Zurück zur Übersicht 12.11.2015: GEHAG-Forum spannt zum Jahresende den ganz weiten Bogen

Werner Brunner, Friederike Klotz, Ilze Orinska, Jakob Roepke

26. November 2015 - 14. Februar 2016
Mo - Fr 9 - 19 Uhr

Zur Eröffnung der Ausstellung am
Mittwoch, den 25. November 2015 um 19 Uhr

laden wir Sie herzlich ein in das
Foyer der Deutsche Wohnen AG
Mecklenburgische Straße 57, 14197 Berlin

Es sprechen:
Marko Rosteck
Deutsche Wohnen AG

Matthias Reichelt
Kulturjournalist


Berlin, 12. November 2015. Das GEHAG-Forum zeigt zum Jahresende Malerei, Collagen sowie Skulpturen, die einen weiten thematischen Bogen spannen. Von philosophischen Fragestellungen und Gesellschaftskritik in Gestalt von Gemälden über surreale Räume und Bildgeschichten zu utopisch/dystopischen skulpturalen Stadträumen in der Skulptur hin zu einer völlig geerdeten Malerei, die sich mit Natur, landwirtschaftlichen Werkzeugen und Imkerei befasst.

Werner Brunner hat in seiner vielseitigen Karriere sowohl über historische Wandmalerei publiziert als auch in Berlin mit der frühen 'Künstlergruppe Ratgeb' und danach mit dem 'Atelier Oranienstraße' vielbeachtete Wandgemälde an Häusern geschaffen. Gesellschaftskritische Aspekte standen dort ebenso im Zentrum wie in seinen großen Gemälden, die er für Innenräume anfertigt. Manchmal erweitert er dort seine Technik um die Assemblage und inkorporiert thematisch passende Materialien in die Bilder. Seine figurativen Gemälde setzen sich vielschichtig mit dem Verhältnis von Mensch und Gesellschaft auseinander. In einigen Bildern ist Brunners Skepsis gegenüber dem respektlosen Umgang des Menschen mit der Umwelt mit ironischer Verve auf den Punkt gebracht. Wenn dem Betrachter das mobile Einsatzkommando, bestehend aus paläontologischen Skeletten von Dinosauriern, vereint mit denen von Primaten neueren Datums, aus einer Industriehalle entgegenstürzt, während aus einem Oberlicht der Fabrik Dürers betende Hände in den Raum ragen, dann ist Panik angebracht, denn irgendetwas scheint hier schiefzulaufen. Brunners Bilder zeigen deutlich seine Auseinandersetzung mit Walter Benjamin, dessen Bild der Arche als Reservoir des kulturellen Gedächtnisses in einer beschleunigten und disparaten Welt elementare Fragen des Verhältnisses von Mensch und Gesellschaft aufwerfen.

Friederike Klotz ist eine multimediale Künstlerin und nutzt neben der Zeichnung und der skulpturalen Form auch Video und Fotografie. Sie kreiert Modelle von Stadträumen, gefertigt aus Kunststoffhüllen und -Boxen, Reminiszenzen des zeitgenössischen Verpackungswahns. Stadtmodelle mit riesigen Glaspalästen und -Türmen, die durch Glasgänge in luftiger Höhe miteinander verbunden sind, während unten, winzig klein, die Menschen ihrem Alltag nachgehen. Es sind Dystopien von Stadträumen der völligen Überwachung und Kontrolle. In einer Installation im GEHAG-Forum wird Klotz eine große Panoramazeichnung auf eine Kunststoffhülle projizieren und so eine größere Stadtlandschaft entstehen lassen. Außerdem zeigt sie Arbeiten unter Fresnellinsenhauben, durch die Miniaturdarstellungen von Menschenwanderungen um ein vielfaches größer erscheinen. Kleinere Skulpturen setzen sich aus mehreren Schichten mit Zeichnungen in der Größe von A4 bis A3 auf Acrylglasscheiben zusammen. Bis zu 15 Acrylglasscheiben verschraubt Klotz zu Blöcken und weckt die Illusion des 3-D-Raumes. Eine andere Serie - ein Gegenentwurf zu den Stadträumen - umfasst Polyesterkuben mit auffällig privaten Interieurs. Kleinteilige, ausgeschnittene Elemente aus Fotografien von genutzten Räumen arrangiert Klotz zu intimen Interieurs und gießt das Ensemble anschließend in Polyester. Die an Glasbausteine erinnernden Objekte zeigen die privat anmutenden Räume wie eine verschwundene Lebenspraxis in musealer Konservierung und Inszenierung unter Glas.

