Mangelnde Klarheit über den weiteren Kurs der Fed verhinderte aber größere Kursgewinne am Donnerstag. "Die Notenbank hat ähnlich wie schon die EZB letzte Woche lediglich die Markterwartungen erfüllt", sagte Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Bauer. "Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr." Dax und EuroStoxx50 legten jeweils etwa ein halbes Prozent auf 12.457,70 und 3551,78 Punkte zu. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gewann ähnlich stark.

Die US-Notenbank senkte am Mittwochabend wie erwartet den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt. Bei der anschließenden Pressekonferenz betonte Fed-Chef Jerome Powell zwar, dass sein Haus bereitstehe, um bei Bedarf die Geldpolitik weiter anzupassen. "Er wies aber gleichzeitig darauf hin, dass er derzeit keine Notwendigkeit für weitere Zinssenkungen sehe", sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.

Dies gab den Finanzwerten Auftrieb, da diese unter niedrigen Zinsen leiden. Der europäische Banken-Index gewann 1,8 Prozent. Die Commerzbank gehörte hier mit einem Kursplus von 3,1 Prozent zu den Favoriten. Die Konjunkturprognosen der US-Notenbanker deuteten aber darauf hin, dass es nicht viel brauche, damit die Fed den Schlüsselsatz weiter senke, sagte Mark Haefele, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank UBS.

ANDERE NOTENBANKEN TASTEN ZINSEN NICHT AN - ROHÖL TEURER

Auch die Beratungen der japanischen, britischen und Schweizer Notenbank (SNB) brachten keine Überraschungen. Alle drei tasteten ihre Schlüsselsätze nicht an. Letztere erhöhte allerdings den Freibetrag, ab dem Geschäftbanken Strafzinsen für Einlagen bei der Notenbank zahlen müssen. Die SNB habe keine weitere Lockerung der Geldpolitik signalisiert, sagte Volkswirt Jörg Angele vom Vermögensverwalter Bantleon. "Dies zeigt einmal mehr, dass die SNB nur noch wenige Pfeile im Köcher hat und vor allem auf die Maßnahmen anderer Notenbanken reagiert." Der Schweizer Währung gab dies zusätzlichen Schub. Im Gegenzug verbilligten sich der Dollar um 0,4 Prozent auf 0,9932 Franken und der Euro um 0,2 Prozent auf 1,0974 Franken.

Am Rohölmarkt verteuerte sich die Sorte Brent aus der Nordsee um 1,3 Prozent auf 64,42 Dollar je Barrel (159 Liter). Den Experten der Beratungsfirma Energy Aspects zufolge sind dies die Nachwehen der Angriffe auf saudiarabische Ölförder-Anlagen vom Wochenende. Das Königreich habe mindestens für die nächsten zweieinhalb Monate keine Reserve-Kapazitäten, um weitere Angebotsausfälle auszugleichen. Gleichzeitig steigen die Spannungen in der Golf-Region, weil Saudi-Arabien und die USA Iran für die Attacken verantwortlich machen.

TRÜBER BRANCHENAUSBLICK MACHT STAHLWERTEN ZU SCHAFFEN

Ein schwacher Branchenausblick trübte die Stimmung im Stahlsektor. Der amerikanische Konzern US Steel schätzt die Marktbedingungen in Europa düster ein. Die Papiere der hiesigen Rivalen ArcelorMittal, Outokumpu und SSAB fielen daraufhin um bis zu 4,5 Prozent. US Steel brachen an der Wall Street zeitweise um knapp 15 Prozent ein. Das ist der größte Kursrutsch seit etwa eineinhalb Jahren.

Die Aktien von Microsoft stiegen dagegen um bis zu 2,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 142,37 Dollar. Der Softwarekonzern will eigene Aktien im Volumen von 40 Milliarden Dollar zurückkaufen.