PALO ALTO (dpa-AFX) - Das Auf und Ab beim Elektroautobauer Tesla setzt sich auch im neuen Jahr fort. Massive Produktionsprobleme beim Mittelklassewagen Model 3 waren 2018 nur eine von vielen Herausforderungen. "Das Autogeschäft ist die Hölle", twitterte Tesla-Chef Elon Musk im April. Die Produktion läuft nun größtenteils wie geplant, doch jetzt kommt die nächste große Hürde: Tesla muss nachhaltig profitabel werden. Die neuesten Entwicklungen bei dem Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft.

DAS IST LOS BEI TESLA:

Vor rund drei Monaten schaffte Tesla vermeintlich den großen Durchbruch und legte Rekordzahlen vor. Der Elektroautobauer erwirtschaftete im dritten Quartal 2018 einen Überschuss von 312 Millionen Dollar - der größte Gewinn der Firmengeschichte und überhaupt erst der dritte Quartalsgewinn seit Gründung. Firmenchef Elon Musk sagte anschließend dem Tech-Blog "Recode", dass der Konzern weiter hart arbeiten müsse, "aber ich denke, wir sind über den Berg."

Zu Beginn des neuen Jahres wird diese Aussage auf eine harte Probe gestellt. Im vierten Quartal hat Tesla zwar so viele Elektroautos ausgeliefert wie noch nie, allerdings hat das Unternehmen mit 90 700 Fahrzeugen die Erwartungen der Experten trotzdem nicht erreicht. Außerdem stellte Musk für das Schlussquartal nur "mit etwas Glück" einen "kleinen Profit" in Aussicht. Der auch von Sondereffekten begünstigte dicke Gewinn aus dem dritten Quartal wird also vorerst ein Einzelfall bleiben.

Zudem kostet der Hoffnungsträger Model 3 immer noch weit mehr als die von Elon Musk versprochenen 35 000 Dollar, mit denen er das Elektroauto in den Massenmarkt bringen will. Der Konzern muss also Kosten einsparen und gleichzeitig die Produktion weiter hochfahren. Vergangene Woche hat Tesla einen großen Stellenabbau angekündigt: Die Anzahl der Vollbeschäftigten soll um 7 Prozent gekürzt werden, allerdings stieg die Zahl der Mitarbeiter im vergangenen Jahr auch um satte 30 Prozent an. "Der Weg vor uns ist sehr schwierig", schrieb der Tesla-Chef dazu im Firmen-Blog. Immerhin hat die niederländische Behörde RDW am Dienstag die Zulassung des Model 3 in Europa verkündet, erste Autos sollen schon im Februar nach Deutschland ausgeliefert werden - eine positive Nachricht inmitten vieler Probleme.

Denn obendrein kämpft Musk weiter mit den Folgen seines missglückten Plans, Tesla von der Börse zu nehmen. Weil die amerikanische Börsenaufsicht SEC zu dem Schluss kam, dass er bei seinen Gedankenspielen zur Privatisierung Teslas im Sommer bei Twitter falsche Angaben machte, musste der Unternehmer bereits eine Strafe zahlen und den Vorsitz im Verwaltungsrat abgeben. Im Dezember sagte Musk in einem TV-Interview, er respektiere die SEC nicht und habe sich nur aus Respekt vor dem Rechtssystem ihren Forderungen gebeugt. Es laufen weiter Anlegerklagen mit dem Vorwurf der Marktmanipulation.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die Absatzzahlen des vierten Quartals wurden von den Experten fast durchweg negativ aufgenommen. Auch der angekündigte rückläufige Gewinn deckt sich mit den Prognosen der meisten Analysten. Eine Vielzahl der aktuellen Studien zu Tesla spricht eine Verkaufsempfehlung für die Aktie aus, beispielsweise die der Schweizer Großbank UBS. Auch die US-Bank JPMorgan rät Anlegern zum Verkauf der Tesla-Aktie. David Tamberrino, Analyst bei Goldman Sachs, erwartet 2019 ein weiteres holpriges Jahr für den Elektroautobauer.

Die Analysten wurden außerdem von Teslas überraschenden Kaufanreizen für US-Kunden vor den Kopf gestoßen. Nach einer Kürzung der staatlichen Förderprämie für Elektroautos hatte Tesla angekündigt, die Preise in den USA um 2000 Dollar pro Fahrzeug zu senken. Analyst Brian Johnson von der britischen Investmentbank Barclays schlussfolgerte daraus, dass die Nachfrage für Tesla-Autos wohl nicht so hoch wie gedacht sei. Auch bei RBC-Analyst Joseph Spak führten die Preissenkungen zu Fragezeichen mit Blick auf Nachfrage und Profitabilität. Zumal Tesla am Mittwoch bekanntgab, die Produktion der luxuriöseren und damit profitableren Fahrzeugmodelle zugunsten des Model 3 zurückzufahren.

Und obwohl Firmenchef Elon Musk nicht müde wird zu betonen, dass Tesla keine neuen Geldspritzen braucht, bleibt die Kapitaldecke angesichts der hohen Ausgaben relativ dünn. "Tesla stand während des Anlaufs der Model-3-Produktion wirklich einer ernsthaften Todesgefahr gegenüber", räumte Musk in einem TV-Interview ein. Man habe wie verrückt Geld verloren und kurz vor der Pleite gestanden. Eine Zeit, die auch an Musk selbst nicht spurlos vorbeiging: Er bezeichnete sich selbst schon als manisch-depressiv, kiffte vor laufender Kamera, wurde bei Twitter regelmäßig ausfällig und blaffte Analysten in Telefonkonferenzen an.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Der angekündigte Stellenabbau und die Gewinnkürzung schickten die Tesla-Aktie am vergangenen Freitag auf Talfahrt. Vom im Juni 2017 erreichten Rekordhoch von 383 Dollar ist sie meilenweit entfernt. Die Aktie ist auch unter das durchschnittliche Kursziel der im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten gerutscht, das bei 312,25 Dollar liegt.

Zum Börsengang von Tesla vor nunmehr fast neun Jahren hatte die Aktie lediglich 17 Dollar gekostet, die Marktkapitalisierung lag bei 226 Millionen Dollar. Mittlerweile ist der Börsenwert des Elektroautobauers trotz des jüngsten Einbruchs auf rund 50 Milliarden Dollar gestiegen. Damit liegt er zwar deutlich hinter Volkswagen mit über 80 Milliarden Dollar, aber ungefähr auf dem Niveau von General Motors und BMW, außerdem deutlich vor Ford. Und das, obwohl die großen Autobauer mit ihren Absatzzahlen im Vergleich zu Tesla in einer völlig anderen Liga spielen./niw/elm/fba