knacken.

AKQUISITIONEN BEFLÜGELN: Die Aktien des Werkstoff- und Maschinenherstellers Schweiter Technologies haben am Donnerstag an der Börse gleich zum Handelsbeginn um über 6 Prozent zugelegt. Hauptgründe für diese Entwicklung dürften die guten Semesterresultate und ein positiver Geschäftsausblick sein. Das in Horgen ZH domizilierte Unternehmen hat für das erste Halbjahr nämlich eine Umsatzsteigerung um 16 Prozent auf rund 501 Millionen Franken sowie einen Gewinnsprung um 85 Prozent auf 34,5 Millionen Franken bekanntgegeben. Diese Zuwächse resultierten hauptsächlich aus drei unlängst getätigten Akquisitionen, tieferen Rohstoffpreisen und Effizienzmassnahmen. Für beide Unternehmenssparten gibt sich das Management auch für die zweite Jahreshälfte sehr optimistisch.

AUFSCHWUNG TROTZ BREXIT: Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die Konjunkturerholung in der Euro-Zone auch nach dem Brexit-Votum nicht gefährdet. Die Unsicherheiten über die weltweiten Wirtschaftsaussichten seien aber nach der Entscheidung in Grossbritannien gestiegen, teilte die EZB in ihrem jüngsten Wirtschaftsbericht mit. Die Finanzmärkte in der Euro-Zone haben nach Einschätzung der Währungshüter die Verwerfungen und Unsicherheiten nach dem Votum "mit erstaunlicher Widerstandskraft" gemeistert. Die Finanzierungsbedingungen im Währungsraum blieben daher weiterhin günstig. Nach Einschätzung der EZB setzt sich die generelle konjunkturelle Erholung im Währungsraum fort.

SINKENDE PREISE: Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren sind in den Niederlanden die Konsumentenpreise gesunken. Die Inflationsrate lag im Juli bei minus 0,3 Prozent, wie die niederländische Statistikbehörde mitteilte. Es sei das erste Mal seit Dezember 1987, dass die Inflationsrate unter null gefallen sei und Waren und Dienstleistungen für die Konsumenten damit günstiger gewesen seien als im Vorjahresmonat. In einer Phase der Deflation befinde sich das Land jedoch nicht, erklärten die Statistiker. Im April, Mai und Juni hatten die Preise in den Niederlanden stagniert.

GEWINNRÜCKGANG: Die Waldbrände in Kanada und die Erdbeben in Japan und Ecuador haben dem weltweit drittgrössten Rückversicherer Hannover Rück im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang eingebrockt. Wegen der überraschend hohen Schäden fiel der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 15 Prozent auf knapp 215 Millionen Euro, wie der Konkurrent von Munich Re und Swiss Re mitteilte. Für das laufende Jahr sieht Konzernchef Ulrich Wallin das Unternehmen jedoch auf Kurs, wie geplant mindestens 950 Millionen Euro Gewinn einzufahren.

ZIELE ERNEUT ERHÖHT: Siemens hat seine Konkurrenten im abgelaufenen Quartal in den Schatten gestellt und seine Jahresprognose erneut aufgestockt. Der Konzern profitierte zuletzt vom Geschäft mit Energietechnik, mit dem Rivalen wie ABB oder GE in diesem Jahr bisher eher mässig abschnitten. Im dritten Quartal kletterte der Konzernumsatz binnen Jahresfrist insgesamt um fünf Prozent auf 19,8 Milliarden Euro, der Auftragseingang wuchs um sechs Prozent auf 21,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis des industriellen Geschäfts legte um ein Fünftel auf 2,2 Milliarden Euro zu. Aufgrund hoher Kosten für Rückbau und Stilllegungen stagnierte der Gewinn nach Steuern allerdings auf Vorjahresniveau von knapp 1,4 Milliarden Euro.

IN TOPFORM: 2016 wird für den deutschen Sportartikelhersteller ein Rekordjahr werden. Das sagte der scheidende Adidas-Chef Herbert Hainer bei der Vorlage seiner letzten Quartalsbilanz. "Ich kann mit Stolz sagen, dass wir in Topform sind", sagte der Manager, der Ende September an seinen Nachfolger Kasper Rorsted übergeben wird. Das kräftige Wachstum im abgelaufenen Quartal hat Adidas fast nur seiner Kernmarke zu verdanken. Die Umsätze von Fussball-Ausrüstungen und anderen Sportartikeln mit dem Drei-Streifen-Logo kletterten ohne Berücksichtigung von Wechselkurseffekten um 25 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Die Marken Reebok (Fitness) und TaylorMade (Golf) legten jeweils lediglich um sieben Prozent zu. Insgesamt stieg der Konzernumsatz währungsbereinigt um 21 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, wie Adidas bereits Ende Juli berichtet hatte.

ZUGELEGT: Der Nivea-Hersteller Beiersdorf hat im ersten Halbjahr 2016 mehr verdient als vor Jahresfrist. Vor allem im Geschäft mit Haut- und Körperpflegeprodukten konnte der Konzern die Erträge steigern - anders als im Klebstoffgeschäft rund um Tesa. Der operative Gewinn (Ebit) kletterte in den ersten sechs Monaten insgesamt auf 513 (Vorjahr: 508) Millionen Euro. Der Umsatz wuchs organisch um 2,8 Prozent, unter der Berücksichtigung von Belastungen aus Währungseffekten sanken die Erlöse indes um 1,3 Prozent auf 3,36 Milliarden Euro.

