In den inflationären Wirren der 1920er Jahre gegründet, hat sich die BayWa in 90 Jahren zu einem international tätigen Handels- und Dienstleistungskonzern in den Segmenten Agrar, Bau und Energie entwickelt. Ein erfolgreicher Jubilar, der in jedem Geschäftsjahr seiner Geschichte einen Gewinn erzielte.

Wirtschafts- und Finanzkrise in der Weimarer Republik: Die Reichsregierung lässt die Notenpresse immer schneller laufen. Bargeld und Bankvermögen sind entwertet. 1923 spitzt sich die Lage zur Hyperinflation zu. Die Vorstände der Bayerischen Zentral-Darlehenskasse (BZDK), einer der prägenden Genossenschaften, müssen handeln - und Waren- und Geldgeschäft trennen. So setzen sie den Handel mit Getreide, Maschinen und Betriebsmitteln nicht weiter dem unkalkulierbaren Risiko aus, zu dem die Finanzgeschäfte geworden sind. Auf einer außergewöhnlichen Generalversammlung wird am 17. Januar 1923 die Warenzentrale von den Finanzgeschäften abgespalten. Der Name des neuen Unternehmens mit Hauptsitz in der Türkenstraße 16 in München: "Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften AG". Kunden, Lieferanten und Bevölkerung prägen schnell die Kurzform "BayWa".

50 Jahre später, im Jahr 1972, wird die Kurzform "BayWa" zum offiziellen Unternehmensnamen. Es ist das Jahr, in dem Stardesigner Otl Aicher, Gestalter der Olympischen Spiele in München, auch ein neues Logo für den Konzern kreiert - das berühmte "grüne Quadrat".

Zurück in die Anfangsjahre der BayWa, die 1920er Jahre: Die Rahmenbedingungen in den ersten Geschäftsjahren sind nicht einfach. Die Nachfrage nach Lebensmitteln steigt zwar, aber auch deren Einfuhr aus dem Ausland - in vielen Regionen Europas herrscht Überproduktion. Von Anfang an treibt die BayWa die moderne Landbewirtschaftung mit voran.

Zehn Jahre nach der Unternehmensgründung: Machtübernahme der NSDAP. Die BayWa wird über den "Reichsnährstand" von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet und zwangsweise auch in die Kriegswirtschaft eingebunden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhält die BayWa von der US-Militärregierung schnell Transportgenehmigungen, um die Städte mit Getreide, Kartoffeln und Gemüse vom Land zu versorgen.

Die Grundbedürfnisse der Menschen mit modernen Mitteln erfüllen, den Kunden mit innovativen Produkten und Dienstleistungen unter die Arme greifen. Dies prägt die Arbeit der BayWa von Anfang an. Beispiel 50er Jahre: Weil Tausende von Arbeitskräften vom Feld in die Fabrik wechseln, ist mit einem Mechanisierungsschub der Strukturwandel in der Landwirtschaft zu gestalten. Das Geschäft mit Schleppern, Mähdreschern, Häckslern und Melkmaschinen wächst in der Zeit rasant. Bauboom und steigende Mobilität sorgen zugleich für Umsatzwachstum bei Ziegeln, Zement und Sprit. Beispiel 60er Jahre: Das Unternehmen erweitert die eigenen Kraftfutterwerke - denn Fleischverzehr und damit Tierhaltung in der Landwirtschaft nehmen rasant zu. Beispiel 70er Jahre: Dass sich ohne Komfortverzicht wohnen und zugleich Energie sparen lässt, zeigt die BayWa bereits 1976 mit dem "Sonnenhaus" - in Kooperation mit der Messerschmidt-Bölkow-Blohm GmbH.

