- von Jörn Poltz und Alexander Hübner und Alexandra Schwarz-Goerlich

Der Vorstand des Münchner Lichtkonzerns beschloss am Montag, mit AMS über einen Fusionsvertrag zu verhandeln. Das vorgelegte Finanzierungskonzept erscheine "verbindlich und tragfähig", teilte Osram mit. Bisher hatte der Vorstand um Olaf Berlien die Offerte des Unternehmens aus Premstätten bei Graz als unseriös angezweifelt und sich hinter das Angebot der Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle gestellt. Osram habe "in der Vergangenheit berechtigte Bedenken geäußert", sagte AMS-Chef Alexander Everke. Er hoffe, diese mit der Offerte ausgeräumt zu haben. AMS will bis zu 4,3 Milliarden Euro inklusive Schulden für die angeschlagene frühere Siemens-Tochter zahlen. Mit 38,50 Euro je Aktie überbietet AMS die Offerte der beiden Finanzinvestoren um zehn Prozent.

Allerdings drängt die Zeit. AMS will bereits am Donnerstag das offizielle Übernahmeangebot vorlegen. Vorher müsste Osram allerdings ein Stillhalteabkommen aufheben, das AMS bis Juni 2020 verbietet, eine Offerte für das Münchner Unternehmen zu unterbreiten. Die Österreicher hatten Anfang Juni in die Bücher von Osram geschaut, danach aber zunächst kein Angebot vorgelegt. Erst nachdem Bain und Carlyle ihre Übernahmepläne konkretisiert hatten, meldete sich AMS wieder - war aber in München zunächst auf Ablehnung gestoßen. Auch jetzt will der Osram-Vorstand erst die Verhandlungen abschließen, bevor er auf das Übernahme-Verbot verzichtet.

Nach den Vorstellungen von AMS sollen die Osram-Aktionäre die Offerte noch vor dem 5. September annehmen können, dem Tag, an dem das konkurrierende Angebot von Bain und Carlyle über 35 Euro ausläuft. Ein Sprecher der Investoren wollte sich nicht dazu äußern.

Bei den Verhandlungen mit AMS gehe es nicht nur um die Finanzierung, die der Chip-Konzern mit einem Brückenkredit der Banken HSBC und UBS über 4,2 Milliarden Euro sichergestellt hat, betonte Osram. Wichtig seien auch "ein stabiles Umfeld für die weitere Transformation zu einem halbleiterbasierten Hightech-Photonik-Unternehmen" und Zusagen an die Arbeitnehmer. AMS hat in Aussicht gestellt, einen Teil der Produktion von Asien ins bayerische Regensburg zu verlegen, und unter anderem den Erhalt aller deutschen Standorte für drei Jahre garantiert.

GESCHACHER WIE AUF DEM BASAR

Arbeitnehmer- und Kleinaktionärsvertreter sind trotzdem skeptisch. "Die Osram-Beschäftigten sind tief beunruhigt", sagte Ursula Krüger, Mitglied des Konzernbetriebsrates und stellvertretende Betriebsratsvorsitzende am Firmensitz München. "Ja, nein und doch wieder ja: Das Hickhack von AMS ist für uns nicht vertrauenserweckend und geht zu Lasten der Beschäftigten." Um den Konzern werde geschachert wie auf dem Basar. Osram dürfe nicht zerschlagen werden. AMS will die Digital-Sparte und die LED-Produktion für das Verbraucher-Geschäft abgeben. Die Österreicher interessieren sich nur für das Opto-Halbleiter-Geschäft und die Autozuliefer-Sparte, mit der sie sich weniger abhängig vom Großkunden Apple machen wollen.

Die Aktionärsvereinigung SdK erklärte, auch die 38,50 Euro je Aktie von AMS seien "keine angemessene Gegenleistung für die hervorragenden Perspektiven, die OSRAM langfristig gesehen haben dürfte". Sie fordern neben einer Barabfindung AMS-Aktien. Der Osram-Bieter will die Kredite für die Übernahme später mit einer Kapitalerhöhung um 1,5 Milliarden Euro teilweise ablösen. Dazu braucht er aber die Zustimmung der Hauptversammlung, die noch in diesem Jahr tagen soll.

An der Börse wurde der neue Anlauf von AMS unterschiedlich aufgenommen: Osram-Aktien, die nach der Absage des Großaktionärs Allianz Global Investors an das Übernahmeangebot von Bain und Carlyle abgestürzt waren, legten 10,4 Prozent auf 34,95 Euro zu. "Das ist schon ein ganzes Stück näher an einer fairen Bewertung", sagte ein Insider aus dem Umfeld eines Großaktionärs von Osram. Analyst Christian Sandherr von Hauck & Aufhäuser glaubt, dass AMS noch nachbessern müsse, um ans Ziel zu kommen. Denn viele Osram-Großaktionäre seien oberhalb des gegenwärtigen Kurses eingestiegen.

AMS gaben um 11,8 Prozent auf 43,27 Franken nach. Die in Zürich gelistete AMS ist an der Börse umgerechnet 3,8 Milliarden Euro wert.