BONN (awp international) - Telekom-Chef Tim Höttges hat angesichts der geplanten milliardenschweren Übernahme von Unitymedia durch Vodafone vor weniger Wettbewerb im Breitbandmarkt gewarnt. Der Vorstandsvorsitzende des grössten europäischen Telekommunikationskonzerns Deutsche Telekom sprach am Mittwoch in Bonn von einer "Remonopolisierung des Kabelmarkts" in Deutschland, sollte die 18,4 Milliarden Euro schwere Übernahme von Liberty-Global-Teilen in Europa eine Genehmigung erhalten. Vodafone-Konzernchef Vittorio Colao hielt dagegen: Die Telekom sei auf Sicherung ihrer eigenen Marktmacht bedacht.

"Ich persönlich werde dafür kämpfen, dass wir im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Kunden alles tun werden, nicht benachteiligt zu sein", sagte Höttges in einer Telefonkonferenz. "Ich finde diese Transaktion wettbewerbsverzerrend." Den Telekom-Chef ärgert, dass er von der Bundesnetzagentur in vielen Bereichen dazu angehalten ist, Wettbewerbern den Zugang zum eigenen Netz zu verschaffen, mit dem diese eigene Tarife verkaufen können. Im Kabelnetz ist das bisher nicht vorgesehen.

"Hier entsteht ein Wettbewerber zur Telekom, so ein Gigant, der mit konvergenter Netztechnologie prahlt", sagte Höttges mit Blick auf das Bündelangebot aus Breitband-Internet, Telefon und Fernsehen, das Vodafone mit dem Zukauf dann flächendeckend in ganz Deutschland anbieten will. Die Telekom musste sich vom Fernsehkabel bei der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes um die Jahrtausendwende herum trennen, weil eine zu grosse Marktmacht befürchtet wurde. Dabei wurde das Kabel zunächst auch in drei Teile zerlegt.

Im Finanzsender Bloomberg TV befand Höttges den Deal zudem für "total inakzeptabel". Fast 60 Prozent des TV-Marktes würden künftig von einem Kabelnetzbetreiber kontrolliert. Er stellte die Frage, ob das gut für die Demokratie und die Medienunternehmen in der Gesellschaft sei.

Vodafone-Konzernchef Vittorio Colao wetterte: "Es scheint, dass Tim Höttges und die Deutsche Telekom auf einer Mission sind, die eigene Dominanz zu schützen und auszuweiten", sagte er in einer Telefonkonferenz. Die Telekom sei in 70 Prozent aller deutschen Haushalte vertreten und wolle Konkurrenten nicht den gleichen Zugang gewähren. "Das ist nicht im Sinne von Verbrauchern, sondern im Sinne der Deutschen Telekom."

Der Dax-Konzern bietet heute nicht über das Kabelnetz, sondern über seine Kupfer- und Glasfaserleitungen und im Mobilfunk ebenso Bündelprodukte aus Internet, Fernsehen und Telefonie an. Mit einem Zusammenschluss der beiden Kabel-Rivalen dürfte der Wettbewerbsdruck für die Telekom zunehmen. Vodafone besitzt seit 2014 den damals noch Kabel Deutschland getauften Kabelbetreiber.

Vodafone hatte am Mittwoch bekanntgegeben, die Kabelnetze des Kabelriesen Liberty Global in Deutschland, Tschechien, Rumänien und Ungarn übernehmen zu wollen. Die zu übernehmenden Sparten haben demnach inklusive Schulden einen Wert von 18,4 Milliarden Euro. Vodafone rechnet mit dem Abschluss des Deals bis Mitte kommenden Jahres, die Aufsichtsbehörden müssen dem Vorhaben noch zustimmen./men/stw/jha/