FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kritik am Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, wächst. Nach Informationen des "Manager-Magazins" (Freitag) gehen Großaktionäre angesichts von Rekordverlust, Dividendenausfall und eines Einbruchs des Aktienkurses auf Distanz zum Österreicher, der seit 2012 an der Spitze des Kontrollgremiums steht und bis 2017 gewählt ist. Eine zweite Amtszeit Achleitners könnte damit unwahrscheinlicher werden. Ein Sprecher der Bank wollte das nicht weiter kommentieren. "Das entscheidet die Hauptversammlung zu gegebener Zeit."

Vor allem Scheich Hamad bin Jassim bin Jabor, Mitglied von Katars Herrscherfamilie al-Thani, dringe auf eine Veränderung. "Achleitner wird nicht Teil der Zukunft der Deutschen Bank über 2017 hinaus sein", zitiert das Magazin aus dem Umfeld des Investors, der genauso wie sein Cousin Hamad bin Khalifa 3,05 Prozent der Deutsche-Bank-Aktien hält. Die Kataris waren vor zwei Jahren bei einer Kapitalerhöhung zum Großaktionär der Bank aufgestiegen. Für die diesjährige Hauptversammlung am 19. Mai hätten die Investoren noch einen Burgfrieden versprochen. Danach aber solle sich Achleitner selbst rasch auf die Suche nach Ersatz begeben.

Die Investoren kreiden Achleitner an, dass er zu lange an Ex-Vorstandschef Anshu Jain festgehalten und ihnen zu oft versprochen habe, dass die Deutsche Bank das Schlimmste überstanden habe. Al-Thani wolle endlich Rendite sehen, sagten Insider und Geschäftspartner des Scheichs dem Magazin zufolge: "Wenn Versprechen nicht eingehalten werden, fühlt er sich persönlich beleidigt." Laut Zeitschrift sollen auch "andere namhafte Großinvestoren" unzufrieden mit Achleitners Arbeit sein. Größter Aktionär neben den al-Thanis ist der US-Vermögensverwalter Blackrock, der 6,8 Prozent hält.

Achleitner war 2012 praktisch parallel zu den beiden Vorstandschef Jain und Jürgen Fitschen an die Spitze des Aufsichtsrats der Deutschen Bank gekommen. Erst nach der Hauptversammlung im vergangenen Jahr, als das Management nur mit 61 Prozent entlasteten, zog er die Notbremse. Ende Juni musste Jain gehen, für Fitschen ist nach der Hauptversammlung in diesem Jahr Schluss. Dann wird der als Sanierer geholte Brite John Cryan allein die Bank führen./enl/stb