NEW YORK (Dow Jones)--Erneut abwärts geht es am Freitag an den US-Börsen. Doch dieses Mal sind es vor allem "Value"-Aktien und Konjunkturzykliker, die von dem Ausverkauf am Donnerstag verschont geblieben waren. Dagegen halten sich die am Vortag heftig gebeutelten Technologiewerte besser und zeigen Stabilisierungsansätze; ein Vorstoß in positives Terrain war indessen nicht von Dauer. Der Große Verfalltermin am Freitag bringt zusätzlich Volatilität in den Markt.

Gegen Mittag (Ortszeit New York) verliert der Dow-Jones-Index 1,3 Prozent. Der S&P-500 liegt 0,8 Prozent im Minus. Für den Nasdaq-Composite geht es um 0,2 Prozent nach unten. Er hatte am Donnerstag 2,5 Prozent eingebüßt, weil Anleger die im Jahresverlauf stark gelaufenen Wachstumsaktien abstießen. Zudem gelten Technologiewerte wegen des hohen Fremdkapitalanteils der Branchenunternehmen als besonders anfällig für Zinserhöhungen.

Nun sind es aber die Bankentitel, die mit durchschnittlichen Kursverlusten von 2,7 Prozent die Verlierer anführen. Sie hatten am Donnerstag an der Spitze der Gewinner gestanden, getragen von der beschleunigten geldpolitischen Straffung der US-Notenbank und den drei für 2022 in Aussicht gestellten Zinserhöhungen. Allerdings fallen trotz der falkenhaften Fed die Renditen am Anleihemarkt, weil Konjunktursorgen angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus Anleger an den Rentenmarkt treiben. Niedrige Zinsen wiederum erschweren das traditionelle Geschäft der Banken.

Für den Rückzug aus Aktien machen Beobachter auch Inflationsängste verantwortlich. Beschwichtigende Aussagen des Präsidenten der New Yorker Fed-Filiale, John Williams, verpuffen: Williams hatte sich zuversichtlich geäußert, dass die Notenbank die Inflation in den Griff bekommen könne, ohne dass es zu einer Rezession komme.

"Die zugrundeliegende, primäre Angst auf dem Markt ist die Inflation. Was die Fed getan hat, entspricht dem alten Sprichwort: Um ein Problem zu lösen, muss man zuerst anerkennen, dass es eines gibt. Es ist ein kluger Schritt, aber nur eine vorübergehende Atempause für die Inflationsängste der Märkte", sagt Investmentstratege David Donabedian von CIBC Private Wealth.

Insgesamt vermissen Anleger eine klare Linie im Kampf gegen die Inflation. Denn neben den die Geldpolitik straffenden Notenbanken wie Fed oder Bank of England gebe es mit der EZB und der Bank of Japan auch weiterhin solche, die kein beherztes Gegensteuern gegen die Inflation verfolgten, heißt es im Handel. Händler sprechen von einer gestiegenen Verunsicherung.


   Lira taumelt weiter nach unten 

Während der Dollar gestützt von der strafferen Geldpolitik zulegt und der Dollarindex um 0,2 Prozent klettert, wertet die türkische Lira erneut dramatisch ab. Der Absturz ist durch eine abermalige Intervention der türkischen Notenbank am Freitag nur vorübergehend gestoppt worden. Der Dollar hatte zuvor in einer schnellen Bewegung die Marken von 16 und 17 Lira genommen und war bis auf das Rekordhoch von 17,287 Lira gestürmt. Auf Tagessicht wertet der Dollar um über 5 Prozent auf.

Die türkische Zentralbank hatte am Vortag trotz einer galoppierenden Inflation erneut die Leitzinsen gesenkt. Analysten verweisen indes darauf, dass die Interventionen der Zentralbank zur Stützung der Lira immer schneller verpufften und in der Summe völlig wirkungslos blieben.

Während Gold als Inflationsschutz - gerade mit Blick auf die weiterhin sehr lockere Geldpolitik der EZB - gefragt ist, ist Erdöl deutlich günstiger zu haben. Die Maßnahmen gegen Omikron in China und anderen Staaten könnten Konjunktur und Erdölnachfrage belasten, heißt es.


