REDE

a n l ä s s l i c h d e r H a u p t v e r s a m m l u n g d e r I N D U S H o l d i n g A G a m 2 2 . M a i 2 0 2 4

V o r s i t z e n d e r d e s V o r s t a n d s D r . J o h a n n e s S c h m i d t

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, liebe Freunde von INDUS,

sehr geehrte Mitglieder des Aufsichtsrats,

ich begrüße Sie ganz herzlich. Schön, Sie hier persönlich zu treffen. Ganz besonders begrüßen möchte ich die Schüler aus der Wirtschafts-AG des Konrad-Heresbach-Gymnasiums in Mettmann. Sie sind heute auf Initiative von Frau Crombach hier, unserer Expertin für internationale Rechnungslegung. Frau Crombach engagiert sich dort in der Weiterbildung junger, an der Wirtschaft interessierter Menschen. Wir freuen uns darüber. Liebe Schülerinnen und Schüler, bei uns bekommen Sie heute einen Einblick in den erfolgreichen deutschen Mittelstand.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich anschließen an die Worte von Herrn Abromeit: Für unsere Unternehmen ist es weiterhin nicht einfach. Ich will auch gar nicht lange klagen. Aber die deutsche Politik hilft uns gerade nicht: eine vernachlässigte Infrastruktur, im Vergleich hohe Steuern. Oder die ganze Problematik, internationale Fachkräfte ins Land zu holen. Wir haben gerade acht Monate auf die Arbeitserlaubnis für einen hochqualifizierten serbischen Mitarbeiter gewartet, der bereits mehrere Jahre in der Schweiz gearbeitet hat. Zu viel Bürokratie, zu viele Regularien.

Sie machen sich keine Vorstellung, wie viel Arbeitsaufwand inzwischen all die Berichtspflichten in der Holding und unseren Beteiligungsunternehmen verursachen. Nehmen wir als Beispiel die Umsetzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes: In der Holding mussten wir im vergangenen Jahr die rund 30.000 Zulieferer unserer Gruppe erfassen. Und bewerten. Gruppenweit haben sich damit mehr als 200 Mitarbeitende befasst. Das kostet satte sechsstellige Beträge. Gerade haben wir erstmals den gesetzlich vorgegebenen Bericht an die BAFA gesendet und auf unserer Homepage veröffentlicht. Im Rahmen des sogenannten EU-Lieferkettengesetzes werden die Vorschriften ab 2026 dann noch einmal verschärft.

Aktuell größtes Thema ist die Umsetzung der CSRD - die neue EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Wir arbeiten intensiv an der erstmaligen Implementierung für das Geschäftsjahr 2024. Wir müssen in erheblichem Umfang gruppenweit neue Kennzahlen erfassen. Das Reporting wird Teil des Lageberichts und Gegenstand einer Prüfung durch den Abschlussprüfer.

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Und weitere Berichtspflichten sind bereits absehbar: Ich nenne hier exemplarisch das gesamte Reporting in Hinblick auf die globale Mindestbesteuerung. Oder die aktuell diskutierten Vorschriften zur Verschärfung des Geldwäschegesetzes.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Die inhaltlichen Ziele dieser Berichtspflichten unterstütze ich voll. Allerdings wollen wir uns viel lieber mit der Umsetzung von Maßnahmen befassen und nicht mit dem überbordenden Reporting. Unsere systematische Arbeit an nachhaltigen Verbesserungen werde ich Ihnen gleich noch vorstellen.

Ich hoffe, dass in der Politik wieder mehr Vernunft einkehrt, sowohl auf europäischer als auch auf deutscher Ebene. Durch eine ungebremste Regulierungswut schafft man keinesfalls - wie gebets- mühlenartig behauptet - Wettbewerbsvorteile. Sondern klare Wettbewerbsnachteile.

Aber genug davon. Kommen wir nun zur profitablen Wertschöpfung in unserer Gruppe. Und da hellt sich meine Stimmung dann sofort auf …

1. Gute Ergebnisse im Jahr 2023 schaffen Spielraum

Annähernd 200 Mio. Euro Free Cashflow in 2023 zeigen, dass wir nach den Jahren der Umstrukturierung wieder zu alter Stärke zurückfinden. Das verschafft uns Spielraum. Wir haben die Freiheit, das zu tun, was wir uns vorgenommen haben.

