FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger von Adidas haben am Mittwoch recht besonnen auf die Zusage für einen staatlichen Milliardenkredit reagiert. Die Aktien des Sportartikelherstellers waren zwar im frühen Handel um zeitweise fast 3,5 Prozent eingebrochen, machten jedoch im Verlauf einen guten Teil ihrer Verluste wett.

Bis zum späten Vormittag gaben die Papiere noch um 2,09 Prozent auf 220,20 Euro nach und verzeichneten damit in etwa so hohe Verluste wie der deutsche Leitindex Dax. Börsianern zufolge verdeutlicht die Kreditzusage zwar, wie sehr Adidas derzeit von der Virus-Krise beeinträchtigt wird; andererseits jedoch wurde auch Verständnis für die Maßnahme laut.

Die Herzogenauracher holen sich wegen der Corona-Krise bis zu 3 Milliarden Euro frisches Geld - darunter 2,4 Milliarden von der staatlichen Förderbank KfW. Der Schritt macht den Konzern nun bei der Liquidität wieder flexibler. Zu den Konditionen des KfW-Kredits gehört, dass Adidas während der Laufzeit keine Dividende zahlen darf.

Die Maßnahme belegt nach Einschätzung von Analyst Volker Bosse von der Baader Bank auf dramatische Weise den Ernst der gegenwärtigen Lage. Die Corona-Pandemie treffe selbst gesunde Unternehmen schwer. Marktsegmente von Adidas, die insgesamt 60 Prozent aller Aktivitäten ausmachten, seien wegen des Virus quasi komplett stillgelegt.

Adidas hatte zwar schon vor zwei Wochen erklärt, die Corona-Krise nur durchstehen zu können, wenn frisches Geld fließe. Die Höhe des nun in Anspruch genommenen Kredits überraschte nun jedoch negativ. Analyst Cedric Lecasble von Mainfirst etwa wies darauf hin, dass die Nachrichtenagentur Bloomberg Anfang April noch mit lediglich ein bis zwei Milliarden Euro staatlicher Hilfe gerechnet habe. Der Fachmann Adam Cochrane von der Citigroup schrieb, die Höhe des Kreditvolumens könnte nun die Anleger mit Blick auf das Profitabilitätsziel für dieses Jahr etwas beunruhigen.

Vorstandschef Kasper Rorsted betonte, die in Anspruch genommenen Kredite sollen so schnell wie möglich inklusive Zinsen und Gebühren zurückgezahlt werden. Der Experte Jörg Philipp Frey vom Analysehaus Warburg Research sah dafür auch einen großen Anreiz: So würden ausstehende Anleihen von Adidas mit Laufzeitende im Oktober 2021 aktuell mit rund 1,25 Prozent rentieren, wohingegen der Kreditzins wegen der Einbeziehung der KfW wohl bei deutlich unter 2 Prozent, aber wahrscheinlich immer noch über der Anleihenrendite liegen dürfte.

Andere Fachleute betonten eher die positiven Aspekte des Kredits. Dank der Spritze der Förderbank KfW verfügten die Herzogenauracher in der Corona-Krise nun wieder über ausreichend liquide Mittel, schrieb etwa Jürgen Kolb vom Analysehaus Kepler Cheuvreux. Ein Händler sprach von einer insgesamt vernünftigen Maßnahme. Cash sei aktuell nicht mehr so flexibel wie zuvor, so dass Bargeld nicht mehr so rasch zwischen Ländern hin- und hergeschoben werden könne.

Analyst Cedric Rossi von Bryan Garnier zeigte sich überzeugt, dass Adidas im zweiten Halbjahr wieder auf die Beine kommt. Sportartikel und Outdoor-Marken dürften von Kunden wieder besonders nachgefragt werden, wenn sie nach Wochen der Ausgangssperren und Kontaktverbote wieder verstärkt unterwegs seien.

Zunächst jedoch müssen die Adidas-Anleger weiter damit zurechtkommen, dass die Corona-Krise den jahrelangen Höhenflug der Aktien jäh gestoppt hat. Nachdem die Aktien noch im Januar bei gut 317 Euro ein Rekordhoch erreicht hatten, hatten sie im Zuge der Krise zwischenzeitlich fast die Hälfte an Wert eingebüßt. Aktuell jedoch haben sie bereits wieder die 21-Tage-Durchschnittslinie deutlich hinter sich gelassen, die als Indikator für den kurzfristigen Trend gilt./la/bek/jha/