FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hält angesichts der diskutierten Übernahmewelle in der Branche eine Fusion oder den Zukauf eines anderen Geldhauses bald für denkbar. Derzeit konzentriere sich das größte deutsche Kreditinstitut aber noch auf die Umsetzung seines Umbauplans, sagte der Manager in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Sender Bloomberg TV. Der Hauptteil des Umbaus solle in den kommenden drei Monaten abgeschlossen sein.

Der Vorstand habe immer gesagt, dass Jahre 2019 und 2020 für die Sanierung entscheidend seien, erklärte Sewing. Der im vergangenen Jahr beschlossene Umbau läuft noch bis zum Jahr 2022.

An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen, zumal Sewing sich auch mit Blick auf den jüngsten Geschäftsverlauf im Handelsgeschäft optimistisch zeigte. Er sei sehr zufrieden mit der Entwicklung im dritten Quartal, auch wenn der Schwung nach dem ersten Halbjahr etwas abgenommen habe. Diese Normalisierung werde sich sich im vierten Quartal fortsetzen. Die Bank werde bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen eine gute Entwicklung zeigen, vor allem in der Investmentbank.

Nachdem der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie nach Presseberichten über Probleme bei der Kontrolle von Geldwäsche Ende September auf den tiefsten Stand seit Mai gerutscht war, gehörte das Papier am Mittwochmorgen mit einem Plus von 1,59 Prozent auf 7,477 Euro zu den stärksten Werten im Dax. Seit ihrem Hoch kurz vor Beginn der Corona-Krise im Februar hat die Aktie jedoch immer noch mehr als ein Viertel eingebüßt.

Als Voraussetzung für eine Fusion oder Übernahme sieht Sewing, dass die Rentabilität der Bank und ihr Aktienkurs wieder steigen. "Dann haben wir eine andere, eine bessere Position." Die Konsolidierung unter Europas Banken müsse stattfinden, und die Deutsche Bank wolle dabei kein Übernahmeziel sein. "Es ist wichtig, dass wir nicht der Juniorpartner sind."

Derzeit wird die Deutsche Bank an der Börse mit rund 15 Milliarden Euro bewertet, während ihre schweizerische Rivalin UBS umgerechnet auf rund 35 Milliarden Euro kommt. UBS-Verwaltungsratschef Axel Weber hat laut Bloomberg und anderen Medien kürzlich eine Liste mit möglichen Fusionskandidaten für die Schweizer Bank erstellt. Darunter ist auch die Deutsche Bank./stw/mis