Zürich (awp) - Die Julius Bär-Aktien zeigen sich am Donnerstagmorgen an der Schweizer Börse nach einem klar negativen Handelsauftakt nach einer Handelsstunde etwas fester als der Gesamtmarkt. Der Vermögensverwalter hat am Morgen einen Zwischenbericht zu den ersten vier Monaten vorgelegt, der von den Beobachtern als "durchzogen" beurteilt wird. Enttäuscht zeigten sich die Beobachter vor allem von einem unter den Erwartungen ausgefallenen Zufluss von Neugeldern, während die Bruttomarge etwas über den Erwartungen lag.

Die Julius Bär-Aktien notieren am Donnerstag gegen 10.15 Uhr um 0,1% im Minus auf 40,62 CHF, nachdem sie in den ersten Handelsminuten noch um fast 2% ins Minus gefallen war. Damit zeigen sich die Finanztitel mittlerweile stärker als die der Gesamtmarkt (SMI -0,4%). Gehandelt sind nach der ersten Handelsstunde mit rund 363'000 Titel bereits mehr als die Hälfte eines durchschnittlichen Tagesvolumens.

Während die verwalteten Vermögen (AuM) per Ende April über den Konsenserwartungen ausgefallen sind, wird die Entwicklung der Nettoneugelder in den ersten vier Monaten in den Analystenkommentaren generell als schwach beurteilt. Der Zufluss von weniger als 3% annualisiert müsse als Enttäuschung gewertet werden, stellt etwa die ZKB fest, die insgesamt von einem "gemischten Bild" spricht. Immerhin zeige die Bruttomarge wieder leicht nach oben, da die Julius-Bär-Kunden langsam ihre "Schockstarre" zu überwinden begännen.

Der schwache Zufluss überrascht auch die Analysten von Barclays umso stärker, als etwa die Grossbanken UBS und CS für ihr erstes Quartal starke Zuflüsse vermeldet hätten. Im Gegensatz zur UBS sei allerdings Julius Bär im Segment der "Ultrareichen" schwächer aufgestellt, heisst es dazu von Seiten der Deutschen Bank. Der zuständige Analyst verweist auch auf die Anstellungen von neuen Kundenberatern, dank derer Julius Bär im laufenden Jahr die Zielvorgabe von 4 bis 6% noch erreichen will.

Insgesamt solle man nicht zu viel Gewicht auf die Neugeldzuflüsse legen, da diese sehr volatil seien, meint der Experte der Bank Vontobel. Er verweist dagegen auf die verschlechterte Cost/Income-Ratio wegen der Anstellung neuer Kundenberater: Wie bereits im vergangenen Jahr, so reagiere Bär allerdings auch diesmal sehr schnell mit der Ankündigung neuer Kostenmassnahmen, um die Cost/Income-Ratio für das Gesamtjahr in die Nähe der Mittelfristziele zu bringen.

Auch der UBS-Analyst verweist auf die Neuverpflichtungen der Kundenberater, die sich über die Zeit positiv im Nettoneugeld niederschlagen solle. Wegen den eher schwachen Neugeldern und den Kostenfaktoren ist er über die schwache erste Reaktion am Aktienmarkt nicht überrascht.

Die Kapitalsituation von Julius Bär präsentiere sich derweil recht stark, heisst es im Kommentar von Barclays. Keinen Kommentar gebe es allerdings zu möglichen Akquisitionen, obwohl die Gruppe immer wieder entsprechendes Interesse signalisiert habe. Der Experte der britischen Grossbank vermisst zudem Hinweise zur Dividendenausschüttung im laufenden Jahr.

Mittelfristig positiv gibt sich die US-Bank Morgan Stanley: Dank der Kostenmassnahmen dürfte die Cost/Income-Ratio im Gesamtjahr das Jahresziel erreichen, meint der Analyst. Insgesamt sieht er die Bewertung der Bär-Aktie im Vergleich mit der europäischen Konkurrenz als recht attraktiv an. Zudem sei das Geschäftsmodell gegenüber den "komplexeren" Grossbanken UBS und CS klarer.

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