MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Linde-Konzern hat vor der Fusion mit Praxair mit ungünstigen Währungseffekten zu kämpfen. Jedoch fielen die am Mittwochabend vorgelegten Quartalszahlen insgesamt besser aus als erwartet. An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Linde-Plc-Aktie legte am Donnerstag um 1,7 Prozent zu.

Im Gasegeschäft und bei Engineering habe Linde zum Teil deutlich besser abgeschnitten, als er geschätzt hatte, schrieb Analyst Tim Jones von der Deutschen Bank. Auch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei konzernweit besser ausgefallen als von ihm prognostiziert.

Analyst Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein zufolge liegt der operative Gewinn um knapp 3 Prozent über der Konsensschätzung. Zwei Drittel dieser Abweichung entfalle dabei auf das Geschäftssegment Sonstiges. Das Industriegasegeschäft habe jedoch lediglich seine Erwartungen erfüllt.

Auch Markus Mayer, Experte der Baader Bank, führt das gute Abschneiden des Industriegasespezialisten vor allem auf das Segment Sonstiges zurück, aber auch der Anlagenbau trage dazu bei. Demnach habe das Unternehmen den Auftragseingang in der Anlagensparte erheblich gesteigert.

Der Umsatz ging in den ersten neun Monaten im Jahresvergleich um 1,7 Prozent auf 13,05 Milliarden Euro zurück. Zudem wirkte sich die erstmalige Anwendung der Rechnungslegungsvorschrift IFRS 15 negativ aus. Bereinigt um diese und Währungseffekte wären die Erlöse um 4,8 Prozent gewachsen.

Das operative Ergebnis (Ebitda) kletterte nicht zuletzt dank Kosteneinsparungen um 4,2 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Bei Umsatz und operativen Gewinn will Linde nun im Gesamtjahr das obere Ende der Prognose-Spannen erreichen. Bislang peilen die Münchener beim währungsbereinigten Umsatz einen Zuwachs von bis zu vier Prozent an. Der operative Gewinn (Ebitda) könnte um bis zu fünf Prozent zulegen.

Nach jahrelangem Bemühen hatten Linde und der US-Konkurrent Praxair nach der Zustimmung aller Kartellbehörden ihre Fusion unter Dach und Fach gebracht. Allerdings unterliegt der Zusammenschluss noch Kartell-Auflagen in den USA - Linde und Praxair sollen sich aus neun Teilbereichen des Industriegasgeschäfts zurückziehen. Bis die Bedingungen erfüllt sind, müssen Linde und Praxair ihre Geschäfte weltweit getrennt voneinander führen. Die IG Metall und die Chemiegewerkschaft IG BCE kritisierten die Fusion scharf.

Ansonsten wollen Linde und Praxair den Zusammenschluss zügig über die Bühne bringen. Die Aktionäre konnten bereits ihre Papiere gegen die Aktien des fusionierten Unternehmens tauschen. Die Anteilscheine werden in New York und in Frankfurt gehandelt.

Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung der Linde AG am 12. Dezember sollen jetzt noch die restlichen acht Prozent der Aktionäre, die ihre Anteile nicht zum Umtausch in die neuen Linde-plc-Aktien eingereicht hatten, mit einer Barabfindung ausgeschlossen werden.

Bis Ende Januar muss Linde plc außerdem noch einige Anlagen in den USA verkaufen. Erst danach können Vorstandschef Steve Angel und Verwaltungsratchef Wolfgang Reitzle die Integration der Konzerne mit 80 000 Mitarbeitern und gut 24 Milliarden Euro Jahresumsatz anpacken. In Deutschland beschäftigt Linde rund 7000 Menschen./mne/elm/she/jha/