Dubai (Reuters) - Einen Tag vor der Präsidentenwahl im Iran haben zwei Kandidaten aus der Fraktion der Hardliner ihre Bewerbung zurückgezogen.

Der Bürgermeister von Teheran, Aliresa Sakani, und der Leiter der Märtyrerstiftung, Amirhossein Ghasisadeh Haschemi, seien ausgestiegen, berichteten staatliche Medien am Donnerstag. Die beiden Hardliner riefen zur Bündelung der Kräfte auf. Damit bleiben noch vier Kandidaten für die Wahl, die wegen des Todes von Präsident Ebrahim Raisi bei einem Hubschrauberabsturz im Mai nötig wurde. Die beiden wohl aussichtsreichsten Bewerber sind Parlamentspräsident Mohammed Baker Kalibaf und Said Dschalili, der frühere Unterhändler bei den Atomverhandlungen. Beide gehören zur Gruppe der Hardliner in der Islamischen Republik.

Einer Umfrage des Iran Students Polling Centre vom 22. und 23. Juni zufolge hätten Sakani und Ghasisadeh Haschemi voraussichtlich nur 1,7 Prozent beziehungsweise zwei Prozent der Stimmen erhalten. Sakani rief Kalibaf und Dschalili auf, ihre Kräfte zu bündeln und einen Sieg des gemäßigten Kandidaten Massud Peseschkian zu verhindern. "Ich fordere Said Dschalili und Mohammed Baker Kalibaf auf, sich zu vereinen und die Forderungen der revolutionären Kräfte nicht unbeantwortet zu lassen", schrieb Sakani auf der Online-Plattform X.

Dass Kandidaten kurz vor der Abstimmung aus dem Rennen aussteigen, um die Chancen anderer Bewerber ihres Lagers zu erhöhen, ist im Iran nicht ungewöhnlich. Ohnehin sind die Wahlen in der Islamischen Republik starkt reglementiert. Von mehr als 80 Bewerbern hatte der einflussreiche Wächterrat nur sechs zugelassen. Peseschkian ist ein Parlamentsabgeordneter der Reformer und war früher Gesundheitsminister. Er ist der einzige, der nicht zur Gruppe der Hardliner und strikt Konservativen gehört.

Ajatollah Ali Chamenei, das geistliche und politische Oberhaupt des Irans, hat dafür Sorge getragen, dass Kandidaten, die seine erzkonservativen Ansichten teilen, den Wahlkampf dominieren. Der Präsident des Landes ist verantwortlich für das tägliche politische Geschäft. In allen wesentlichen Belangen hat aber der Oberste Führer letztlich das Sagen - Ajatollah Chamenei. Er und nicht der Präsident entscheidet über alle wichtigen Angelegenheiten des Staates, also auch die Atom- und Außenpolitik, und fungiert als Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Traditionell ist der Präsident in den Prozess der Wahl des Obersten Führers eingebunden. So galt der tödlich verunglückte Raisi als Nachfolger des 85-jährigen Chamenei.

(Reuters-Büro Dubai, geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)