Zürich (AWP) - Der Luxusgüterkonzern Richemont wird am Donnerstag, 12. Januar die Umsatzzahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 (Oktober bis Dezember) präsentieren. Zum AWP-Konsens haben insgesamt neun Analysten beigetragen.

Q3 2016/17E
(in Mio EUR)     AWP-Konsens    Q3 15/16A 

Gruppenumsatz      2'959            2'927
- Schmuck          1'647            1'603
- Uhren              780              826

FOKUS: Mit Spannung warten Analysten und Marktteilnehmer auf die Richemont-Umsatzzahlen zum Weihnachtsquartal. Sie dürften Hinweise zu der Frage liefern, ob der allgemein seit rund zwei Jahren anhaltende Nachfragerückgang nach Schweizer Uhren auf ein Ende zusteuert und im laufenden Jahr sogar mit wachsenden Uhrenexporten zu rechnen ist.

Die meisten Analysten gehen in ihren Schätzungen davon aus, dass der Umsatz der Richemont-Gruppe in den Monaten Oktober bis Dezember zugenommen hat. Der Treiber dazu dürfte die Schmucksparte mit den Marken Cartier und Van Cleef & Arpels gewesen sein. Bei den Uhrenmarken wird dagegen weiterhin mit rückläufigen Umsätzen gerechnet.

ZIELE: Für Aufsehen an den Märkten hatte Richemont-Verwaltungsratspräsident Johann Rupert Anfang November anlässlich der Analystenkonferenz zum ersten Halbjahr 2016/17 gesorgt. Rupert liess durchblicken, dass sich das Geschäft in Festlandchina, Hong Kong und Macau zusammengenommen im Oktober positiv entwickelt hat. Diese für die Uhrenindustrie wichtigen Absatzmärkte hatten sich davor stark rückläufig entwickelt. Am Markt wurden Ruperts Aussagen als mögliche Trendwende gedeutet.

PRO MEMORIA: Im ersten Halbjahr 2016/17 (April bis September) sank der Umsatz von Richemont um 13% auf 5,09 Mrd EUR. In Lokalwährungen gerechnet gingen die Verkäufe um 12% zurück. In der grössten Region Asien Pazifik, die für 35% des Gruppenumsatzes steht, ist der Umsatz zu konstanten Währungen um 8% gesunken, in der Region Americas belief sich das Minus auf 5%. Im Vergleich dazu lag der Rückgang in Europa (Anteil 31%) bei 17%.

Laut der letzten, kurz vor Weihnachten publizierten Statistik des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH), sind die Exporte von Schweizer Uhren im Monat November gegenüber dem Vorjahr um 5,6% auf 1,86 Mrd CHF zurückgegangen. Real betrug das Minus 8,7%. Nach elf Monaten resultiert ein Rückgang von nominal 10% auf 17,7 Mrd CHF.

Während sich die Lage in Hongkong und China im November weiter stabilisiert hat, sind die Ausfuhren von Schweizer Uhren in die USA und in die meisten europäischen Märkte nach wie vor unter Druck geblieben. Eine Ausnahme bildete da Grossbritannien, wo die Uhrenhändler nach der Brexit-Abstimmung von der anhaltenden Pfund-Schwäche profitieren. Die dadurch wachsenden Tourismuszahlen wirken sich auch positiv auf die Luxusgüterindustrie aus.

Im Oktober sank das Exportvolumen gegenüber dem Vorjahr um 329 Mio bzw. 16,4% auf 1,677 Mrd CHF. Real betrug das Minus gar 21,6%. Bereits in den Monaten davor hatten sich die Uhrenexporte markant rückläufig entwickelt. Im September nahmen sie um nominal 5,7% (real: -10,9%) ab, im August um 8,8% (-11%) sowie im Juli um 14% (real -21%).

Mitte November hatte die Gewerkschaft Unia kommuniziert, dass bei Richemont zusätzlich rund 210 Stellen abgebaut werden. Vom Abbau betroffen seien primär Mitarbeiter der Uhrenmarken Piaget und Vacheron Constantin. Die Stellenreduktion soll innerhalb des laufenden Sozialplans bis am 21. Februar durchgeführt werden. Bereits Anfang 2016 hatte Richemont den Abbau von bis zu 350 Stellen, vornehmlich bei der Marke Cartier, angekündigt. Mitte Mai hiess es von der Unia, tatsächlich habe es weniger als 100 Kündigungen gegeben.

Derweil kommt es im laufenden Jahr in der Geschäftsleitung von Richemont ebenfalls zu einschneidenden Veränderungen. Per Ende März 2017 wird CEO Richard Lepeu in den Ruhestand treten. Die operative Leitung übernimmt ab dann Johann Rupert in seiner Funktion als Executive Chairman, ein CEO-Nachfolger wird nicht gesucht. Auch CFO Gary Saage verlässt das Unternehmen, und zwar per Ende Juli 2017. Die Nachfolge wird sein Stellvertreter Burkhart Grund antreten.

Zudem wurden IWC-Chef Georges Kern zum Leiter 'Watchmaking, Marketing and Digital', sowie Montblanc-CEO Jérôme Lambert zum Head of Operations ernannt. Bei IWC übernimmt Christoph Grainger, der seit zehn Jahren verschiedene Positionen bei der Schaffhauser Uhrenmanufaktur inne hatte, das Amt des CEO. Bei Montblanc heisst der neue CEO Nicolas Baretzki, der davor als Executive Vice President Sales bei Montblanc tätig war.

AKTIENKURS: An der Börse hat die Richemont-Aktie das vergangene Jahr mit einem Minus von 6,4% abgeschlossen und damit ähnlich viel verloren wie der Leitindex SMI. Gut verlief dagegen der Start ins neue Börsenjahr. Mit der Hoffnung auf eine Verbesserung der Nachfrage, kletterten die Titel in wenigen Tagen um über 5% in die Höhe.

Homepage: www.richemont.com

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