Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Ifo-Geschäftsklima sinkt im September stärker als erwartet

Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich im September deutlicher als erwartet eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 84,3 (August revidiert: 88,6) Prozent, wie das Ifo-Institut mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit Mai 2020. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Rückgang auf 87,1 Punkte prognostiziert. Vorläufig waren für August 88,5 Punkte gemeldet worden. Der Index der Lagebeurteilung ging auf 94,5 (August: 97,5) Punkte zurück. Erwartet worden waren 96,0 Punkte. Der Index der Geschäftserwartungen fiel auf 75,2 (revidiert 80,5) Punkte und lag damit nur noch knapp über dem Corona-Allzeittief von April 2020 (72,0), aber niedriger als im Dezember 2008, kurz nach der Lehman-Pleite (79,2).

ING: Deutsche Wirtschaft vor "perfektem Sturm"

ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sieht Deutschland nach dem unerwartet deutlichen Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im September nicht nur vor einer Rezession. "Die deutsche Wirtschaft steuert weiter auf einen perfekten Sturm zu", schreibt Brzeski in einem Kommentar. Der Krieg in der Ukraine habe wahrscheinlich das Ende des sehr erfolgreichen deutschen Geschäftsmodells eingeläutet: Import von billiger (russischer) Energie und Vorleistungsgütern bei gleichzeitigem Export von hochwertigen Produkten in die ganze Welt, die von der Globalisierung profitierten.

Commerzbank: Energiepreise belasten Firmen und Haushalte

Der Absturz des Ifo-Geschäftsklimaindex im September ist nach Aussage von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer durch den "Energiepreisschock" für Haushalte und Unternehmen ausgelöst worden. "Erstens dürfte die Inflation bereits im September bei 10 Prozent liegen, während die Pro-Kopf-Löhne in diesem Jahr bestenfalls um 3 Prozent steigen", schreibt Krämer in einem Kommentar. Die privaten Haushalte erlitten zurzeit also einen massiven Kaufkraftverlust, der den privaten Verbrauch im Winter deutlich belasten werde.

KfW: Deutsche Unternehmen fürchten Gasmangellage

KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib sieht hinter dem unerwartet deutlichen Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im September vor allem die Angst der Unternehmen vor einer Gas-Rationierung. "Die hohen Speicherstände von inzwischen gut 90 Prozent machen es zwar plausibel, dass Rationierungen in den gasintensiven Industrien vermieden werden können. Bei einem außergewöhnlich kalten Winter oder unzureichenden Energiesparerfolgen im Haushaltssektor stünde es gleichwohl Spitz auf Knopf", schreibt sie in einem Kommentar.

OECD senkt BIP-Prognosen für 2023 - Deutschland besonders betroffen

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft im nächsten Jahr wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine und seiner Folgen gesenkt. Wie aus einer Aktualisierung ihres Wirtschaftsausblicks hervorgeht, ist von allen Industrieländern Deutschland am stärksten betroffen. Die OECD bestätigte ihre Prognose für den Anstieg des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) mit 3,0 (Juni: 3,0) Prozent, senkt aber die Prognose für 2023 auf 2,2 (2,8) Prozent.

Danske Bank: EZB hat Zeitfenster bis Anfang 2023

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ein Zeitfenster für Zinserhöhungen bis Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres, meint Piet Haines Christiansen, Chefstratege für EZB- und Eurozonen-Research bei der Danske Bank, in einer Researchnote, in der er seine seit langem vertretene Ansicht bekräftigt.

Swissquote: Meloni-Sieg bringt EZB unter Zugzwang

Nach dem Sieg der Rechtsaußen-Partei Fratelli D'Italia hat die künftige Regierung von Giorgia Meloni laut Swissquote einen holprigen Weg vor sich, denn die Energiekrise zeichne sich ab, die Inflation schieße in die Höhe, die Zinssätze würden steil ansteigen, während der Euro immer weiter falle - was zum Teil auf Italien selbst zurückzuführen sei. Zudem steuere der Kontinent auf eine Rezession zu.