VON MILLIARDENZUKAUF PROFITIERT: Der grösste Zukauf in der Firmengeschichte zahlt sich für den deutschen Pharma- und Chemiekonzern Merck aus. Nach einem Gewinnsprung im zweiten Quartal erhöhte das Unternehmen aus Darmstadt seine Ziele für das Gesamtjahr. Von April bis Juni kletterte der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) um knapp 29 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro, mehr als Analysten erwartet hatten. Merck profitierte vor allem von der 17 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich im vergangenen Jahr. Merck setzte im zweiten Quartal 3,8 Milliarden Euro um, ein Plus von gut 18 Prozent binnen Jahresfrist. Aus alleiniger Kraft wuchs der Konzern um gut fünf Prozent.

ZUGELEGT: Der deutsche Medienkonzern ProSiebenSat.1 macht mit seinem Internet-Geschäft die Belastungen durch die Fussball-Europameisterschaft mehr als wett. Die Fernsehsparte machte im Duell mit den Live-Übertragungen der öffentlich-rechtlichen Sender zwar erwartungsgemäss kaum Punkte gut bei Zuschauern und Werbekunden. Dafür profitierte der Konzern im zweiten Quartal von seinen Grosseinkäufen im Internet. Besonders die im vergangenen Jahr erworbenen Portale Verivox für Preisvergleiche und Etraveli für Flugreisen trieben das Wachstum. Der Konzernumsatz legte um 15 Prozent auf 886 Millionen Euro zu. Der Gewinn stieg operativ um sieben Prozent auf 254 Millionen und netto sogar um 16 Prozent auf 136 Millionen Euro.

ROTE ZAHLEN: Die Londoner Börse ist abseits der Verhandlungen über eine Fusion mit der Deutschen Börse in die roten Zahlen gerutscht. Im ersten Halbjahr schrieb das Unternehmen einen Verlust von 15,9 Millionen Pfund (20,5 Millionen Franken) nach einem Überschuss von 165,1 Millionen vor einem Jahr. Die London Stock Exchange (LSE) begründete das mit Steuerzahlungen von fast 200 Millionen Pfund infolge eines Spartenverkaufs. Hinzu kamen Sonderkosten für die geplante Fusion mit der Deutschen Börse.

EINBRUCH: Geringere Investitionen von Telekomkonzernen in ihre Netzwerke haben Nokia zugesetzt. Der Betriebsgewinn (Ebit) sei im zweiten Quartal um fast die Hälfte auf 332 Millionen Euro eingebrochen, teilte das finnische Unternehmen mit. Dies hänge auch damit zusammen, dass sich viele Kunden inmitten der Übernahme des französischen Rivalen Alcatel-Lucent mit Bestellungen zurückgehalten hätten. Nun werde das Sparziel im Zusammenhang mit dem 15,6 Milliarden Euro schweren Kauf um rund 300 Millionen Euro auf nunmehr 1,2 Milliarden Euro bis 2018 angehoben. Der Umsatz gab um elf Prozent auf 5,67 Milliarden Euro nach.

ERHOLT: Der freie Fall der Digitalwährung Bitcoin nach dem Einbruch in die Tauschbörse Bitfinex ist vorerst gestoppt. Am Donnerstag pendelte sich der Umtauschkurs bei rund 520 Euro (563 Franken) ein. Vor dem Angriff auf die Tauschplattform Bitfinex in Hongkong hatte man für einen Bitcoin noch 590 Euro (639 Franken) erhalten. Zwischenzeitlich war der Kurs kurz unter die 500-Euro-Schwelle abgesackt. Bei dem Einbruch waren im grossen Stil Bitcoin-Beträge von Nutzerkonten gestohlen worden. Nach Recherchen des Fachportals Coindesk fielen dabei fast 120'000 Bitcoin in die Hände der Einbrecher. Nachdem Bitfinex zunächst den Handel ausgesetzt hatte, teilte die Tauschplattform am Mittwochabend mit, man versuche nun einen beschränkten abgesicherten Betrieb wieder herzustellen.

GEBREMST: Der starke Yen und das schwächelnde US-Geschäft belasten den japanischen Autobauer Toyota. Der weltweit zweitgrösste Autohersteller nach VW verdiente im ersten Quartal seines laufenden Geschäftsjahres weniger und musste seine Prognosen leicht senken. Das Unternehmen rechnet jetzt mit einem Umsatzrückgang um acht Prozent auf 26 Billionen Yen. Beim Gewinn erwartet der Konzern jetzt mit einem Rückgang um 37 Prozent auf 1,45 Billionen Yen. Bei der Zahl der verkauften Fahrzeuge im Geschäftsjahr geht Toyota indes weiter von 10,15 Millionen Stück aus - das wäre etwas mehr als im Vorjahr. In den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres fiel der Umsatz trotz eines gestiegenen Absatzes auf 6,6 Billionen Yen. Dabei machte sich der starke Yen bemerkbar, der die im Ausland erzielten Zuwächse mehr als aufzehrte. So fiel der Gewinn um rund 15 Prozent auf 552 Milliarden Yen.