   Fedex ziehen an - Oracle unter Druck 

Unter den Einzelaktien steigen die Titel des Logistikriesen Fedex um 4,8 Prozent. Die Gesellschaft hat gewinn- und umsatzseitig mit besser als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen für das zweites Quartal positiv überrascht. Daneben übertraf auch der Gewinnausblick für das Gesamtjahr die kursierende Konsensschätzung. Gut kommt auch ein 5 Milliarden Dollar schwerer Aktienrückkauf an.

Steelcase verbilligen sich um 4,2 Prozent. Der Hersteller von Büromöbeln sieht sein Wachstum von andauernden Problemen in der Lieferkette und steigenden Preisen deutlich gebremst. Der Gewinn im dritten Quartal hätte ansonsten dreimal höher ausfallen können.

Bei U.S. Steel enttäuscht der Ausblick. Auch dem Stahlhersteller machen höhere Aufwendungen für Rohstoffe und Energie zu schaffen. Der Kurs fällt um 1,7 Prozent. Rivian stürzen um 13,6 Prozent ab. Das Start-up für elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge hat angekündigt, für 5 Milliarden Dollar im nächsten Jahr mit der Errichtung einer zweiten Fabrik in Georgia zu beginnen. Daneben hat Rivian den Verlust deutlich ausgeweitet.

Die Nachricht, dass Dan Ammann, Chef der autonomen Fahrzeugsparte Cruise von General Motors, das Unternehmen verlässt, schlägt sich in einem Minus der GM-Aktie von 5,1 Prozent nieder.

Während Oracle (-5,9%) nachgeben, ziehen Cerner (+12,6%) deutlich an. Laut Kreisen erwägt Oracle die Übernahme von Cerner, einem Informationstechniker für den Bereich Gesundheitswesen. Das Volumen des Deals könnte sich auf rund 30 Milliarden Dollar belaufen. Johnson & Johnson (-2,6%) werden belastet von Informationen, dass es zu seltenen, aber schwerwiegenden Blutgerinnungsstörungen im Zusammenhang mit dem Covid-19-Impfstoff kommen kann.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut     +/- % YTD 
DJIA                35.418,55      -1,3%     -479,09        +15,7% 
S&P-500              4.630,16      -0,8%      -38,51        +23,3% 
Nasdaq-Comp.        15.150,08      -0,2%      -30,36        +17,6% 
Nasdaq-100          15.802,19      -0,4%      -61,75        +22,6% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         0,62       1,7        0,60       50,4 
5 Jahre         1,15      -1,8        1,17       78,8 
7 Jahre         1,31      -2,5        1,33       66,1 
10 Jahre        1,39      -2,9        1,42       47,0 
30 Jahre        1,82      -3,5        1,85       17,2 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Fr, 8:06  Do,17:36 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1274      -0,5%      1,1332        1,1311   -7,7% 
EUR/JPY                128,09      -0,6%      128,72        128,61   +1,6% 
EUR/CHF                1,0408      -0,1%      1,0413        1,0428   -3,7% 
EUR/GBP                0,8499      -0,1%      0,8508        0,8491   -4,8% 
USD/JPY                113,62      -0,1%      113,58        113,71  +10,0% 
GBP/USD                1,3265      -0,4%      1,3319        1,3320   -2,9% 
USD/CNH (Offshore)     6,3848      +0,1%      6,3772        6,3776   -1,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             46.958,49      -1,8%   47.205,04     48.420,09  +61,6% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.       +/- %       +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               70,88      72,38       -2,1%         -1,50  +49,3% 
Brent/ICE               73,48      75,02       -2,1%         -1,54  +47,8% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %       +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.804,25   1.799,60       +0,3%         +4,65   -4,9% 
Silber (Spot)           22,49      22,50       -0,0%         -0,01  -14,8% 
Platin (Spot)          944,25     940,90       +0,4%         +3,35  -11,8% 
Kupfer-Future            4,29       4,30       -0,5%         -0,02  +21,7% 
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December 17, 2021 12:36 ET (17:36 GMT)