Rede des CEO Marcus Pöllinger auf der Hauptversammlung der BayWa Group am 11. Juni 2024

+++ ES GILT DAS GESPROCHENE WORT +++

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre sowie Aktionärsvertreterinnen und Aktionärsvertreter, sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des Aufsichtsrats,

gemeinsam mit meiner Vorstandskollegin Dr. Marlen Wienert und meinen Vorstandskollegen Andreas Helber und Reinhard Wolf begrüße ich Sie herzlich zu unserer Hauptversammlung.

Heute werde ich Ihnen den Rechenschaftsbericht für die Geschäftsentwicklung der BayWa im Jahr 2023 vorstellen, Ihnen erläutern, wo wir im Jahr 2024 stehen - und wie wir das Unternehmen mit unserer "Strategie 2030" profitabel und zukunftsfest machen.

Vorab aber: Herzlichen Dank an Gregor Scheller für die einführenden Worte. Es ist eine Fortführung der stark genossenschaftlich geprägten Wurzeln der BayWa, dass er seit Mai unseren Aufsichtsrat leitet. Herr Scheller hat das

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genossenschaftliche Bankenwesen über mehr als drei Jahrzehnte geprägt.

Wie er schon selbst ausgeführt hat, war er bereits in früheren Jahren Mitglied unseres Aufsichtsrats und gehört ihm seit März dieses Jahres erneut an. Kurzum, lieber Herr Scheller: Sie sind ein hervorragender Vertreter der Werte, die auch das Fundament der BayWa darstellen. Ich freue mich sehr auf unsere weitere Zusammenarbeit, die uns nach einer stürmischen See in den ersten Monaten dieses Jahres wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen wird.

Einen herzlichen Dank richte ich auch an den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Bernhard Loy, der das Gremium interimistisch geleitet hat.

Meine Damen und Herren, ich bin niemand, der lange in den Rückspiegel schaut. Was wir jetzt brauchen - was die BayWa jetzt braucht -, sind ein beherzter Blick nach vorn und eine Konzentration auf das Wesentliche.

Um die BayWa nachhaltig zukunftsfest zu machen, haben wir einen Transformationsprozess angestoßen. Nicht erst zum zeitlich klar definierten Zielpunkt dieser Transformation - im Jahr 2030 -, sondern bereits auf dem Weg dorthin wird die BayWa weniger Schulden haben. Sie wird weniger Risiken

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ausgesetzt sein und eine höhere Resilienz gegenüber negativen exogenen Faktoren besitzen.

Was ich mit Transformation meine? Bitte lassen Sie es mich in drei kurzen Punkten zusammenfassen, bevor wir in unser Zahlenwerk einsteigen.

Erstens:

Wir analysieren die aktuelle Lage schonungslos: Mit den Zahlen des vergangenen Jahres können weder wir als Unternehmen noch Sie als Anteilseigner zufrieden sein.

Bereits zum Zeitpunkt meines Amtsantritts als CEO im April 2023 war abzusehen, dass es ein schwieriges Jahr

wird. Der anhaltende Krieg gegen die Ukraine, der Markteinbruch im Hochbau, der Preisverfall bei Agrarrohstoffen und Solarmodulen sowie der Zyklon in Neuseeland haben uns 2023 in allen Geschäftsbereichen vor Herausforderungen gestellt.

Die unerwartet schnell gestiegenen Zinsen haben unser Geschäft stark belastet, wir haben aber ohne Frage auch einige hausgemachte Herausforderungen vor der Brust. Diese gehen wir mit Nachdruck und Tempo an. Dazu nachher mehr.

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Extrem wichtig ist festzuhalten: Das Fundament der BayWa trägt überaus stabil. Dass die BayWa auch im schwierigen Jahr 2023 einen Konzernumsatz von knapp 24 Mrd. Euro vorweisen konnte, kommt nicht von ungefähr. Heute wie morgen gilt: Der Markt braucht uns. Mit unseren Aktivitäten besetzen wir die Felder der Zukunft:

Als international tätiger Agrarhändler ernähren wir die Welt.

