In diesem Jahr könne das Betriebsergebnis am oberen Ende der Prognosespanne von 1,04 bis 1,2 Milliarden Euro landen und damit die Rekordmarke von 2019 knacken, sagte Finanzvorstand Matthias Zieschang am Dienstag. Auch für 2024 gab er einen optimistischen Ausblick: Am größten deutschen Flughafen sei ein Passagierplus von zehn Prozent realistisch. Nach einem Anstieg um gut ein Fünftel auf rund 60 Millionen Menschen in diesem Jahr würden danach um die 65 Millionen Fluggäste 2024 in Frankfurt abfliegen oder ankommen und mit Einkaufen oder Restaurantbesuch den Umsatz des Betreibers ankurbeln. "Wir erwarten sehr gutes und solides Wachstum 2024", sagte Zieschang. Die Fraport-Aktie legte um mehr als sieben Prozent zu.

Untermauert wird die Zuversicht von einem Anstieg der Flughafengebühr in Frankfurt: Fraport hat nach Rücksprache mit den Airlines - allen voran Hauptkunde und Fraport-Aktionär Lufthansa - eine Erhöhung um 9,5 Prozent beim Regulierer für 2024 beantragt. Damit können auch steigende Personalkosten gestemmt werden, denn das Unternehmen heuert nach dem Stellenabbau während der Corona-Pandemie wieder viele Beschäftigte an und zahlt höhere Tariflöhne. Nach Mangel im vergangenen Jahr hätten die Bodendienste am Frankfurter Airport wieder genug Personal. Es hapere noch an der Einarbeitung oder dem Erwerb spezieller Führerscheine, etwa zum Schleppen von Flugzeugen.

KEIN BONUS FÜR BILLIGFLIEGER

Im ersten Halbjahr schrieb der MDax-Konzern dank des wachsenden Flugverkehrs schwarze Zahlen. Unter dem Strich verdiente Fraport 85 Millionen Euro nach einem Verlust von 53 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz legte in den ersten sechs Monaten um ein Drittel auf 1,8 Milliarden Euro zu. "Die Erholung der Passagiernachfrage hält über unser gesamtes Airport-Portfolio an", erklärte Fraport-Chef Stefan Schulte. Dabei profitierten die touristisch geprägten internationalen Beteiligungsflughäfen am stärksten von der hohen Nachfrage Privatreisender.

Die griechischen Regionalflughäfen zählten bereits 7,8 Prozent mehr Fluggäste als 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. In Antalya in der Türkei erreichte die Zahl der Passagiere bereits 96 Prozent. Auch der größte deutsche Flughafen holt auf, wenn auch langsamer. Nach 80 Prozent im ersten Halbjahr kalkuliert Fraport im Gesamtjahr mit rund 85 Prozent des Vorkrisen-Niveaus, bezogen auf 70,6 Millionen Fluggästen 2019.

Dass die Billigflieger Ryanair oder Easyjet große deutsche Flughäfen wegen hoher Gebühren meiden, lässt Fraport kalt. Der Betreiber werde sie trotz seiner geplanten Erweiterung um ein drittes Terminal nicht mit Anreizen locken, sondern bevorzuge moderates Wachstum. Fraport hatte Ryanair 2017 nach Frankfurt gelockt mit Konditionen, die starkes Wachstum der Passagierzahl belohnte. Das war auf Protest der Lufthansa gestoßen. Europas größter Billigflieger schloss 2022 seine Basis in Frankfurt. Ryanair-Chef Michael O'Leary prangert immer wieder die hohen Flughafenkosten in Deutschland an. Das Verhältnis zwischen Fraport und Lufthansa sei derzeit so gut wie er es während seiner 2007 begonnenen Amtszeit als Fraport-Finanzchef noch nicht erlebt habe, sagte Zieschang. "Trotz der 9,5 Prozent."

(Bericht von Ilona Wissenbach; redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)