Washington/Berlin (Reuters) - Der überhitzte US-Jobmarkt kühlt sich allmählich ab und liefert der Notenbank Argumente für einen eher moderaten Zinsschritt.

Im Februar kamen 311.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, nach revidiert 504.000 im Januar, wie die Regierung in Washington am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für Februar nur 205.000 neue Stellen vorhergesagt. Die getrennt erhobene Arbeitslosenquote stieg allerdings überraschend von 3,4 auf 3,6 Prozent. An den Terminmärkten wird es vor diesem Hintergrund als eher wahrscheinlich erachtet, dass sich die Zentralbank Fed bei der nächsten Sitzung am 22. März mit einem kleinen Zinsschritt begnügen wird.

Die Arbeitsmarktdaten linderten damit die Zinssorgen der Anleger etwas, auch wenn die Turbulenzen um die in finanzielle Nöte geratene Silicon Valley Bank (SVB) der Wall Street erneut zusetzten. "Für die Börsen ist der heutige Arbeitsmarktbericht sicherlich mehr positiv als negativ", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Enttäuscht könnten nur diejenigen sein, die sich davon eine klare Orientierung zur nächsten Zinserhöhung erwartet hätten: "Der heutige Bericht lässt offen, ob die Fed in zwei Wochen um 25 oder 50 Basispunkte anheben wird", so sein Fazit.

Die Fed will die Inflation im Land eindämmen und mit höheren Zinsen zudem den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen. Sie hat den Schlüsselzins zuletzt im Zuge ihrer Erhöhungsserie um einen Viertel-Prozentpunkt angehoben - auf die Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Nach Ansicht von NordLB-Analyst Bernd Krampen ist mit dem Arbeitsmarktbericht eine Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt deutlich unwahrscheinlicher geworden: "Aber der Arbeitsmarkt - und so die Wirtschaft - präsentieren sich dennoch weiterhin robuster als bei diesen massiven Zinsanhebungen gedacht." 

INFLATIONSDATEN RÜCKEN IN DEN BLICK

Wie Fed-Chef Jerome Powell jüngst betonte, lässt sich die Zentralbank auf ihrem geldpolitischen Pfad von den hereinkommenden Wirtschaftsdaten leiten. Dabei dürften auch die am Dienstag anstehenden Inflationszahlen für Februar in den Blickpunkt der Finanzmärkte rücken. Von Reuters befragte Ökonomen erwarten, dass sich der Preisauftrieb abschwächen wird - auf eine Teuerungsrate von 6,0 Prozent nach 6,4 Prozent zu Jahresbeginn. "Die per saldo soliden Zahlen zum Arbeitsmarkt werden die US-Notenbank darin bestärken, weiter an der Zinsschraube zu drehen", meint Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg. Wie stark, hänge wohl auch von den Inflationszahlen ab.

Mit Blick auf den Inflationsdruck richtet die US-Notenbank ihr Augenmerk auch auf das Lohnwachstum. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im Februar um 4,6 Prozent zum Vorjahr zu, nach 4,4 Prozent im Januar. Zum Vormonat ergab sich im Februar nur noch ein Zuwachs von 0,2 Prozent nach 0,3 Prozent zu Jahresbeginn: "Der überhitzte Arbeitsmarkt hält den Lohn- und Inflationsdruck hoch. Für eine Abkühlung wird die Fed noch stärker auf die Bremse treten müssen", so die Ansicht von Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

(Bericht von: Lucia Mutikani, geschrieben von Reinhard Becker, Mitarbeit Anika Ross, Rene Wagner, redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Lucia Mutikani