BERLIN (Dow Jones)--In Deutschland geht der Ausbau von Highspeed-Anschlüsse voran. Bis Ende Juni wird es rund 29,3 Millionen gigabitfähige Anschlüsse geben, rund 1,4 Millionen oder 5 Prozent mehr als Ende 2020. Das ist das Ergebnis der 3. Gigabit-Studie, die das Beratungsunternehmen Dialog Consult und der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) am Dienstag vorstellte.

Im Sommer würden schätzungsweise 62,4 Prozent der Haushalte mit gigabittauglichen Anschlüssen versorgbar sein. Dabei würden 92 Prozent dieser Highspeed-Anschlüsse von den Wettbewerbern und 8 Prozent von der Deutschen Telekom zur Verfügung gestellt.


Schluck aus der Pulle 

Dieser Zuwachs um 5 Prozent unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie sei "ein ordentlicher Schluck aus der Pulle", erklärte Telekommunikationsexperte Torsten Gerpott, wissenschaftlicher Beirat bei Dialog Consult und Professor für TK-Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. "Da hat die Branche sich ganz schön ins Zeug gelegt."

Den deutschen Netzausbau sieht er insgesamt nicht pessimistisch. Für ihn sei das Glas eher halb voll. Denn auch wenn 37 Prozent noch keinen Glasfaseranschluss hätten, seien doch 63 Prozent bereits mit einem Glasfaseranschluss ausgestattet.

"Die Dynamik des Glasfaserausbaus nimmt weiter Fahrt auf", so Gerpott. Von Ende 2020 bis Ende Juni 2021 würde die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis zum Haus/Endkunden (sogenannte FTTB/H-Anschlüsse) um 800.000 auf fast 6 Millionen steigen. Der Ausbau der DOCSIS-3.1-Kabelanschlüsse sei weitgehend abgeschlossen - die restlichen 3 Millionen Anschlüsse dürften in den kommenden 12 Monaten noch aufgerüstet werden.


Ausbau auf dem Land kommt voran 

Die Zahl der verfügbaren Gigabit-Anschlüsse über Breitbandkabel, der meist ohne viel Tiefbau vonstattengehen, werde im ersten Halbjahr um mehr als 600.000 auf 23,3 Millionen Anschlüsse steigen.

Beim Ausbau habe insbesondere der Glasfaseraufbau im ländlichen Raum zu einer Verbesserung der Versorgungsquote geführt - die Zahl der ausschließlich mit Glasfaser versorgten gigabitfähigen Haushalte sei um über 23 Prozent auf 2,9 Millionen angestiegen.

"Die Entwicklung beim Glasfaserausbau zeigt, dass nicht enorme Fördermittel der entscheidende Treiber sind, sondern der eigenwirtschaftliche Ausbau, der auch im ländlichen Bereich immer besser funktioniert", unterstreicht VATM-Präsident David Zimmer.


Komplexe Fördermaßnahmen hinderlich 

Im ländlichen Raum sei wichtig, auf den eigenwirtschaftlichen Ausbau zu setzen, denn dies ginge schneller. "Zu viele komplexe Fördermaßnahmen sind eine große Gefahr und keine Hilfe" beim Ausbau auf dem Land, so Zimmer.

Beim Netzausbau gehe gut ein Drittel auf die Deutsche Telekom zurück, fast zwei Drittel würden von den Wettbewerbern gebaut. Auf sie gehen rund 3,7 Millionen der Glasfaseranschlüsse zurück.

Laut der Studie werden 2,1 Millionen der insgesamt 6 Millionen Glasfaseranschlüsse von den Endkunden auch genutzt. Auffällig sei dabei, dass sieben von zehn Endkunden einen solchen Anschluss bei den alternativen Anbietern buchten. Während die Wettbewerbsunternehmen bei den echten Glasfaseranschlüssen eine Take-up-Rate von knapp 40 Prozent erreichten, läge diese bei der Telekom bei unter 30 Prozent, so die Studie.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/jhe

(END) Dow Jones Newswires

May 11, 2021 05:16 ET (09:16 GMT)