Zürich (awp) - Boris Collardi, CEO der Bank Julius Bär, sieht sein Institut auch dank den Schweizer Wurzeln im stark wachsenden asiatischen Markt "sehr gut" positioniert. Vermögensverwaltung sei wie Uhren oder Schokolade, sagte Collardi im Interview mit dem "Tagesanzeiger" (Ausgabe, 18.3.). "Wir sind innerhalb von zehn Jahren unter die Topadressen aufgestiegen und werden weiter investieren. Gegenwärtig stellen wir dort unsere neue IT-Plattform fertig."

Julius Bär will in Asien Marktanteile dazugewinnen. "In Singapur, Thailand, Indonesien oder den Philippinen können wir noch stark wachsen. Die Mittelschicht beginnt sich dort erst langsam zu entwickeln.

Mit Blick auf das schwache britische Pfund schaut sich Collardi in Grossbritannien nach Übernahmemöglichkeiten um. Der britische Finanzplatz brauche dringend Erfolgsgeschichten, erklärt der Bär-CEO. "Wenn wir dort etwas kaufen würden, stünden uns die lokalen Behörden sicher wohlwollend gegenüber. Ich bin sicher, in zwei, drei Jahren wird der britische Markt wieder gut dastehen", ergänzt er. "Ob es derzeit etwas zu kaufen gibt, weiss ich aber nicht."

In der Schweiz habe derweil die Marktbereinigung unter den Banken stattgefunden und sie werde noch etwas andauern, dabei aber nicht mehr so schnell voran gehen, blickt Collardi auf den Heimmarkt. Denn die Kundengelder sind heute versteuert, und die meisten Banken haben eine kritische Grösse." Es könne aber durchaus sein, dass es noch Möglichkeiten zu Kooperationen im rückwärtigen Bereich gebe.

Die Kunden seien weltweit derzeit sehr vorsichtig, so der Bär-Chef. Vor der Finanzkrise, die im Jahr 2008 ausgebrochen ist, hätten die Bär-Kunden Bargeldreserven von rund 15% gehortet und während der Krise schnellte der Wert auf etwa 25% hoch. "Nach fast zehn Jahren halten unsere Kunden noch immer 23% ihrer Anlagen in Cash. Bei uns entspricht das fast 70 Mrd CHF." Geld verdiene die Bank in den unsicheren Zeiten mit mehr Betreuung.

mk