Ilze Orinskas Malerei basiert auf exakter Beobachtung von Natur, von landwirtschaftlicher Arbeit und der Imkerei im Besonderen. Gerätschaften wie Spaten und Schaufel, Heugabel und Hacke werden exakt vermessen und anschließend in Öl auf Spanplatte gemalt. Die handwerklich meisterlich gefertigten Gemälde sind in dunklen und erdigen Farben gehalten und objektivieren eine uns abhanden gekommene Welt. Auch Stillleben mit Früchten sowie Bilder von Pflanzen und Vögel sind Teil des künstlerischen Werks. Ilze Orinskas Kindheit in Lettland war stark geprägt von der Imkerei der Eltern und dem Bauernhof der Großeltern. Trotz Großstadtlebens in Berlin befasst sich Orinska weiterhin mit Mensch und Natur in einer ländlichen Umgebung. Eine Welt, in der Jahreszeiten und Tierwelt den Alltag der Menschen nachhaltig bestimmen, erscheint wie ein 'gesunder' Gegensatz zu einer allein auf Rasanz, Progression und Verwaltung setzenden Gesellschaft, die das Verhältnis zu Handwerk und Produktion völlig aus den Augen verloren hat. Die Brillanz der Malerei und die naturalistische Präzision der Darstellung erinnern an alte wissenschaftliche Publikationen zur Botanik und wirken wie eine Erhöhung einer verschwindenden Welt, die hier mit großer Nähe und Liebe gewürdigt wird.

Neben bildhauerischen Reliefarbeiten und abstrakter Malerei produziert Jakob Roepke kleine figurative Bildcollagen, die jetzt im GEHAG-Forum gezeigt werden. Seit 1996 fertigt Roepke mittels Mischtechnik aus Collage und Tuschezeichnung Bilder im immer gleichen und fast quadratischen Format von 13 x 12 cm an, die er wie kleine Bühnenräume gestaltet und durchnummeriert. Mittlerweile ist er bei 1440 angelangt. Neben der Größe sind auch andere Elemente formalisiert. So kaschiert er immer mehrere Kartons als Bildträger mit ausgewählten Vor- oder Nachsatzpapieren mit tapetenähnlichen Mustern und legt sie zur Weiterverarbeitung auf Vorrat. Aus vielen Quellen wie Möbel- und Museumsprospekten bis hin zu einem tschechischen Buch über Gestein generiert Roepke sein Material an Menschenfiguren, Tieren und Gegenständen, das er zu unikaten Collagen kombiniert und zusätzlich mit Tusche bearbeitet. Farbigkeit, Größenverhältnisse und Bühnenraumgestaltung geben den Arbeiten eine surreale und märchenhafte Anmutung. Die Bilder deuten theatralische Erzählungen an, deren Fortgang in alle Richtungen imaginiert werden können. Mitunter legt Roepke kleine detektivische Spuren und Referenzen hin zu Themen und Werken der Kunstgeschichte.

Werner Brunner (*1941 in München); Schmied in Oberammergau; Flugzeugmechaniker; Architekturstudium in München; Dipl.Ing. für Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin; als Architekt in der archäologischen Bauforschung im Vorderen Orient und Griechenland tätig; ab 1980 Maler und Mitbegründer der 'Künstlergruppe Ratgeb'; 1985-2014 'Atelier Oranienstraße 19a', Berlin-Kreuzberg; neben der freien Malerei engagierte sich Brunner in zahlreichen öffentlichen Wandmalprojekten in Berlin und Frankreich; 1994 TV-Dokumentation (SFB) über die Entstehung des Wandbildes Flughafenstr. 71; 1996 'Verblichene Idyllen - Wandmalerei im Berliner Mietshaus der Jahrhundertwende' (gefördert mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Stiftung preußische Seehandlung).2001-2007 Forschungsarbeit und Forschungsreisen für: Stadtbürgerliche Bilderlust - Wandbilder am europäischen Miets- und Geschäftshaus der Belle Epoque; Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland; lebt und arbeitet in Berlin.
www.chambre-claire.com/werner-brunner/

