Der vereinbarte Deal werde "Deutschlands ersten Crossmedia-Champion schaffen", sagte RTL-Chef Thomas Rabe, nachdem er in diesem Jahr eine Reihe von Deals zur Fusion oder zum Verkauf seiner TV-Aktivitäten in Frankreich und den Benelux-Ländern eingeleitet hatte.

Rabe, der auch an der Spitze von Bertelsmann steht, hat eine Strategie zur Konsolidierung der nationalen Fernsehmärkte in Europa angesichts der Konkurrenz durch US-Streaming-Giganten wie Netflix und Amazon Prime eingeleitet.

Sein bisher größter Schachzug war die Fusion der französischen RTL-Einheit M6 mit TF1. Der Deal wurde weithin als Vorspiel für eine deutschlandweite TV-Fusion mit ProSiebenSat.1 Media interpretiert.

In einem Telefongespräch mit Journalisten schloss Rabe die Möglichkeit eines Zusammenschlusses mit dem Münchner Sender ProSieben aus und fügte hinzu, dass RTL zunächst seine laufenden Geschäfte abwickeln müsse.

"In den nächsten zwei oder drei Jahren würde ich nicht ausschließen, dass wir uns ProSieben annähern können", sagte Rabe gegenüber Reportern.

Er fügte hinzu, dass der französische und der niederländische Deal zunächst von den Kartellbehörden genehmigt werden müssten. Sollte diese Genehmigung erteilt werden, würde dies einen wichtigen Präzedenzfall für eine mögliche TV-Kopplung in Deutschland schaffen.

ProSieben, an dem die italienische Mediaset eine große Minderheitsbeteiligung hält, wird weithin als Fusionsziel angesehen, obwohl CEO Rainer Beaujean sagt, dass das Unternehmen eine tragfähige Zukunft als diversifiziertes digitales Unternehmen hat.

AUFRÄUMEN

Der Gruner + Jahr-Deal kommt einer internen Umstrukturierung der journalistischen Geschäfte der Bertelsmann-Gruppe gleich, bei der Titel wie das Nachrichtenmagazin Stern und die Frauenzeitschrift Brigitte mit dem deutschen Sendebetrieb von RTL zusammengelegt werden.

RTL schätzt, dass dadurch Synergien von rund 100 Millionen Euro pro Jahr entstehen werden.

RTL meldete auch eine starke Erholung seines Geschäfts im zweiten Quartal, mit einem Umsatzanstieg von 36 % gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, als die Koronavirus-Pandemie die europäischen Regierungen dazu veranlasste, ihre Volkswirtschaften abzuschotten.

Die TV-Werbeeinnahmen stiegen im zweiten Quartal um 65%, ähnlich wie beim deutschen Konkurrenten ProSiebenSat.1 Media, der am Donnerstag einen siebenfachen Gewinnanstieg verzeichnete.

RTL hob seine Umsatzprognose für das Jahr von 6,2 Milliarden Euro auf 6,5 Milliarden Euro an und erhöhte seine Prognose für den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) von 975 Millionen Euro auf 1,05 Milliarden Euro.

RTL hat sich für sein globales Content-Geschäft Fremantle außerdem das langfristige Ziel gesetzt, bis 2025 durch organisches Wachstum und Akquisitionen einen Jahresumsatz von 3 Milliarden Euro zu erreichen.

(1 Dollar = 0,8457 Euro)