Buenos Aires (Reuters) - Trotz der geplanten Schließung der Zentralbank hat der künftige argentinische Präsident Javier Milei einen neuen obersten Währungshüter ernannt.

Der Ökonom Santiago Bausili werde die Notenbank führen, sagte Milei am Mittwoch und bestätigte damit einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Bausili ist ein früherer Finanzminister und gilt als enger Verbündeter des künftigen Wirtschaftsministers Luis Caputo, der 2018 für wenige Monate die Zentralbank leitete.

Im Wahlkampf hat Milei eine wirtschaftliche Schocktherapie für das mit hohen Inflationsraten, einer Konjunkturkrise und zunehmender Armut kämpfende südamerikanische Land angekündigt. Nach seinem Sieg bei der Präsidentenwahl hatte der Rechtspopulist versichert, seine Ankündigung umzusetzen und die Zentralbank zu schließen. Dieses Wahlkampfversprechen sei "nicht verhandelbar", betonte Milei, der sein Amt am 10. Dezember antreten wird.

Seit seinem Sieg bei der Stichwahl im vergangenen Monat hat Milei jedoch eine pragmatischere Haltung eingenommen. Er will sich demnach vor allem auf den Abbau des Haushaltsdefizits konzentrieren. Zugleich deutete er an, es mit der Abschaffung der Landeswährung Peso zugunsten einer Bindung an den US-Dollar nicht eilig zu haben.

Das südamerikanische Land kämpft seit Jahren mit einer schweren Wirtschaftskrise. Die Teuerungsrate lag zuletzt bei mehr als 140 Prozent. Analysten sehen die Inflationsrate einer Umfrage der Zentralbank zufolge bis Jahresende auf 185 Prozent steigen. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte demnach in diesem Jahr um zwei Prozent schrumpfen. Dazu trägt die Dürre bei, welche die Mais- und Sojaernte um die Hälfte reduziert hat. Zusammen mit der dreistelligen Inflationsrate dürfte dies zu einem Anstieg der Armut führen. Bereits jetzt leben zwei Fünftel der Argentinier unterhalb der Armutsgrenze, da ihre Gehälter und Ersparnisse von den enormen Preissteigerungen aufgezehrt werden.

(Bericht von Gabriel Araujo, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)