FRANKFURT (Dow Jones)--Mit Milliarden-Investitionen will Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann das Essener Unternehmen auf grüne und zugleich margenstarke Spezialchemie-Geschäfte ausrichten. Mehr als 3 Milliarden Euro sind bis 2030 für Investitionen in Produkte mit hohem Nachhaltigkeitsnutzen vorgesehen, mit denen EBITDA-Margen von mehr als 20 Prozent erzielt werden können, wie der Chemiekonzern anlässlich seines Kapitalmarkttages mitteilte.

Weitere 700 Millionen Euro will Evonik bis zum Ende des Jahrzehnts ausgeben, damit Produktionsprozesse und Infrastruktur klimafreundlicher werden. Scope-1- und Scope-2-Treibhausgas-Emissionen sollen dadurch noch einmal um 25 Prozent gesenkt werden: von aktuell 6,5 auf 4,9 Millionen Tonnen im Jahr 2030. Diese Investitionen sollen sich zudem rechnen. Bis 2030 rechnet Evonik mit rund 100 Millionen Euro rückläufigen operativen Kosten.

Der Umsatz mit den von Evonik so bezeichneten Next Generation Solutions (Produkte mit hohem Nachhaltigkeitsnutzen) soll von derzeit 37 Prozent auf mehr als 50 Prozent bis 2030 steigen. "Mit unseren Innovationen unterstützen wir unsere Kunden dabei, ihre eigenen Produkte nachhaltiger zu machen und ihre eigene Klimabilanz zu verbessern", sagte das für Nachhaltigkeit zuständige Vorstandsmitglied Thomas Wessel. Derzeit steige die Nachfrage nach kosmetischen Wirkstoffe auf natürlicher Basis oder Technologien zur gezielten Freisetzung von pharmazeutischen Wirkstoffen dynamisch.

Finanziert werden soll der Umbau unter anderem mit Hilfe der Division Performance Materials, zu der neben dem Geschäft mit Super-Absorbern für Baby-Windeln auch der sogenannte C4-Verbund von Evonik gehört, in dem etwa Additive für Kraftstoffe und Kunststoffe produziert werden. Bis zum nächsten Jahr sollen neue Eigentümer oder Partner für die Sparte gefunden werden, die im vergangenen Jahr etwa 20 Prozent oder 2,9 Milliarden Euro zum Konzernumsatz beisteuerte.

Das Baby-Care-Geschäft ist bereits seit dem vergangenen Jahr abgetrennt, bei den anderen beiden Sparten Functional Solutions und Performance Intermediates beginnt der Prozess.

Mit der Ausrichtung auf wachstumsstarke und weniger zyklische Spezialchemie peilt Evonik nun ein organisches Wachstum von durchschnittlich mehr als 4 Prozent an. Bisher galten hier mehr als 3 Prozent Volumenwachstum als Richtwert. Die übrigen mittelfristigen Finanzziele bestätigte Finanzchefin Ute Wolf: die EBITDA-Marge von 18 bis 20 Prozent, die Cash Conversion Rate von mehr als 40 Prozent und den ROCE von mehr als 11 Prozent.

Damit der Umbau gelingt, will Evonik die Nachhaltigkeitsziele in die langfristige Vergütungskomponente des Vorstands integrieren.

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May 11, 2022 05:55 ET (09:55 GMT)