Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Wenn die Deutsche Bank am Donnerstag Zahlen für 2023 vorlegt, geht es nicht nur um das von hohen Zinsen, einem verhaltenden konjunkturellen Umfeld und dem Debakel um die IT-Migration bei der Postbank geprägte vergangene Jahr. Es interessiert auch der Blick nach vorne: Woher soll das Wachstum in den kommenden zwei Jahren angesichts des abebbenden Rückenwinds von der Zinsseite kommen und wie will die Bank es schaffen, ihre zuletzt wohl eher verhaltene Rendite auf das für 2025 anvisierte Ziel zu steigern?
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
ERGEBNIS: Die Deutsche Bank hat ihren Vorsteuergewinn 2023 den Analystenprognosen zufolge voraussichtlich stabil gehalten. Das Schlussquartal dürfte allerdings deutlich schwächer als im Vorjahr ausgefallen sein. Das Ertragswachstum ist gleichwohl intakt und dürfte den zuletzt erhöhten Ausblick erfüllt haben.
KOSTEN: Auf der Kostenseite fürchten die Beobachter, dass die Bank ihr selbstgestecktes Ziel einer stabilen Entwicklung verfehlt hat. Das Management hat bereits angekündigt, dass mehrere Faktoren wie eine Abschreibung auf die Numis-Übernahme, Restrukturierungs- und Abfindungskosten unter anderem für die Schließung von Postbank-Filialen und weitere Kosten im Zusammenhang mit Aufarbeitung der Postbank-IT-Migration anfallen werden. Bei der Ausgabe des Kostenziels ging die Bank zudem noch davon aus, dass Gelder, die sie in Bankenrettungsfonds gesteckt hat, zurückerstattet werden. Das ist allerdings nicht geschehen.
AUSSCHÜTTUNG: Die Aktionäre der Deutschen Bank sollen mehr Geld bekommen. Bei der Berichterstattung zum dritten Quartal hatte die Bank mitgeteilt, dass es wohl weitere Ausschüttungen über die geplanten mehr als 8 Milliarden Euro bis 2025 hinaus geben wird, weil sie mehr risikogewichtete Aktiva abbaut und dadurch 3 Milliarden Euro an Kapital freisetzt. Was davon an die Aktionäre geht, ist noch unklar, zumal die Bank einen Teil davon in die Strategieumsetzung investieren will. Für 2024 stellte die Deutsche Bank aber bereits weitere Aktienrückkäufe in Aussicht. Für das abgelaufene Jahr erwarten die Analysten eine Dividende von 0,45 Euro nach 0,30 Euro im Vorjahr.
AUSBLICK: Die Bank dürfte 2025 von den Effizienzmaßnahmen im Volumen von 2,5 Milliarden Euro profitieren, die sie im April 2023 angekündigt hatte. Bei den Erträgen ist die Frage, ob steigende Provisionseinnahmen die nachlassenden Zinseinnahmen ausgleichen können. Einige Analysten gehen davon aus, dass die Bank ihr Ertragsziel von 30 Milliarden Euro schon dieses Jahr und damit ein Jahr früher als geplant erreichen kann. Der Konsens gibt dieses jedoch noch nicht her. Das wichtigste Ziel ist aber die Eigenkapitalrendite, die bis 2025 auf über 10 Prozent steigen soll. Von der Analystenprognose für 2023 von 6,5 Prozent ausgehend ist das noch ein weiter Weg.
KONSOLIDIERUNG: Spekulationen über eine Konsolidierung in der Bankenbranche sind zuletzt nach einem Bericht über das Durchspielen theoretischer Szenarien bei der Deutschen Bank wieder hochgekocht. Doch sowohl CEO Christian Sewing als auch Finanzvorstand James von Moltke haben die Wogen gleich wieder geglättet. Die Analysten von Barclays zeigten sich zuletzt auch skeptisch. Die niedrige Bewertung der Deutschen Bank, bestimmte Bilanzanpassungen und die Probleme mit der Postbank-Integration könnten sich als zentrale Hindernisse für M&A in großem Stil erweisen, schrieben sie unlängst.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum vierten Quartal und Gesamtjahr 2023 sowie für 2024:
=== . PROG PROG PROG 4. QUARTAL 4Q23 ggVj Zahl 4Q22 Erträge 6.781 +7% 14 6.315 - Investmentbank 1.961 +17% 14 1.675 - FIC Sales & Trading 1.630 +7% 14 1.517 Aufwand-Ertrag-Relation 84,4 -- 14 82,2 Kosten bereinigt 5.140 +5% 13 4.886 Risikovorsorge 416 +19% 14 351 Eigenkapitalrendite (RoTE) 4,8 -- 12 13,1 Ergebnis vor Steuern 641 -17% 14 775 Ergebnis nach Steuern 866 -56% 14 1.978 Ergebnis nach Steuern/Dritten 833 -54% 14 1.803 Ergebnis je Aktie verwässert 0,32 -65% 11 0,92 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 ggVj Zahl Gj22 Erträge 29.020 +7% 13 27.210 - Investmentbank 9.297 -7% 13 10.016 - FIC Sales & Trading 8.081 -10% 12 8.935 Aufwand-Ertrag-Relation 75,6 -- 13 74,9 Kosten bereinigt 20.445 +3% 12 19.916 Risikovorsorge 1.434 +17% 13 1.226 Eigenkapitalrendite (RoTE) 6,5 -- 11 9,4 Ergebnis vor Steuern 5.649 +1% 13 5.594 Ergebnis nach Steuern 4.346 -23% 13 5.659 Ergebnis nach Steuern/Dritten 4.225 -16% 13 5.025 Ergebnis je Aktie verwässert 1,75 -26% 11 2,37 Dividende je Aktie 0,45 +50% 13 0,30 . PROG PROG GESAMTJAHR Gj24 Zahl Erträge 29.406 13 - Investmentbank 9.678 13 - FIC Sales & Trading 8.021 12 Aufwand-Ertrag-Relation 71,2 13 Kosten bereinigt 20.532 11 Risikovorsorge 1.497 13 Eigenkapitalrendite (RoTE) 7,2 12 Ergebnis vor Steuern 6.966 13 Ergebnis nach Steuern 4.957 13 Ergebnis nach Steuern/Dritten 4.819 13 Ergebnis je Aktie verwässert 2,12 11 Dividende je Aktie 0,68 13 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Aufwand-Ertrag-Relation und Rendite in Prozent
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: volkan.ictuerk@dowjones.com
DJG/mgo/sha
(END) Dow Jones Newswires
January 31, 2024 23:45 ET (04:45 GMT)