- von Tom Käckenhoff

Düsseldorf (Reuters) - Paukenschlag beim Karlsruher Energiekonzern EnBW: Nach knapp 16 Monaten hat der neue Vorstandschef Andreas Schell sein Amt schon wieder niedergelegt.

Der Aufsichtsrat habe dieser Entscheidung in einer außerordentlichen Sitzung zugestimmt, teilte der Versorger am Freitag mit. "Wesentlicher Grund sind unterschiedliche Auffassungen zwischen Aufsichtsrat und Vorstandsvorsitzendem in entscheidenden Fragen der strategischen

Weiterentwicklung des Unternehmens", hieß es. Die Nachfolge übernehme Vorstandsmitglied Georg Stamatelopoulos.

Aufsichtsratschef Lutz Feldmann drückte sein Bedauern über die Entscheidung aus. "Trotz intensiver Diskussionen konnte in den vergangenen Monaten keine Einigkeit über die weitere strategische Ausrichtung des Unternehmens erzielt werden." Schell hatte im November 2022 die Nachfolge des langjährigen Chefs Frank Mastiaux angetreten, der den früher vor allem auf Atom- und Kohlekraftwerke setzenden Versorger auf Erneuerbare Energien ausrichtete. Vor seinem Wechsel zu EnBW war Schell Vorstandschef von Rolls-Royce Power Systems. Sein Vertrag bei EnBW lief noch bis November 2025.

Sein Nachfolger Stamatelopoulos, der vorerst auch weiter das Ressort "Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur" leitet, hat in den vergangenen Jahren auf verschiedenen Posten den Konzern mitgeprägt. "Das beinhaltet einerseits den starken Ausbau von Wind- und Solarenergie bei gleichzeitiger Planung neuer wasserstofffähiger Gaskraftwerke, andererseits den Ausstieg aus der Kernenergie und absehbar auch aus der Kohleverstromung", betonte Aufsichtsratschef Feldmann. Dieser bisher gelungene Umbau trage maßgeblich seine Handschrift. Der 54-Jährige sei ein überzeugter Teamplayer und inzwischen auch ein geschätzter Gesprächspartner der Politik und Wirtschaft.

EnBW sei ein wichtiger Akteur der Energiewende in all ihren Facetten - von Strom über Wärme bis zur Mobilität, erklärte Stamatelopoulos. "Wir müssen in allen diesen Bereichen das richtige Tempo beibehalten, die richtigen Maßnahmen

LANGJÄHRIGER FINANZCHEF KUSTERER ZUM STELLVERTRETER ERNANNT

Finanzchef Thomas Kusterer wurde am Freitag vom Aufsichtsrat zu Stamatelopoulos' Stellvertreter ernannt. EnBW gehört neben E.ON und RWE zu den größten Energiekonzernen in Deutschland. Während sich E.ON insbesondere auf das Geschäft mit den Strom- und Gasnetzen konzentriert und RWE auf die Stromerzeugung, hält EnBW an beiden Geschäften fest und betreibt über die Leipziger Tochter VNG auch einen großes Gashandelsgeschäft. EnBW beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter. Haupteigentümer mit jeweils knapp der Hälfte der Anteile sind das Land Baden-Württemberg und Kommunen.

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)