Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach "Commerzbank 4.0" und "Commerzbank 5.0" wartet die zweitgrößte deutsche Privatbank mit einem weiteren Restrukturierungsprogramm auf. Der neue Vorstandschef Manfred Knof will 10.000 Stellen abbauen und fast die Hälfte der Filialen schließen. Um Details zu dem Programm und um den bereits kommunizierten Jahresverlust von knapp 3 Milliarden Euro wird es gehen, wenn die Commerzbank zur Bilanzpressekonferenz lädt. Für die Analysten schließt sich am Donnerstagnachmittag ein Kapitalmarkttag an.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
KAHLSCHLAG: Der Stellenabbau betrifft jede dritte Stelle in Deutschland, von den 790 Filialen sollen nur 450 übrig bleiben. Bisher hat die Commerzbank aber keine Angaben dazu gemacht, ob sich der Stellenabbau auf die Filialen beschränkt oder ob und inwiefern die Zentrale ausgedünnt wird. Es war von "brutto" 10.000 Stellen die Rede, was darauf schließen lässt, dass an anderer Stelle Jobs aufgebaut werden. Eine Grundsatzvereinbarung über den Abbau mit dem Betriebsrat soll bis zur Hauptversammlung am 5. Mai stehen.
PROFITABILITÄT: Der Abbau hat den Sinn, die Kosten massiv zu drücken und damit die Profitabilität zu erhöhen. Die Kosten sind dabei die zentrale Stellschraube, denn die Ertragspotenziale sind mau - nicht nur aktuell wegen der Corona-Krise, sondern strukturell in einem sehr wettbewerbsintensiven deutschen Markt, der in der Branche gerne als "overbanked" bezeichnet wird. Die Kosten sollen bis 2024 um 1,4 Milliarden bzw um 20 Prozent im Vergleich zu 2020 sinken. Bis dahin soll die Rendite auf das materielle Eigenkapital auf rund 7 Prozent steigen.
MILLIARDENVERLUST: Mit der Profitabilität der Commerzbank steht es nicht zum Besten, und das schon seit Jahren. Daran haben auch die von Knofs Vorgänger Martin Zielke verordneten Strategieprogramme nicht viel geändert. Zumindest hat die Bank aber 2019 und 2018 Gewinne erzielt. Das sieht 2020 anders aus: Die Commerzbank hat bereits einen Verlust von 2,9 Milliarden Euro bekanntgegeben. Das ist zum einen höheren Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite aufgrund der Corona-Krise geschuldet - auch das operative Ergebnis ist negativ. Für den Milliardenverlust unter dem Strich sind aber vor allem Restrukturierungskosten für den Stellenabbau und Abschreibungen auf Firmenwerte verantwortlich. Insgesamt rechnet die Bank für ihr Programm mit Restrukturierungskosten von 1,8 Milliarden Euro.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum vierten Quartal und Gesamtjahr 2020:
=== . PROG PROG PROG 4. QUARTAL 4Q20 ggVj Zahl 4Q19 Erträge vor Risikovorsorge 2.057 -5% 16 2.172 Zinsüberschuss 1.201 -8% 16 1.305 Risikovorsorge 675 +170% 16 250 Provisionsüberschuss 811 +3% 16 786 Verwaltungsaufwand 1.600 -0,5% 16 1.608 Operatives Ergebnis --* -- 16 249 Ergebnis vor Steuern -2.415 -- 16 111 Ergebnis nach Steuern/Dritten --* -- 16 -13 Ergebnis je Aktie -2,02 -- 16 -0,03 ===
* Commerzbank gab am 3. Februar bereits operatives Ergebnis mit minus 233 Millionen Euro und Konzernergebnis minus 2,9 Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2020 vorab bekannt
- Stand Prognosen: 29. Januar
- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens, Kursziel von S&P Global Intelligence
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
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DJG/mgo/jhe
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February 10, 2021 23:45 ET (04:45 GMT)