Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Am Dienstag richtet Beiersdorf den Blick der Investoren auf den Capital Markets Day - den zweiten, seitdem CEO Vincent Warnery im Mai 2021 an die Spitze rückte. Nachdem der Konsumgüterkonzern jüngst das Umsatzziel 2024 auf Konzernebene und im Segment Consumer erstmals dieses Jahr angehoben und bei Tesa präzisiert hat, steht nun die Strategie im Fokus. Seit dem CMD 2022 hat Warnery bei Beiersdorf viel bewegt - inklusive des Paradigmenwechsels bei Dividende und Aktienrückkauf. Man darf gespannt sein, ob er die Ziele unverändert fortschreibt oder die Messlatte nun höher legt. Und was er sich für den Hamburger DAX-Konzern sonst noch so vornimmt.

Der Capital Markets Day findet am Dienstag, den 18. Juni, ab 11:00 Uhr statt. Was für Anleger wichtig wird:


RÜCKBLICK - Auf dem bisher letzten Capital Markets Day am 9. Juni 2022, also vor ziemlich genau zwei Jahren, hat CEO Warnery die Ziele ausgegeben, im Consumer-Segment ab 2023 die bereinigte EBIT-Marge um mindestens 50 Basispunkte pro Jahr zu steigern und mittelfristig dort stärker zu wachsen als der Markt. Auch soll die Traditionsmarke Nivea unter globaler Führung wieder zu einer globalen Marke werden. Zukäufe, Innovationen und Kooperationen im Consumer-Geschäft sollen die Leerstellen (White Spots) im Portfolio füllen - sowohl regional als auch produktsegmentbezogen. Weniger, aber dafür relevantere Innovationen sollen ebenfalls das Portfolio erweitern. Der Online-Umsatz soll gesteigert, Nachhaltigkeit vorangetrieben werden. Zudem will er die Steuerquote im Konzern unter 28 Prozent bringen.


STATUS QUO/FINANZZIELE - Vergangenes Jahr hat Beiersdorf die Umsatzziele auf Konzernebene und im Segment Consumer dreimal angehoben - und geliefert. Zugleich hat Consumer die EBIT-Marge um 60 Basispunkte zum Vorjahr verbessert (auf 12,9 Prozent von 12,3), das Mindestziel plus 50 Basispunkte also deutlich übertroffen. Das Segment Consumer hatte - und hat möglicherweise noch - Nachholbedarf bei den Margen. Hingegen hat das Klebstoff-Segment Tesa, in dem Beiersdorf unter anderem mit dem Düsseldorfer Wettbewerber Henkel konkurriert, bereits eine ordentliche EBIT-Marge (2023: 16,0 Prozent), könnte aber - konjunkturabhängig - wieder etwas mehr Wachstum vertragen (2023: 3,2 Prozent, 2022: 8,8 Prozent). Im ersten Quartal ergab sich organisch ein Umsatzminus von 5,4 Prozent, trotzdem soll Tesa im Gesamtjahr ein Umsatzplus von 2 bis 5 Prozent erreichen.


STATUS QUO/AKTIVES KAPITALMANAGEMENT - Gespannt darf man sein, ob der CEO den Investoren Hoffnung auf mehr Flexibilität macht. Warnery sitzt nun fester im Sattel - beim vorherigen Kapitalmarkttag war er gerade 13 Monate im Amt. Seit Jahren wünschen sich die Beiersdorf-Anleger aktiveres Kapitalmanagement und ein größeres Stück vom Kuchen. Der Konzern hatte laut Geschäftsbericht Ende 2023 einen Nettobarmittelbestand (Nettoliquidität) von 4,62 Milliarden Euro, verglichen mit 4,48 Milliarden ein Jahr zuvor.

Allerdings signalisierte Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath der Hauptversammlung Mitte April, er sehe nur begrenzten Spielraum für flexiblere Dividenden. Mit der deutlichen Erhöhung für 2023 habe Beiersdorf einen "großen Schritt" gemacht. Die Dividende habe damit "ein voraussichtlich stabiles Niveau erreicht", sagte Pöllath. Wie sich die Dividende weiter entwickele, werde man sich "künftig anschauen, entscheidend ist das stabile Wachstum des Geschäfts". 2023 betrug der Gewinn je Aktie 3,24 (Vj 3,33) Euro, bereinigt um Sondereffekte 3,80 (Vj 3,56) Euro. Die Steuerquote lag bei 32,2 Prozent, nach 29,6 Prozent im Jahr 2022.

Für 2023 schüttet der Konzern je Aktie 1,00 Euro aus, 30 Cent mehr als im Vorjahr. Damit wurde die reguläre Dividende erstmals seit 2007 erhöht. Seit 2009 hatte sie stabil bei 0,70 Euro je Aktie gelegen. Auch will der Konzern in diesem Jahr erstmals seit 2003/2004 eigene Aktien zurückkaufen, für bis zu 500 Millionen Euro.


STATUS QUO/NIVEA - Ist Nivea nun auf dem richtigen Weg? Welche "White Spots" gibt es weiterhin? Nivea - inklusive Labello - wuchs 2023 organisch um 16,2 Prozent. Laut Geschäftsbericht ging dies mit "mit globalen Marktanteilsgewinnen" einher. Die Marke wuchs sowohl mengen- als auch preismäßig und in allen Regionen. Auch im ersten Quartal war Nivea Beiersdorfs Wachstumstreiber, sie legte organisch um 12,6 Prozent zu.


STATUS QUO/WHITE SPOTS - Innovation Center in den USA und in China, Kooperationen sowie die Zukäufe Coppertone (Sonnenpflege) und Chantecaille (Luxuskosmetik) sollen helfen, die Leerstellen im Portfolio zu beseitigen. Investoren sollten genauer auf die Entwicklung in China, den USA und dem Wachstumsmarkt Indien achten. Wo ist Potenzial für weitere Zukäufe, also "Marken und Unternehmen, die echte Markenstärke besitzen und das Potenzial haben, gemeinsam mit Beiersdorf zu wachsen", wie Warnery auf der Hauptversammlung formulierte.


STATUS QUO/CHINA - Der weltweit zweitgrößte Markt für Beauty-Produkte, braucht länger als erwartet, um sich nach Covid-19 zu erholen. Zunächst standen der Abbau von Lagerbeständen und starke Preisnachlässe im Reiseeinzelhandel an. Berenberg-Analysts Fulvio Cazzol hat die Beiersdorf-Aktie auf "Buy", ebenso wie den Marktführer L'Oreal. Cazzol zufolge arbeitet Beiersdorf in China an der Markteinführung von Chantecaille und des Anti-Pigmentflecken-Serums W630. Auch habe sich die Luxusmarke La Prairie im ersten Quartal mit zweistelligem Wachstum stark entwickelt. Bryan Garnier hat die Aktie jüngst auf "Neutral" von "Sell" angehoben.

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June 17, 2024 23:45 ET (03:45 GMT)