Die Blockade der wichtigen Schifffahrtsstraße für mehrere Tage habe schon durch die Corona-Krise entstandene Engpässe im maritimen Welthandel verschärft, erklärte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Montag. "Schon die Corona-Krise hat für Verwerfungen im maritimen Handel gesorgt und die Preise für den Container-Transport explodieren lassen", sagte IfW-Experte Vincent Stamer. Die Schiffshavarie im Suezkanal und ihre Nachwirkungen seien nun eine zusätzliche Belastung. "Das treibt tendenziell die Preise für den Seehandel nach oben, was sich früher oder später auch in den Produktpreisen niederschlagen dürfte."

Das im Suezkanal festgefahrene Riesen-Containerschiff ist wieder in Bewegung. Die "Ever Given" wurde am frühen Montagmorgen ägyptischer Zeit freigelegt, wie der Schifffahrtsdienstleister Inch Cape Shipping Services mitteilte. Der Kanalbetreiber SCA erklärte, das Schiff werde derzeit wieder flottgemacht. Damit der Verkehr im Kanal wieder aufgenommen werden kann, müsse der Frachter noch in eine Warteposition geschleppt werden.

Allein Deutschland exportiert laut IfW auf dem Seeweg etwa Güter im Wert von 121 Milliarden Euro jährlich in asiatische Länder - der Großteil als Kraftfahrzeuge und Maschinen. Zudem stammten bis zu zehn Prozent aller direkt verwendeten Vorleistungen der Elektronik aus den sechs größten Volkswirtschaften Asiens. Die Transportkosten von Asien nach Europa seien zum Jahreswechsel 2020/21 "explodiert", erläuterten die Kieler Ökonomen. "Es ist jetzt fast fünfmal so teuer, einen Container von Ostasien nach Europa zu transportieren wie vor einem Jahr." Ein Umweg um Afrika, um den Suezkanal zu vermeiden, würde die Handelskosten auf dem Seeweg zwischen China und Europa um mindestens 30 Prozent steigen lassen.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, die Lage am Suezkanal werde genau beobachtet. Negative Auswirkungen auf Lieferketten seien bislang nicht bekannt.