Ökonom: Pfund-Absturz könnte BoE-Reaktion auslösen

Die steile Talfahrt des Pfunds hat einen Punkt erreicht, an dem die Bank of England (BoE) eingreifen muss, um die Initiative wiederzuerlangen, meint der Chefvolkswirt von Capital Economics, Paul Dales. Die BoE könnte ein klares Zeichen setzen, dass sie beabsichtigt, die Zinssätze bei ihrer nächsten Sitzung aggressiv anzuheben. "Wenn dies mit einer Botschaft der Regierung koordiniert würde, dass sie sich zu langfristiger Haushaltsdisziplin verpflichtet, dann könnte dies den Abwärtsdruck auf das Pfund etwas mindern", sagt Dales.

ING: Außerplanmäßige BoE-Zinserhöhung unwahrscheinlich

Die Talfahrt des Pfund Sterling hat zu einigen Forderungen nach einer außerplanmäßigen Zinserhöhung durch die Bank of England (BoE) geführt, doch ING hält dies für unwahrscheinlich. "Wir glauben, dass die BoE psychologisch zu sehr von den Ereignissen des Jahres 1992 gezeichnet ist, um defensive währungsbezogene Zinserhöhungen zu versuchen - was passiert zum Beispiel, wenn die BoE um 300 bis 500 Basispunkte anhebt und Pfund/Dollar am Ende niedriger gehandelt wird", erklärt ING-Analyst Chris Turner.

BoJ-Gouverneur: Intervention auf Devisenmarkt war angemessen

Der japanische Zentralbankchef Haruhiko Kuroda hat die in der vergangenen Woche erfolgte Intervention des Finanzministeriums auf dem Devisenmarkt als angemessenen Schritt bewertet. Die jüngste Abschwächung des Yen sei "schnell und einseitig" gewesen, sagte Kuroda bei einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit Managern in Osaka. "Eine solche Abwertung des Yen ist negativ für die japanische Wirtschaft, weil sie es den Unternehmen erschwert, Geschäftspläne zu erstellen, und die Unsicherheit für die Zukunft erhöht", sagte er.

Lindner: Brauchen sehr schnell Strom- und Gaspreisbremse

Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner hat die schnelle Einführung einer Strom- und Gaspreisbremse in Aussicht gestellt und zudem als Preissignal eine Ausspeicherung gespeicherten Gases angeregt. "Wir setzen uns für hohes Tempo bei den Arbeiten an einer Strompreisbremse und einer Gaspreisbremse innerhalb der Bundesregierung ein", sagte Lindner bei einer Pressekonferenz nach einer Sitzung des FDP-Präsidiums. "Wir müssen jetzt sehr schnell auch außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen."

Bundesregierung erwartet zügige Einigung bei Senkung von Gaskosten

Die Bundesregierung arbeitet "mit Hochdruck" an einer Einigung zur Senkung der Gaskosten und ist zuversichtlich, dafür innerhalb weniger Tage eine Lösung zu finden. "Es ist völlig klar: Versorgungssicherheit in Deutschland mit Gas und Strom hat oberste Priorität für die Bundesregierung", erklärte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner. "Wir werden sehr schnell zu einem Ergebnis kommen."

Ifo-Präsident Fuest gegen Gaspreisbremse und für gezielte Hilfen

Ifo-Präsident Clemens Fuest hat sich gegen die Einführung einer Gaspreisbremse zur Dämpfung der Energiekosten ausgesprochen. "Die Gaspreisbremse ist nicht das optimale Instrument dafür, weil sie eben vielen zugutekommt, die die Lasten eigentlich selbst tragen müssen", sagte Fuest dem Fernsehsender ntv. Ihm wären direkte Einkommenshilfen für insbesondere einkommensschwache Haushalte und Kredite an besonders leidende Unternehmen lieber. Ein "Heruntersubventionieren" des Gaspreises sei der falsche Weg.

DJG/DJN/AFP/apo

(END) Dow Jones Newswires

September 26, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)