Zürich (awp) - Die Vermögensverwaltungsbank Julius Bär hat im ersten Semester 2019 tiefere Resultate als noch im Vorjahr erzielt. Zudem fielen die Neugeldzuflüsse vor allem wegen Abflüssen bei der italienischen Tochter Kairos unter den eigenen Zielsetzungen aus. Auf Kurs sieht sich die Bank mit dem Anfang Jahr angekündigten Programm zur Kostensenkung.

Die Bank erzielte einen um Sonderkosten und Abschreibungen adjustierten Konzerngewinn für die ersten sechs Monate von 391 Millionen Franken, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang um 19 Prozent entsprach. Unter dem Strich resultierte ein Konzerngewinn nach IFRS von 343 Millionen Franken (-23 Prozent), wie die Vermögensverwaltungsbank am Montag mitteilte.

Zum Semesterende verwaltete die Bank insgesamt Vermögen in der Höhe von 412 Milliarden Franken, rund 8 Prozent mehr als Ende 2018. Der Anstieg war vor allem auf die klare Erholung der globalen Aktienmärkte zurückzuführen. Allerdings gingen die Vermögen gegenüber dem Stand von Ende April 2019 (427 Milliarden) zurück, dies nicht zuletzt wegen der Aufwertung des Schweizer Frankens.

Kairos bremst

Neben den guten Aktienmärkten war der Anstieg der verwalteten Vermögen im Semester auf einen Netto-Neugeldzufluss über 6,2 Milliarden Franken oder annualisiert 3,2 Prozent der verwalteten Vermögen zurückzuführen. Der Zufluss lag damit allerdings unter dem Vorjahreswert (9,9 Milliarden) und auch unter dem eigenen mittelfristigen Zielbereich von 4-6 Prozent.

Gebremst wurde die Entwicklung der Neugelder durch die italienische Asset Management-Tochter Kairos, wo die Kunden nach einer unbefriedigenden Performance 2018 Gelder abzogen. Unter Ausklammerung von Kairos hätten sich die Nettozuflüsse aber "zufriedenstellend und innerhalb der angestrebten Bandbreite" entwickelt, betonte Julius Bär-CEO Bernhard Hodler an einer Telefonkonferenz - dies dank stabiler Zuflüsse von Kunden aus Asien, Europa und dem Nahen Osten.

Kunden-Durchleuchtung

Immerhin habe auch Kairos im ersten Semester 2019 eine klare Verbesserung gezeigt, betonte Hodler. "Wir erwarten, dass die Abflüsse aus Kairos aufhören werden." Eine Entscheidung zur Zukunft der italienischen Asset Management-Tochter sei noch nicht getroffen worden. Julius Bär hatte im Mai angekündigt, "strategische Optionen" für die Tochtergesellschaft zu prüfen.

Abflüsse resultierten ausserdem aus dem "Programm Atlas" zur Durchleuchtung ihrer Kunden - hier sei es zu einer "geringen Zahl von Kundenabgängen" gekommen. Die Geldabflüsse von Kundengeldern aufgrund des Programms wollte Hodler nicht beziffern, es handle sich aber um eine Zahl im "niedrigen einstelligen Milliarden-Bereich", sagte er.

Kostensenkungen auf Kurs

Die Vermögensverwalterin erwirtschaftete im ersten Semester einen Betriebsertrag von 1,70 Milliarden Franken, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert um 5 Prozent entsprach. Immerhin habe sich die Kundenaktivität zum zweiten Halbjahr klar verbessert. Insgesamt erwirtschaftete die Bank auf den verwalteten Vermögen eine Bruttomarge von 83,2 Basispunkten (2018: 90 Basispunkte).

Auf Kurs sieht sich die Bank mit dem Anfang 2019 eingeleiteten Kostensenkungsprogramm im Umfang von 100 Millionen Franken. Es sei auf Kurs, hiess es weiter. Die resultierenden Einsparungen dürften sich zum Teil bereits in den Finanzergebnissen für das zweite Halbjahr 2019 niederschlagen und 2020 dann ihre volle Wirkung entfalten, versprach Hodler.

Das Programm umfasst eine Nettoreduktion des Personalbestands bis Ende Jahr um 2 Prozent. Im Zusammenhang mit dem Programm fielen im ersten Halbjahr einmalige Abfindungskosten von 17 Millionen Franken an. Das Kosten/Ertrags-Verhältnis betrug 71,0 Prozent und lag damit weiterhin über dem Zielwert von "unter 68 Prozent".

Die Kapitalisierung der Bank sieht Julius Bär als "weiterhin solide" an. Die Kernkapitalquote der Bank stieg leicht auf 13,1 Prozent an (VJ 12,8 Prozent) und lag damit über der eigenen Untergrenze von 11 Prozent.

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