Wir sind im Jahr 2023 mit unserem Strategie-Update PARKOUR perform schneller vorangekommen als gedacht. Die Aufgabe des früheren Segments Fahrzeugtechnik haben wir ja bereits zur Jahresmitte abgeschlossen. Hier wird es zukünftig keine Belastungen mehr geben, die Zeit und Geld kosten.

Sie finden unser Portfolio in einem aufgeräumten Zustand. Die Beteiligungen in den fortgeführten Geschäftsbereichen haben sich im Jahr 2023 gut behauptet. Ihre Performance stimmt.

Der Konzernumsatz blieb auf Vorjahresniveau. Das EBIT erhöhte sich auf fast 150 Mio. Euro. Die EBIT- Marge stieg auf 8,3 %. Wir sind von den angestrebten "10 % plus x" noch etwas entfernt, aber in Anbetracht der gesamtwirtschaftlichen Lage ist das eine gute EBIT-Marge. Im Jahresvergleich ist zu beachten, dass wir im Jahr 2023 deutlich weniger Wertminderungen als im Vorjahr gebucht haben. Und das ist gut so.

Das bereinigte EBITA lag bei 188,1 Mio. Euro. Warum haben wir diese zusätzliche Kennzahl eingeführt? Die direkte Folge aus der Erstkonsolidierung unserer Akquisitionen sind ergebniswirksame PPA- Abschreibungen. Das sind Abschreibungen - vornehmlich auf immaterielle Vermögenswerte -, die aus der sogenannten Kaufpreisallokation resultieren. Diese beliefen sich im letzten Jahr auf 19,2 Mio. Euro.

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Und mit der Fortführung unserer M&A-Aktivitäten werden sie weiter steigen. Dazu kommen die Wertminderungen aus den regelmäßigen Impairment-Tests. Diese Effekte machen wir mit dem bereinigten EBITA transparent. Das haben sich vor allem institutionelle Investoren von uns gewünscht.

Das Ergebnis nach Steuern des Konzerns erhöhte sich auf 56,1 Mio. Euro.

Lassen Sie mich kurz auf die Segmente eingehen:

Das Segment Engineering konnte seinen Umsatz- und Ergebnisanteil ausbauen. Insbesondere in den Bereichen Mess- und Regeltechnik, Reinraumsysteme und Automatisierung hat sich das Geschäft belebt. Hier haben wir in den letzten Jahren erfolgreich zugekauft. Die EBIT-Marge lag bei sehr guten 9,5 %.

Die Unternehmen im Segment Infrastructure haben sich unter den widrigen äußeren Umständen gut geschlagen. Die Nachfrage in der Bauindustrie ist zwar stark gesunken. Der Umsatz lag dennoch nur leicht unter Vorjahr, das Ergebnis auch. Die EBIT-Marge betrug 8,5 %. Damit sind wir unter den gegebenen Rahmenbedingungen zufrieden. Für das Segment haben wir QUICK Bauprodukte als Ergänzung für unser Portfoliounternehmen BETOMAX erworben. Sie finden QUICK heute auch als Ausstellerin im Eingangsbereich.

Im Segment Materials gab der Umsatz besonders im zweiten Halbjahr nach. Das operative Ergebnis stieg jedoch deutlich. Die EBIT-Marge erhöhte sich auf 9,2 %. Deutliche Nachfragerückgänge bei der Agrartechnik, den Baumaschinen und der Stahlindustrie in der zweiten Jahreshälfte haben ein noch besseres Ergebnis verhindert.

Die liquiden Mittel lagen zum Jahresende bei 265,8 Mio. Euro. Das ist viel - oder eigentlich zu viel. Das hatten wir so auch nicht vorgesehen. Zum einen war der Working-Capital-Abbau zum Jahresende erfreulicherweise stärker als erwartet. Zum anderen haben wir uns erst kurz vor Jahresende gegen den Erwerb eines größeren Unternehmens entschieden, weil nicht alle unsere Akquisitionskriterien erfüllt wurden. Wir haben 2023 knapp 9 Mio. Euro für die Akquisition von Unternehmen investiert, 51 Mio. Euro in Sachanlagen und rund 11 Mio. Euro in immaterielle Vermögenswerte.

Die Eigenkapitalquote im Konzern betrug 37,3 %. Wenn die Liquidität wieder auf ein normales Niveau sinkt und sich die Bilanzsumme entsprechend kürzt, wird die Eigenkapitalquote wieder bei rund 40 % liegen - dort, wo wir sie gerne haben wollen.

