(neu: Schlusskurse)

NEW YORK (dpa-AFX) - Ein starkes Weihnachtsgeschäft und boomende Cloud-Services waren den Anlegern von Amazon am Freitag nicht gut genug. Auch wenn die Zahlen für das vierte Quartal die Erwartungen deutlich übertrafen, sanken die Papiere des Handelsgiganten um 5,38 Prozent auf 1626,23 US-Dollar.

Eine Schwachstelle fanden die Anleger im Ausblick auf das erste Quartal des neuen Jahres. Die Erlöse dürften dann laut Amazon zwischen 56 Milliarden und 60 Milliarden Dollar liegen, was Händlern zufolge ein schwächeres Wachstum verspricht als am Markt erwartet. Dieser versteifte sich dabei Experten zufolge auf die für 2019 angekündigten Ausgabensteigerungen.

Finanzchef Brian Olsavsky stellte die Anleger auf höhere Investitionen ein, die im aktuellen Geschäftsjahr die Bilanz belasten könnten. JPMorgan-Analyst Douglas Anmuth betonte allerdings, dass es ihm Sorgen bereiten würde, wenn Amazon bei den Ausgaben zurückhaltend agieren würde. Dies wäre dann ein Indiz dafür, dass es an investierbaren Wachstumsmöglichkeiten mangele.

In den Augen von Lloyd Walmsley von der Deutschen Bank gibt es in den Zahlen viele positive Details, aber auch welche, die weitere Fragen bezüglich des Umsatzwachstums aufwerfen. Schwäche hätten unter anderem die eigenen Einzelhandelsfilialen gezeigt, aber auch die Abo-Services oder die unter den sonstigen Umsätzen aufgeführten Werbeerlöse. Andere Börsianer verwiesen als Schwachpunkt auf ein gesunkenes Wachstum im internationalen Geschäft.

Der Kursrutsch bei Amazon hinterließ seine Spuren im ganzen Handelssektor, wie Kursverluste von bis zu 3,3 Prozent bei Walmart, Target oder Costco zeigten. Ein Rückschlag für die Branche kam auch aus Indien - ein Land, für das Amazon und Walmart große Pläne haben. Berichtet wurde von neuen Regularien für den dortigen Internethandel, die das Potenzial in dem Wachstumsmarkt massiv einschränken könnten.

Die Kursreaktion bei Amazon folgte auf zuletzt gut aufgenommene Ergebnisse der anderen großen Nasdaq-Werte aus den USA. Am Mittwoch hatte Apple den Markt überzeugt, am Donnerstag folgte Facebook mit einem Kursfeuerwerk. Bei beiden Unternehmen hatte sich Erleichterung breit gemacht, dass Sorgen um den iPhone-Absatz beziehungsweise den Datenskandal die Geschäfte nicht sonderlich beeinträchtigt hatten.

Bei Amazon dagegen war zuletzt alles fein, was die geschäftlichen Perspektiven betrifft. Insofern haben sich die Papiere im Wettlauf zuletzt auch etwas besser gehalten als Apple oder Facebook. Während deren Aktien seit ihren 2018 erreichten Rekorden um bis zu 28 Prozent abgerutscht sind, beträgt das Minus bei Amazon in dieser Zeit "nur" knapp 20 Prozent. Anfang September hatte der Handelsgigant mit einem Rekord von 2050 Dollar für Aufsehen gesorgt, weil die Aktie zeitweise den Börsenwert von mehr als einer Billion US-Dollar knackte./tih/he