Chinas JD.com befördert Lei Xu zum CEO, während Gründer Liu zurücktritt

JD.com Inc. hat am Donnerstag seinen Präsidenten Lei Xu zum Chief Executive Officer befördert und damit die Nachfolge des Gründers Richard Liu angetreten. Damit hat er offiziell die Leitung des chinesischen E-Commerce-Unternehmens übernommen, nachdem er diese Funktion mehrere Monate lang innehatte.

Xu, der seit mehr als einem Jahrzehnt bei JD.com arbeitet, wird den Spitzenjob sofort antreten, teilte das Unternehmen in einer Erklärung mit und fügte hinzu, dass er auch dem Vorstand als Executive Director beitreten wird.

Xus Ernennung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem JD.com mit einem verlangsamten Wachstum zu kämpfen hat, da der Wettbewerb zunimmt und die Verbraucherausgaben angesichts verschärfter Vorschriften in China, die E-Commerce-Plattformen ins Visier genommen haben, zurückgehen.

JD.com hat in letzter Zeit Arbeitsplätze abgebaut und die Entlassungen im März ausgeweitet, wie auch andere chinesische Technologieunternehmen, die ihre Belegschaft reduzieren, um die Kosten in einer schwächeren, von einer Pandemie heimgesuchten Wirtschaft zu senken. Die in den USA notierten Aktien von JD.com haben sich seit ihrem Höchststand im Februar 2021 fast halbiert.

Reuters berichtete letzten Monat, dass die chinesischen Internetgiganten Alibaba Group und Tencent Holdings sich auf Entlassungsrunden in diesem Jahr vorbereiten, bei denen Zehntausende von Arbeitsplätzen wegfallen könnten.

Das E-Commerce-Kerngeschäft von JD.com sei nach wie vor solide und die Entlassungen fänden in den Randbereichen statt, sagte Liu Xingliang, Präsident der Tech-Beratungsfirma China Internet Data Center.

"Richard Liu übergibt den Staffelstab an Xu Lei, der sich um das Tagesgeschäft kümmern wird", sagte er.

Richard Liu, der das Unternehmen, aus dem später JD.com hervorging, 1998 gründete und vor einigen Jahren die, wie er sagte, "Faulenzer" in seiner Firma anprangerte, wird mehr Zeit mit der Betreuung des jüngeren Managements verbringen und sich auf das Geschäft des Unternehmens in ländlichen Gebieten konzentrieren.

Mit 80% seines Stimmrechtsanteils gemäß dem Jahresbericht 2020 des Unternehmens und einem Anteil von fast 14% wird Liu Vorsitzender des Verwaltungsrats bleiben.

Liu hat sich allmählich aus dem Rampenlicht zurückgezogen, nachdem er 2018 von einer Studentin der University of Minnesota der Vergewaltigung beschuldigt worden war. Seine Vertreter beteuerten seine Unschuld und Liu wurde nicht angeklagt, weil die US-Behörden nicht genügend Beweise für die Anschuldigungen sammeln konnten.

Im vergangenen September hatte JD.com angekündigt, dass Liu sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und diese Aufgaben an Xu übergeben würde, um sich auf die langfristige Strategie von JD.com zu konzentrieren.