Wir treiben den Ausbau einer zukunftsfähigen Energieversorgung auf allen Kontinenten voran.

Wir bauen mit an einer flächendeckenden Infrastruktur für die Mobilität der Zukunft.

Wir schaffen gemeinsam mit unseren Partnern in der Baubranche Lebensräume für heutige und kommende Generationen.

Zweitens:

Wir scheuen uns nicht, die BayWa-Gruppe neu zu denken -

ohne damit unsere Traditionen infrage zu stellen. Der Markt und die Grundvoraussetzungen wandeln sich rasant. Fest steht nur:

Wir können die Zukunft nicht mit den Methoden der Vergangenheit gestalten.

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Deshalb wandeln auch wir uns. Dass wir das können, haben wir in der Geschichte des Unternehmens bereits mehrfach bewiesen. Frühere Jahre zeigen, dass wir auch in einem Zins- Umfeld mit 4 Prozent und mehr wirtschaftlich arbeiten können. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das Ergebnis in diesem Jahr wesentlich verbessern werden.

Drittens:

Wir schieben keine Maßnahmen vor uns her - und mögen sie auch noch so unangenehm sein. Wir gehen den Wandel mit unserer "Strategie 2030" ganz systematisch an:

Wir betrachten die Ertrags- und Risiko-Profileunserer Geschäfte in den jeweiligen Märkten.

Wir definieren operative Exzellenz in unserem geschäftlichen Handeln. Hierzu gehört auch, unseren uneu zu denken.

Wir steuern unser Portfolio aktiv und fokussiert und definieren sehr konkret Wachstumsfelder, Optimierungsfelder sowie Desinvestitionsfelder.

Das bedeutet:

Wir investieren in von uns definierte Zukunftsbereiche

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Wir optimieren unsere Arbeitsweisen in unserem Kerngeschäft

Wir trennen uns von Beteiligungen und stärken damit unsere Eigenkapitalquote

Unsere großen Wachstumsfelder sind der internationale

Getreide- und Spezialitätenhandel und die erneuerbaren

Energien. In anderen Bereichen wie Bau oder Agrar und Technik haben wir bereits 2023 begonnen,zu optimieren.

Unser Geschäft mit Digital-Anwendungen für die Landwirtschaft haben wir im vergangenen Jahr hingegen an den Landmaschinenhersteller AGCO verkauft. Und wie schon angekündigt stehen auch im Bereich der erneuerbaren Energien Portfolio-Optimierungenan.

Alle Führungskräfte in der gesamten BayWa-Gruppe wissen, was ich als CEO und Sie als Anteilseigner von ihnen erwarten: Dass sie die volle Verantwortung für die von ihnen geführten Gesellschaften und Bereiche übernehmen. Die klare Vorgabe lautet: Jede Einheit muss künftig für sich profitabel sein.

Meine Damen und Herren,

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ich bitte Sie heute persönlich um Ihr Verständnis, dass wir vorschlagen, in diesem Jahr keine Dividende auszuschütten. Es hätte keinen Sinn gemacht, eine Ausschüttung aus der Substanz des Unternehmens zu bestreiten. Ich kann Ihnen aber versichern: Wir arbeiten bereits an einer Dividendenstrategie und tun alles dafür, Ihnen nicht noch einmal solch eine Botschaft überbringen zu müssen.

Lassen Sie uns jetzt einen Blick auf die wichtigsten Zahlen des vergangenen Jahres werfen:

Wie wir erwartet hatten, konnte die BayWa im Jahr 2023 nicht zum Rekordjahr 2022 aufschließen: Im Geschäftsjahr 2022 hatten wir Rückenwind. Anders im Jahr 2023. Der anhaltende Krieg gegen die Ukraine, stark gestiegene Zinsen, hohe Inflationsraten - und ihre Auswirkungen auf Preise, Absatzmengen und Handelsmargen der BayWa - haben ihre Spuren auch in unseren Zahlen hinterlassen. Hinzu kamen die bereits erwähnten segmentspezifischen Themen und Probleme.

Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen haben wir das Geschäftsjahr 2023 mit einem Konzernumsatz von

23,9 Mrd. Euro und einem Konzern-EBIT von 304 Mio. Euro

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abgeschlossen. Beide Werte liegen hinter dem Rekordjahr 2022, aber deutlich über den Vorjahren.

Was uns aber nicht zufriedenstellen kann, ist das, was am Ende unterm Strich bleibt:

Nach Zinsen und Steuern ergibt sich erstmals ein Konzernjahresfehlbetrag von 93,4 Mio. Euro. Im Vorjahr stand dem ein Überschuss von 239,5 Mio. Euro entgegen.

Lassen Sie mich einen vertieften Blick auf die Entwicklung im Geschäftsjahr 2023 werfen:

Wie Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, bekannt ist, haben wir drei Geschäftsfelder, die in sieben Segmente unterteilt sind.

Das Geschäftsfeld Energie beinhaltet das gleichnamige Segment sowie das Segment Regenerative Energien.

Das Segment Regenerative Energien schloss das Geschäftsjahr 2023 mit einem Umsatz von 5,8 Mrd. Euro nach 6,5 Mrd. Euro im Vorjahr ab. Die massive Überproduktion durch chinesische Solarmodulhersteller führte im Jahr 2023 zu Überkapazitäten am Markt und vor allem in Europa zu drastisch sinkenden Preisen. Die Preise für Solarmodule haben sich

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innerhalb eines Jahres mehr als halbiert. Geringe Handelsmargen und Bestandsabwertungen in der BayWa waren die Folge und sind maßgeblich verantwortlich für das schwächere Ergebnis.

Die Geschäftseinheit IPP - was für Independent Power Producer, also die Stromerzeugung der BayWa als unabhängiger Anbieter steht - erweiterte ihr Portfolio gegenüber dem Vorjahr um sechs Parks. Insgesamt 31 Wind- und Solarparks in Europa, Nordamerika und Australien waren zum Jahresende operativ im Bestand. Das EBIT des Segments r.e. lag bei 193,8 Mio. Euro. Im Vorjahr waren es

239,1 Mio. Euro.

Für das vergangene Jahr hatten wir den Verkauf des Solarhandelsgeschäfts angekündigt. Trotz des Interesses mehrerer Investoren konnten wir aufgrund des Umfelds nicht den Verkaufspreis erzielen, den wir uns vorgestellt hatten. Wir werden den Prozess im laufenden Jahr weiterführen und erwarten Resultate im Jahr 2025. Der Erlös würde einen Beitrag zur Entschuldung des Konzerns und einer Verringerung der Zinslast leisten.

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Das Segment Energie liefert beispielsweise Wärmeenergieträger und Kraftstoffe sowie Dienstleistungen für die Elektromobilität. Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnete die BayWa einen Umsatzrückgang von knapp 16 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro (Vorjahr: 3,3 Mrd. Euro). Abgeschwächte Handelsdynamiken bei fossilen Energieträgern und Schmierstoffen sowie geringere Handelsmargen im Zuge sinkender Preise an den Energierohstoffmärkten prägten das Geschäftsjahr.

Weiter auf dem Vormarsch ist die Elektromobilität: Mit dem Zuschlag für das Deutschlandnetz in Bayern ist die BayWa Mobility Solutions GmbH im Jahr 2023 in das CPO-Geschäft eingestiegen. Als Charge Point Operator wird die BayWa- Tochter künftig auch Ladestationen für E-Mobilität bauen. Bis Ende 2026 werden wir 40 Ladeparks betreiben.

Das EBIT im Segment Energie lag 2023 mit 17,8 Mio. Euro um 67 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Im Geschäftsfeld Agrar bündeln wir gleich vier Segmente.

Das Segment Cefetra Group konnte Handelsopportunitäten aufgrund schwankender Preise sowohl im traditionellen als

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BayWa AG published this content on 11 June 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 11 June 2024 14:29:04 UTC.