Die Entschuldungsdauer lag mit zwei Jahren unter der von uns gesetzten Obergrenze von maximal 2,5 Jahren. Das ist wichtig für uns: Damit werden wir von den uns finanzierenden Banken im Bereich des Investmentgrade eingestuft.

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Bringen wir es auf den Punkt: Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. "Wir", das sind unsere aktuell fast 9.000 Mitarbeitenden in den Beteiligungen weltweit und unsere gut 40 Mitarbeitende in der Holding. Sie haben einen hervorragenden Job gemacht. Ein ganz herzliches Dankeschön!

Der Kapitalmarkt bestätigt unseren Kurs. Unsere Aktie hat sich in den vergangenen sechs Monaten wieder in die richtige Richtung bewegt. Man braucht manchmal Geduld. Die macht sich aber bezahlt. Und für Ihre Geduld bedanke ich mich ganz herzlich!

Herr Abromeit hat es bereits angesprochen: Unsere Mitarbeitenden, Sie, als unsere Aktionärinnen und Aktionäre, und die Menschen in unserer Gesellschaft erwarten, dass wir als Unternehmer verant- wortlich handeln. Dass wir Nachhaltigkeit aktiv gestalten. Und das schließt den Kreis zu meinen Ausführungen am Beginn meiner Rede. Es geht nicht darum, immer neue Berichte zu generieren. Es geht darum, überzeugt zu handeln im Sinne unserer Stakeholder. Und genau diesem Anspruch stellen wir uns.

Wir setzen uns für den Schutz der Umwelt ein. Hier setzen auch die Fördermaßnahmen unserer Nachhaltigkeitsförderbank an. Und das zahlt sich aus. Unsere Beteiligungen konnten 2023 die Intensität der Treibhausgasemissionen um 36 % senken. Das ist bemerkenswert.

Unsere Beteiligungen übernehmen soziale Verantwortung in ihren Betrieben. Dazu gehören eine gute Aus- und Weiterbildung, eine angemessene Entlohnung, die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und natürlich der hohe Stellenwert von Arbeitssicherheit und Gesundheitsförderung.

Eine ehrliche Wirtschaft ist für uns ganz zentraler Wert. Dafür haben wir ein wirksames Compliance- Management.

Seit 2021 ist "Nachhaltig handeln" als eigene strategische Initiative in unserer Strategie PARKOUR perform verankert. Wir haben Nachhaltigkeit zur Chefsache gemacht. Mein Kollege Dr. Großmann ist im Vorstand für diese strategische Initiative verantwortlich. Seit September 2021 haben wir außerdem eine Fachexpertin für Nachhaltigkeit an Bord. Und in allen Beteiligungsunternehmen gibt es mittlerweile Nachhaltigkeitsbeauftragte.

2. Spielraum für Zukunftsthemen

Meine Damen und Herren,

"Mit dem Mittelstand gestalten wir Zukunft" - das ist unser Motto. Dafür haben wir uns auch im Vorstand neu aufgestellt.

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Wir haben die Zentralfunktionen bei Herrn Weichert und mir gebündelt. Herr Weichert kümmert sich im Schwerpunkt um die Zahlen und die Finanzierung der Gruppe. Ich bin verantwortlich für Strategieentwicklung und die M&A-Aktivitäten.

Das Segmentmanagement mit den anderen drei Vorstandsmitgliedern ist mittlerweile voll etabliert. Eine intensive Zusammenarbeit mit den Beteiligungen und der konstruktive Austausch der Segmentunternehmen untereinander - das sind wichtige Bausteine für die Gestaltung der Zukunft. Und bei den M&A-Aktivitäten kann sich jedes segmentverantwortliche Vorstandsmitglied auf seine Branchen konzentrieren und eigene Netzwerke gezielt ausbauen.

Das ist die richtige Stelle, meiner Kollegin und den Kollegen im Vorstand herzlich für die gute Zusammenarbeit zu danken. Wir sind ein gutes Team.

Wir entwickeln unsere Beteiligungen aktiv weiter. Wir nutzen dafür unsere Netzwerke. Einen Einblick dazu gibt der folgende Film.

Film

Meine Damen und Herren,

wir analysieren sehr genau, was der Markt in Zukunft brauchen wird. Wir benötigen in immer kürzerem Abständen Innovationen - bei Verfahren, bei Produkten und beim Zugang zu Märkten. Um hier erfolgreich zu sein, brauchen wir insbesondere auch gute externe Netzwerke. Partner aus Wissenschaft und Forschung bringen den neuesten Forschungsstand ein. Diesen müssen wir in Verfahren und Produkte überführen. Und genau damit beschäftigt sich unsere strategische Initiative "Innovation treiben".

