Es sei im Interesse des Landes, sich eine gewisse Zeit für den Übergang zu nehmen, sagte Zentralbank-Chef Mark Carney am Donnerstag dem BBC-Radio. Am Mittwoch hatte er bereits gewarnt, dass ein ungeordneter EU-Austritt die Wirtschaft der Insel noch härter treffen könnte als die weltweite Finanzkrise vor zehn Jahren. Neue Konjunkturdaten zeigen, dass die Unsicherheit vielen Firmen zusetzt.

Premierministerin Theresa May sagte, sie werde sich in den nächsten zwei Wochen auf die Brexit-Abstimmung im Parlament konzentrieren. Sollte das Unterhaus am 11. Dezember ihre Vereinbarung mit der EU ablehnen, droht Chaos, was vor allem die Wirtschaft fürchtet. May bekräftigte, der ausgehandelte Vertrag sei die beste Option für das Land. Sie hat im Parlament allerdings keine Mehrheit, hofft unter anderem auf die nordirische DUP, die ihre Minderheitsregierung toleriert. Die DUP will früheren Angaben zufolge jedoch gegen den May-Plan stimmen, auch in der Konservativen Partei sind viele Abgeordnete unzufrieden mit May.

Der EU-Verhandlungsführer Michel Barnier sagte, angesichts der komplexen Gespräche in den vergangenen Monaten dürfe das Paket nicht wieder aufgeschnürt werden. Es sei nicht die Frage, wer gewinne und wer verliere. Es gebe beim Brexit nur Verlierer. "Es gibt keinen zusätzlichen Wert", betonte Barnier. Kritiker von May werfen ihr vor, der EU zu große Zugeständnisse gemacht zu haben.

In der Autobranche schrumpfte die Produktion in Großbritannien bereits den fünften Monat in Folge. Im Oktober gab es nach Branchenangaben ein Minus von 9,8 Prozent. "Ein No-Deal-Brexit wäre eine Katastrophe", sagte der Europa-Chef des US-Autobauers Ford, Steven Armstrong. Es sei wichtig, dass das vorliegende Abkommen mit der EU jetzt auch ratifiziert werde.

Der Wirtschaftsverband CBI teilte mit, dass im Dienstleistungssektor der Optimismus im November so schwach sei wie seit zwei Jahren nicht mehr. "Die Brexit-Unsicherheit fordert ihren Tribut", sagte CBI-Chefökonom Rain Newton-Smith.