Die - von US-Präsident Donald Trump ins Zentrum seiner Wirtschaftspolitik gestellte - Industrie baute sogar Arbeitsplätze ab, ebenso die Einzelhändler und der Staat. Dagegen benötigten vor allem Dienstleister und die Baubranche mehr Mitarbeiter. Die Arbeitslosenquote sank auf das 16-Jahres-Tief von 4,3 Prozent, wie die Regierung am Freitag in Washington mitteilte. Dennoch geriet der Dollar unter Druck, der Euro kletterte auf den höchsten Stand seit November 2016.

Zweifel am Aufschwung weckte der schwache Jobzuwachs nicht. "Er deutet eher auf Vollbeschäftigung und demografische Probleme in den USA hin", sagte der Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim, Martin Moryson. "Die Babyboomer gehen in Rente und es wachsen vergleichsweise weniger junge Leute nach." Ähnlich sieht das der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel: "Der größten Volkswirtschaft der Welt geht es nach wie vor gut, Konjunktursorgen sind fehl am Platz."

Gitzel rechnet deshalb ebenso wie die meisten Experten damit, dass die US-Notenbank (Fed) noch in diesem Monat ihren Leitzins anheben wird. Händler sehen eine 87-prozentige Chance dafür, dass die Fed bei ihrem Treffen Mitte Juni aktiv wird. Sie hatte ihren Leitzins zuletzt im März auf 0,75 bis 1,0 Prozent erhöht. In der zweiten Jahreshälfte dürfte zumindest noch ein weiterer Schritt folgen, sind sich die meisten Experten einig. Die Spekulationen einiger Investoren, wonach die Fed die Zinsen schneller nach oben bewegen könnte, erhielten durch den schwachen Stellenzuwachs einen Dämpfer. Das drückte den Dollar, der bei höheren Zinsen als Anlagehafen an Attraktivität gewinnt.

LOHNENTWICKLUNG BLEIBT MODERAT

Für weitere Zinserhöhungen spricht vor allem die sehr niedrige Arbeitslosenquote, die nahezu Vollbeschäftigung signalisiert. Außerdem entstehen in der Wirtschaft immer noch genug Stellen, um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten: Dafür reichen nach einer Faustregel 75.000 bis 100.000 neue Jobs pro Monat völlig aus. Dagegen steigen die Stundenlöhne mit 0,2 Prozent nur schwach. "Die Lohnentwicklung bleibt moderat", sagte Moryson. "Von ihr geht noch kein Druck auf die Inflationsrate aus." Die Fed kann steigendem Preisdruck mit höheren Zinsen begegnen.

Die Konjunktur hat nach einem schwachen Jahresauftakt zuletzt an Schwung gewonnen. Stieg das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal nur mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 1,2 Prozent, hält der regionale Fed-Ableger von Atlanta im laufenden zweiten Quartal 4,0 Prozent für möglich. Höhere Zinsen können die Gefahr einer Überhitzung eindämmen, da sie Kredite verteuern und damit die Nachfrage drücken.