Stichwort Digitalisierung: Hier sind unsere Beteiligungen bereits gut unterwegs. Aber Digitalisierung ist hoch dynamisch. Wir sehen täglich neue Trends.

Aber welche sind wichtig und warum? Sollten wir uns damit beschäftigen oder nicht? Was kostet die Umsetzung?

Nehmen wir exemplarisch das Thema "Künstliche Intelligenz": Künstliche Intelligenz wird alle Prozesse in unseren Beteiligungen nachhaltig verändern. Unsere Aufgabe ist es, unsere Beteiligungen zu befähigen, sich dieser Herausforderung zu stellen. In diesem Bereich sinnvoll zu investieren. Gemeinsam konzentrieren wir uns darauf, die passenden Anwendungen zu identifizieren und zu implementieren. Das muss wird nicht immer gleich eine Revolution sein. Sondern vielmehr ein hoch effizienter Werkzeugkasten, der uns hilft, die Zukunft zu gestalten.

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Deshalb motivieren wir unsere Beteiligungen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zu unserer KI-Initiative gehört ein Schulungsprogramm am KI-Lab der TU München, ein KI-Kompaktkurs und ein Thementag am Fraunhofer IAIS. Hier sehen unsere Beteiligungen den neuesten Stand der Technik und können konkrete Anwendungsfälle ableiten. Und: Wir fördern gezielt die KI-Programmierfähigkeiten unserer Mitarbeitenden. Sie können dann eigene Anwendungen programmieren. Und wir stärken so die dezentrale KI-Kompetenz in unserer Gruppe.

Wir haben auch unsere Innovationsförderbank um das Programm KI-Sprint erweitert. Damit fördern wir Vorhaben mit 100 % des Projektvolumens. IPETRONIK setzt die Fördermittel für den Aufbau eines Chatbots als Service-Assistent im Vertrieb ein. BETEK nutzt KI in der Bildverarbeitung, um den Hartmetallanteil im Schrott zu erkennen, der recycelt werden kann.

Beim wichtigen Thema Nachhaltigkeit geht es für INDUS-Beteiligungen nicht nur darum, Treibhausgasemissionen im eigenen Unternehmen zu reduzieren. Es geht auch darum, die unternehmerischen Chancen zu nutzen, etwa durch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und neuer Produkte. Dafür gibt es Arbeitskreise, die externe Experten einbinden. Unser Arbeitskreis Wasserstoff zum Beispiel bekommt Impulse vom Helmholtz-Institut HI ERN. Der Arbeitskreis Nachhaltiges Bauen profitiert vom Input durch das Fraunhofer IAO Stuttgart.

Und was hat umgekehrt die Wissenschaft davon?

Interview mit Prof. Dr.-Ing Jörg Wallaschek, Leibniz-Universität Hannover

3. Spielraum für Akquisitionen

Meine Damen und Herren,

lassen Sie mich nun einen Blick auf unsere M&A-Aktivitäten werfen. Unsere M&A-Pipeline ist gut gefüllt. Wir folgen hier den thematischen Schwerpunkten, die sich aus den Megatrends Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Mobilität und Urbanisierung ableiten.

Wir sehen aktuell so viele interessante Projekte wie lange nicht mehr. Und Hidden Champions in Zukunftsfeldern sind aktuell wieder zu vernünftigen Preisen zu bekommen. Die EBIT-Multiples sind erfreulich gesunken. Es ist wieder eine gute Zeit, um Unternehmen zu kaufen.

Ich kann heute noch keinen Unternehmenskauf auf erster Ebene berichten. Das hätte ich natürlich gerne getan. Aber M&A-Prozesse haben ihre eigene Dynamik. Und manchmal dauern sie länger als ursprünglich erwartet.

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Auf der Ebene der Ergänzungsakquisitionen für unsere Beteiligungsunternehmen waren wir dieses Jahr schon mehrmals erfolgreich. Einen guten Einblick in diese Unternehmen haben Sie bereits in unserer Ausstellung im Erdgeschoss bekommen: Wir haben die restlichen 50 % an GRIDCOM erworben für die HAUFF-TECHNIK. Und wir konnten die Akquisition der britischen COLSON X-Cel für unsere HORNGROUP vermelden. Ebenfalls für HORN haben wir auch die letzten 15 % an der TECALEMIT Inc. in den USA erworben.

