Wie immer in der Wirtschaft ist alles eine Frage der Perspektive. Je nachdem, welchen Indikator Sie betrachten und ob Sie Energie und Lebensmittel einbeziehen oder nicht, könnten Sie logischerweise zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es daher ratsam, verschiedene Messgrößen zu berücksichtigen, um ein besseres Bild vom Niveau des Preisanstiegs zu erhalten. Die Grafik unten vergleicht die Entwicklung von acht Indikatoren. Einige davon werden von den Fed-Mitgliedern häufiger als andere verwendet.

Quelle: Bloomberg

Insgesamt erreichten die Preise zu Beginn des letzten Jahres 2023 ihren Höhepunkt und sind seitdem spürbar gesunken, von durchschnittlich 7% auf derzeit +/- 4%. Seit 2024 haben sich die Dinge etwas verkompliziert: einige Messgrößen haben begonnen, wieder anzusteigen, insbesondere der CPI Supercore, während andere sich weiterhin abschwächen. Anleger, die das Glas lieber halb voll sehen, konzentrieren sich auf die letzteren und blenden alles aus, was der aktuellen Erzählung entgegensteht. In der jetzigen Lage kann man ihnen das kaum verübeln. Denn es gibt keine ernsthaften Daten, die das seit Oktober 2022 laufende zentrale Szenario widerlegen, welches auf eine Desinflation, gefolgt von mehreren Zinssenkungen bis zum Jahresende und steigenden Gewinnen dank der künstlichen Intelligenz abzielt.

Tatsächlich stagniert die Rendite der 10-jährigen US-Anleihen unter 4,35% und bewegt sich innerhalb einer engen horizontalen Konsolidierungszone, mit 4,20% als erster Unterstützung vor dem Schlüsselniveau von 4,07%, dessen Durchbrechen die letzten Tiefststände bei 3,85% wieder eröffnen würde.