Die 80er Jahre sind untrennbar verbunden mit den Begriffen "Butterberg" und "Milchsee" - Bilder für die Auswüchse der damaligen Agrarpolitik und den entsprechenden Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte. Aufgrund dieser Talsohle in der Agrarbranche geht der Umsatz auch im Landtechnik-Bereich teils dramatisch zurück. Die BayWa eröffnet ein Gebrauchtmaschinenzentrum, um den Landwirten mit kostengünstigen Lösungen unter die Arme zu greifen. Das Unternehmen sucht in der Zeit auch nach neuen Betätigungsfeldern, unter anderem im Einzelhandel.

Der Fall der Berliner Mauer im November 1989 sorgt für neue Perspektiven. Agrar, Technik, Mineralöle, Baustoffe, Bau & Garten: Alle Sparten werden im Laufe des Jahres 1990 in Ostdeutschland aktiv. Und es sollte bald wesentlich weiter gehen: Die BayWa will und muss die Chancen der Globalisierung nutzen.

Weil genossenschaftlich organisierte Unternehmen in Österreich ähnliche Themen beschäftigen, erfolgt in den 90er Jahren der Markteintritt in der Alpenrepublik. Größter Zusammenschluss dabei: die strategische Allianz mit der RWA Raiffeisen Ware Austria AG.

Eine lange angestrebte Partnerschaft im Inland wird 2002 durch das Bundeskartellamt genehmigt: die Übernahme der Württembergischen Warenzentrale WLZ Raiffeisen AG, Stuttgart. Die WLZ ist ebenfalls im Agrarhandel stark, betreibt Baustoff- und Mineralölhandel sowie Bau- und Gartenmärkte.

Stichwort Agrarhandel: Vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung gewinnen Agrarrohstoffe an den Weltmärkten immer mehr an Bedeutung. Weil infolge der hohen Getreidepreise auch enorm in Landtechnik, in Pflanzenschutz- und Düngemittel, Futtermittel und Saatgut investiert wird, ist 2008 das bis dahin beste Geschäftsjahr des Handels-, Logistik- und Dienstleistungskonzerns.

Fest verbunden ist für die BayWa mit wirtschaftlichem Erfolg die Eigenverpflichtung zu gesellschaftlichem Engagement. Dafür steht ausdrücklich die BayWa Stiftung, die 1998 gegründet wurde. Sie ist insbesondere mit Bildungsprojekten in den Bereichen Ernährung und erneuerbare Energien aktiv.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2009 unterstreicht: Die Globalisierung ist längst Alltag. Die BayWa setzt auf Internationalisierung in den Kerngeschäftsfeldern - und auf Innovation. Das Geschäftsfeld erneuerbare Energien wird neu auf- und ausgebaut; 2010 erfolgt dabei mit dem Markteintritt in den USA ein großer Schritt in Sachen Internationalisierung.

Im Obstgeschäft stellt sich die BayWa 2011 global auf - mit der Übernahme der Mehrheitsanteile von Turners & Growers Ltd., Marktführer im neuseeländischen Obstgeschäft. 2012 kündigt die BayWa die Übernahme des weltweit agierenden Getreidehändlers Cefetra B.V. aus den Niederlanden und eine Mehrheitsbeteiligung von 60 Prozent an der norddeutschen Bohnhorst Agrarhandel GmbH an.* Mit diesen Akquisitionen öffnet die BayWa das Eintrittstor zu den Getreidemärkten aller Kontinente und startet im Jubiläumsjahr global durch. Der Gesamtumsatz des BayWa Konzerns liegt zukünftig bei mindestens 15 Mrd. Euro.

* Die Mehrheitsbeteiligung an der Bohnhorst Agrarhandel GmbH steht bei Redaktionsschluss noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.

Diesen Text sowie eine Kurzversion der Pressemitteilung Unternehmensgeschichte und historisches Bildmaterial gibt es unter www.baywa.com/presse (Rubrik Pressemitteilungen bzw. Fotos). Eine reich bebilderte Chronik unter dem Titel "Bayerische Wurzeln. Weltweit tätig." steht unter http://www.baywa.com/ zum Download zur Verfügung.

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