Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Konsolidierung an den europäischen Börsen geht am Dienstagnachmittag weiter. Der DAX verliert 0,3 Prozent auf 15.079 Punkte, der Euro-Stoxx-50 handelt 0,2 Prozent tiefer bei 4.150. Damit verläuft die Konsolidierung weiterhin seitwärts und überwiegend oberhalb der 15.000er Marke, darunter setzen laut Marktteilnehmern immer wieder Käufe ein. Dabei halten sich aber viele Anleger vor den geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank und der EZB im Wochenverlauf zurück. Vor den beiden ersten wichtigen Notenbanksitzungen des noch jungen Börsenjahres herrsche Nervosität, zumal die Aktienmärkte mit der Rally in den vergangenen Wochen die Geldpolitik herausgefordert hätten. Die Angst sei nun, dass allen voran die Fed mit einem weiter straffen Kurs im Kampf gegen die Inflation dagegenhalte, kommentieren die Strategen von CMC.

Das über den Erwartungen ausgefallene BIP der Eurozone im vierten Quartal 2022 kann den Aktienmarkt nicht stützen. Die leicht bessere Lesung ändert nichts an der wirtschaftlichen Gesamtverfassung. In der ersten Jahreshälfte 2023 wird die Wirtschaft nach Einschätzung der Commerzbank leicht schrumpfen. Denn dann dürften die Zinsanhebungen der EZB allmählich spürbar werden und Wirkung entfalten.


   Unicredit schüttet Milliarden an Aktionäre aus 

Neben dem Zins- und Konjunkturumfeld spielt die Berichtssaison eine immer wichtigere Rolle. Im Rahmen der jüngsten Kursrally seien bereits viele Vorschusslorbeeren vergeben worden, die von den Unternehmen durch entsprechend gute/robuste Ergebnisse und positive Ausblicke nun bestätigt werden müssten, so die Analysten der DZ Bank. Verfehlte Erwartungen könnten zu Volatilität führen.

Der Kurs der italienische Unicredit schießt um gut 11 Prozent nach oben. Im vierten Quartal erwirtschaftete Unicredit einen Nettogewinn von 2,46 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte die Bank noch einen Verlust von 883 Millionen Euro verbucht. Sie will nun 1,9 Milliarden Euro mittels Bardividende an die Aktionäre zahlen, das liegt über der Citigroup-Schätzung von 1,7 Milliarden. Auch das Volumen des Aktienrückkaufprogramms fällt mit 3,34 Milliarden höher als erwartet aus, wie die Analysten herausstellen. Dazu ist auch der Umsatzausblick besser als gedacht.

Der Unicredit hat nun auch exzellente Chancen auf einen Aufstieg in den wichtigsten europäischen Blue-Chip-Index, den Euro-Stoxx-50, in dem zum 27. Februar der Platz von Linde frei wird, weil deren Aktien an die US-Börsen wechseln. Mit dem Kurs-Plus an diesem Mittwoch dürften Unicredit in der Rangliste für den Euro-Stoxx-50 ihren Aufstiegsplatz zementiert haben. Ende Dezember hatte noch RWE die Nase vorne gehabt, die starke Outperformance der Unicredit im Januar sollte aber für den Aufstieg reichen. Die Aktien der Commerzbank gewinnen 1,7 Prozent, sie gelten mit Blick auf den DAX als Nachfoger von Linde.

Die UBS hat im vierten Quartal den Gewinn zwar überraschend deutlich gesteigert und weitere Aktienrückkäufe angekündigt. Allerdings ist die Bank auf bereinigter Basis hinter den Erwartungen zurückgeblieben, der Ertrag wurde durch Einmaleffekte und die Steuerquote getrieben. Die Aktie verliert 2,2 Prozent.

Rheinmetall verlieren 6,3 Prozent. Der Konzern will zur teilweisen Finanzierung der Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal Wandelanleihen im Gesamtvolumen von 1 Milliarde Euro begeben. Bei derartigen Emissionen verkaufen Institutionelle Anleger häufig die Aktien des emittierenden Unternehmens und erwerben stattdessen die Wandelanleihe, die zusätzliche Optionen eröffnet. Am Vorabend hatte Rheinmetall zudem mitgeteilt, mit einem Partner einen Auftrag des US-Militärs an Land gezogen zu haben im Gesamtwert von bis zu 14 Milliarden Dollar.


   Kursdebakel bei Friedrich Vorwerk 

In der vierten deutschen Reihe brechen Friedrich Vorwerk um 38 Prozent ein. Vor allem die Margenentwicklung im vierten Quartal des Pipeline- und Anlagenbauers ernüchtert. Als "sehr enttäuschend" stufen die Analysten von Jefferies die Zahlen, aber auch den Ausblick ein. Am negativsten sei, dass bis 2024 keine Besserung in Sicht sei. Die Aktie der Mutter, MBB, verliert fast 10 Prozent.

Nach vorläufigen Viertquartalszahlen geben Hapag-Lloyd um 3,1 Prozent nach. Die Zahlen entsprechen den Erwartungen - Hapag-Lloyd AG hat angesichts rückläufiger Frachtraten im vierten Quartal in Dollar weniger umgesetzt und verdient als vor Jahresfrist -, was nicht reicht, die Fantasie der Anleger anzukurbeln. Nach der covidbedingten Sonderkonjunktur und der weitgehenden Auflösung der Lieferkettenprobleme hat sich das Umfeld für Containerreedereien normalisiert.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.149,44        -0,2%       -9,19      +9,4% 
Stoxx-50                3.841,41        -0,5%      -20,63      +5,2% 
DAX                    15.074,91        -0,3%      -51,17      +8,3% 
MDAX                   28.733,47        -0,5%     -135,67     +14,4% 
TecDAX                  3.180,60        -0,2%       -6,49      +8,9% 
SDAX                   13.031,98        -0,5%      -70,29      +9,3% 
FTSE                    7.743,59        -0,5%      -41,28      +4,5% 
CAC                     7.063,13        -0,3%      -18,88      +9,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,29                    -0,02      -0,28 
US-Zehnjahresrendite        3,51                    -0,03      -0,37 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %   Di, 08:33  Mo, 17:30   % YTD 
EUR/USD                   1,0847        -0,0%      1,0846     1,0866   +1,3% 
EUR/JPY                   140,92        -0,4%      141,20     141,68   +0,4% 
EUR/CHF                   1,0021        -0,2%      1,0030     1,0037   +1,3% 
EUR/GBP                   0,8810        +0,3%      0,8779     0,8782   -0,5% 
USD/JPY                   129,87        -0,4%      130,19     130,38   -1,0% 
GBP/USD                   1,2313        -0,3%      1,2353     1,2372   +1,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,7642        +0,1%      6,7562     6,7521   -2,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.071,92        +1,5%   22.831,90  23.195,44  +39,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  77,53        77,90       -0,5%      -0,37   -3,6% 
Brent/ICE                  84,04        84,90       -1,0%      -0,86   -2,3% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  56,90        55,12       +3,2%      +1,78  -25,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.920,44     1.922,50       -0,1%      -2,07   +5,3% 
Silber (Spot)              23,44        23,63       -0,8%      -0,18   -2,2% 
Platin (Spot)             999,90     1.014,50       -1,4%     -14,60   -6,4% 
Kupfer-Future               4,17         4,20       -0,7%      -0,03   +9,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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January 31, 2023 09:49 ET (14:49 GMT)