Auch GESTALT AUTOMATION stellt heute mit aus. Mit dieser Übernahme haben wir Neuland betreten. Ein junges Unternehmen aus Berlin, das sich mit der Anwendung der Methoden der künstlichen Intelligenz in der Industrieautomation befasst. Damit holen wir uns Expertise für KI in industriellen Anwendungen in die Gruppe. Damit gewinnen wir auch viele junge Mitarbeitende mit hoher KI- Kompetenz für INDUS.

Junge Ingenieurinnen und Ingenieure sind wichtig für unsere Zukunft. Viele von ihnen arbeiten in unseren Beteiligungen. Viele von ihnen gründen aber auch Startups. Diese sind noch keine Hidden Champions - aber sie wollen und können es werden. Wir werden nun erste Erfahrungen mit dieser Art von Akquisition sammeln. Und dann werden wir entscheiden, ob und wie wir diesen Weg weiter gehen.

Im Jahr 2024 werden wir 70 Mio. Euro für Akquisitionen ausgeben. Das können einzelne größere Akquisitionen auf Portfolioebene oder mehrere kleinere Ergänzungsakquisitionen werden. Am Ende zählt das nachhaltige EBIT, das wir unserem Ergebnis über die Akquisitionen zuführen.

4. Spielraum für internationale Expansion

Die Internationalisierung unserer Geschäfte ist seit jeher ein wichtiger Baustein bei der Entwicklung unserer Beteiligungen. Warum ist das gerade heute so wichtig?

Einerseits, um sich neue Märkte zu erschließen. Andererseits, um auf geopolitische Veränderungen zu reagieren. Wir sind aktuell Zeugen einer zunehmenden Entkopplung der großen Macht- und Wirtschaftsblöcke. Der freie Welthandel wird auf vielfältige Art eingeschränkt. Und umso wichtiger wird es für unsere Beteiligungen, in den für sie interessanten Märkten eine lokale Präsenz aufzubauen.

Aktuell ist Deutschland mit gut der Hälfte unseres Umsatzes der wichtigste Markt für unsere Beteiligungen. Und der erlebt gerade eine ausgeprägte Schwächephase. Viele unserer Produkte gehen aber auch an exportstarke Kunden, die ihrerseits weltweit tätig sind. Sie erwarten von uns, dass wir dort produzieren, wo sie aktiv sind. Da spielen niedrigere Energiekosten, Kundennähe, aber auch zunehmender Protektionismus eine Rolle.

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Unsere Unternehmen sind auch deshalb stärker im Ausland aktiv. Immer mit einem "local for local"- Ansatz. Mit dem Aufbau des Vertriebs, aber auch mit dem Aufbau eigener Produktionsstandorte. Hier steht aktuell Nordamerika im Fokus, zunehmend auch Indien. Das erfordert Investitionen. Aber die lohnen sich. Wir ermutigen unsere Beteiligungen, sich auszutauschen. Von den Erfahrungen der anderen bei der Internationalisierung zu profitieren. Das fördern wir in der Gruppe sehr stark.

Ein Markt lässt sich am besten mit den individuellen Kenntnissen vor Ort erschließen. Unsere TECALEMIT Inc. zum Beispiel hat Ausrüstungsplattformen für den nordamerikanischen Kraftstoff- und Reifenfüllsektor entwickelt. Trotz harter Konkurrenz sind sie sehr erfolgreich unterwegs. Hier geht es um lokale Netzwerke. Und um lokale Lieferketten, die für mehr Sicherheit und Resilienz in Krisenzeiten sorgen. Wir haben alle erlebt, wie störanfällig globale Lieferketten sein können.

Neben dem Aufbau eigener Standorte im Ausland werden wir aber auch zukünftig Unternehmen im Ausland als Ergänzungsakquisitionen kaufen. So kürzlich geschehen mit dem Erwerb von COLSON. Das britische Unternehmen entwickelt und produziert Industriearmaturen für die Mess- und Regeltechnik. Dazu gehören Ventile, Absperreinheiten und Messgeräte zur Steuerung von Flüssigkeiten und Gasen. Mit COLSON haben wir einen weiteren Zugang zum britischen Markt. Aber das Unternehmen exportiert auch in die USA und den mittleren Osten - das macht den Zukauf für uns zusätzlich wertvoll.