Friederike Klotz (*1966 in Berlin); 1989-1994 Studium der Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste, Wien und der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien bei Prof. Bruno Gironcoli; 1991 Progetto Civitella d'Agliano (Preis); 1994/95 Stipendium im Künstlerhaus Bethanien, Berlin; 2000/01 Stipendium Cité Internationale des Arts, Paris; 2010 Triennalepreis, Triennale Kleinplastik Fellbach; Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland; lebt und arbeitet in Berlin.
www.friederike-klotz.de

Ilze Orinska (*1968 in Rēzekne, Lettland); 1986-1992 Studium an der Kunstakademie Lettlands in Rīga; 1990 Studienaufenthalt in Bremen im Rahmen eines Studentenaustauschprogramms des DAAD; 1992-1999 Studium an der Hochschule für Künste Bremen, Freie Kunst/Malerei bei Prof. Rolf Thiele; 1998-1999 Meisterschülerstudium, Prof. Rolf Thiele; 1997-1998 Programmstipendium der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., Hamburg; 1998 Belobigung - AEG Kunstpreis Ökologie '98, Nürnberg; 1999 Vallauris-Kunstpreis der Sparkasse Syke; 2002 Stipendium für Lithographie - Stiftung des Münchner Künstlerhauses; 2008 Katalogförderung des Bezirksamts Pankow von Berlin; Atelierförderung durch Atelierbüro des bbk berlin und Berliner Senat; 2015 Atelierstipendium der Albert Koechlin Stiftung in der Stadtmühle Willisau, Schweiz; Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland; lebt und arbeitet in Berlin.
http://www.ilzeorinska.eu/

Jakob Roepke (*1960 in Kassel); 1981-1988 Studium an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach; 1986-1987 Gast-Studium am Edinburgh College of Art; 1990-1994 Atelier in Edinburgh; 1991 Great Junction Studios Leith, Edinburgh, Schottland /1992-94 WASP-Studios Patriothall, Edinburgh,
Messe-Teilnahmen: Joburg Art Fair; Art Amsterdam; Volta6 (Basel); artbrussels; SWAB art fair (Barcelona); NEXT 08 (Chicago); YEAR_07/06 - Art Projects (London); Pulse Miami; Preview Berlin; art cologne; Art Frankfurt; Fresh Paint 09 (Tel Aviv); 2008 SWAB Art Prize, Barcelona, 2014 Gastkünstler bei 'Lettre International' Magazin; short-listed für Kunst am Bau der Barenboim-Said -Akademie, Berlin; Werke in Sammlungen (Auswahl): Sammlung des Deutschen Bundestages, Berlin; International Collage Center New York and Milton, A.G. Rosen, New York, USA; Sir Duncan Mac Laren's Collection of Symbolist and Surrealist Art, London; The Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford, USA / Saxo Collection, Kopenhagen; Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland; lebt und arbeitet in Berlin.
www.jakob-roepke.de


Deutsche Wohnen
Die Deutsche Wohnen ist eine der führenden börsennotierten Immobiliengesellschaften in Deutschland und Europa, deren operativer Fokus auf der Bewirtschaftung und Entwicklung ihres Wohnungsbestands liegt. Der Bestand umfasst zum 30. September 2015 insgesamt 149.100 Einheiten, davon 147.000 Wohneinheiten und 2.100 Gewerbeeinheiten. Die Deutsche Wohnen ist Eigentümerin von Wohnungen in vier Siedlungen der Berliner Moderne, welche im Juli 2008 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurden: der Weißen Stadt, der Hufeisensiedlung Britz, der Wohnstadt Carl Legien sowie der Ringsiedlung Siemensstadt.

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