Ein anderes Beispiel ist unsere Tochter HAUFF-TECHNIK, die inzwischen in 40 Ländern aktiv ist. HAUFF- TECHNIK gehört seit Gründung von INDUS zur Gruppe. Das Unternehmen hat sich nie auf dem Erreichten ausgeruht. Es hat sich von einer kleinen Manufaktur zu einem international anerkannten Technologieführer entwickelt. Von 4 Mio. Euro Umsatz beim Kauf auf heute 93 Mio. Euro. Eine erfolgreiche Wachstumsgeschichte in unserem Segment Infrastructure.

Interview mit Dr. Seibold, Geschäftsführer der INDUS-BeteiligungHAUFF-TECHNIK

HAUFF-TECHNIK ist wirklich ein großartiges Beispiel dafür, wie wir Unternehmen in der INDUS-Gruppe entwickeln. Wie wir sinnvoll investieren. Wie wir unsere DNA "Kaufen, halten und entwickeln" leben.

5. Spielraum für Aktienrückkauf und Dividende

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

vor diesem Hintergrund haben sich wahrscheinlich einige gefragt, ob es sinnvoll ist, eigene Aktien zurückzukaufen. Wegen des guten Free Cashflow und der hohen Liquidität hatten wir zu Jahresbeginn 2024 den Spielraum dafür. Wir, der Vorstand, halten INDUS für ein attraktives Investment. Mit dem Aktienrückkauf haben wir genau das dokumentiert. Wir haben uns so eine weitere

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Akquisitionswährung beschafft. Und wir haben Raum für die Gestaltung eines Programms zur Mitarbeiterbeteiligung.

Trotz aller Akquisitionen, Investitionen und des Aktienrückkaufs bleibt auch ausreichender Spielraum für eine attraktive Dividende.

Ich hatte schon vor einiger Zeit in einem Interview gesagt: "Wir wollen uns bei der Dividende nicht lumpen lassen". Und deshalb schlagen wir Ihnen heute eine im Vergleich zum Vorjahr deutlich höhere Dividende vor: 1,20 Euro je Aktie. Das entspricht einer Dividendenrendite von 5,4 %, gemessen am Schlusskurs des Jahres 2023. Nach der Zurückhaltung in den letzten Jahren - und dafür gab es nachvollziehbare Gründe - zeigen wir wieder, dass wir ein attraktiver Dividendenwert sind. Auch das ein Zeichen von zurückgewonnener Normalität.

Neben den Standards in der Tagesordnung bitten wir Sie um Zustimmung zu Satzungsänderungen. Zum einen zur zukünftigen Vergütung von Aufsichtsratsmitgliedern. Zum anderen zur Änderung zum Recht auf Teilnahme an der Hauptversammlung. Aufgrund des neuen Zukunftsfinanzierungsgesetzes muss sich der Nachweis ihres Anteilsbesitzes nicht wie bisher auf den Beginn des 21. Tages vor der Hauptversammlung beziehen, sondern nun auf den Geschäftsschluss des 22. Tages. Fragen Sie mich nun bitte nicht nach dem substantiellen Unterschied. Aber dafür müssen wir und alle anderen in Deutschland börsennotierten Aktiengesellschaften nun die Satzung ändern.

Zu guter Letzt bitten wir Sie noch, dem Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinn- abführungsvertrages zwischen der INDUS Holding AG und der INDUS Omega GmbH zuzustimmen.

6. Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024

Meine Damen und Herren,

wir sind zuversichtlich, was das Jahr 2024 betrifft: Trotz der widrigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere in Deutschland, rechnen wir für das Gesamtjahr mit einer stabilen Entwicklung unserer Gruppe. Unsere erfolgreiche Neuaufstellung hilft uns sehr, uns in diesem schwierigen Marktumfeld gut zu behaupten. Unsere Beteiligungen sind inzwischen erfahren darin, gute Lösungen auch in schwierigen Zeiten zu finden. Und auch gut darin, die Chancen zu nutzen.

Der Start in das Jahr 2024 war der Konjunktur entsprechend eher verhalten. Januar und Februar waren deutlich besser als geplant, der März lief dann allerdings schlechter. Insgesamt war das erste Quartal nicht so gut wie im Vorjahr - aber so war es in den Planungen unserer Beteiligungsunternehmen bereits abgebildet. Sie gehen von einer gesamtwirtschaftlichen Erholung im zweiten Halbjahr aus.

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Indus Holding AG published this content on 22 May 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 22 May 2024 15:04:07 UTC.