NEW YORK (Dow Jones)--Nach den kräftigen Kursgewinnen vom Vortag in Reaktion auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank ging es an der Wall Street auch am Donnerstag überwiegend weiter aufwärts. Etwas schwächer zeigte sich nur der Dow-Jones-Index mit den Kursverlusten bei Merck & Co nach Quartalszahlen. Dagegen legte der Nasdaq-Composite stark zu, angetrieben von Meta Platforms. Die Aktie sprang um 23,3 Prozent nach oben, nachdem die Facebook-Mutter mit dem Umsatz positiv überrascht und einen optimistischen Ausblick gegeben hat.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,1 Prozent auf 34.054 Punkte. Der S&P-500 legte dagegen um 1,5 Prozent zu. Für den Nasdaq-Composite ging es sogar 3,3 Prozent nach oben - er markierte damit ein Fünfmonatshoch. Dabei standen den 2.140 (Mittwoch: 2.227) Kursgewinnern 968 (855) -verlierer gegenüber und 93 (128) Titel schlossen unverändert.

"Als sich die Marktbedingungen 2022 änderten, verließen Anleger Wachstumswerte wie Technologie-Unternehmen zugunsten von Substanzwerten, die als besser geeignet für das schwierige Umfeld angesehen wurden", sagte Nigel Green, CEO der de Vere Group. "Wir sind jedoch der Meinung, dass jetzt der Beginn einer Erholung zu beobachten ist. Erstens sind die Bewertungen von Technologie- und anderen Wachstumstiteln derzeit niedrig. Und zweitens scheint die Inflation ihren Höhepunkt erreicht zu haben und die Zinsen werden sich stabilisieren, was ein großes Hindernis für Technologieaktien beseitigt", ergänzte der Teilnehmer.

Nach Börsenschluss werden unter anderem die Schwergewichte Amazon, Alphabet und Apple Geschäftszahlen bekannt geben. Die Aktien von Apple legten um 3,7 Prozent zu auf ein Zweieinhalbmonatshoch, die Titel der Google-Mutter Alphabet stiegen um 7,3 Prozent auf ein Fünf-Monats-Hoch und die Aktien von Amazon gewannen 7,4 Prozent auf ein Dreieinhalbmonatshoch.

Konjunkturseitig ist die Zahl der wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe in der Vorwoche überraschend gesunken, was für eine ungebrochen gute Beschäftigungslage spricht. Die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft stieg im vierten Quartal 2022 stärker als erwartet. Der Anstieg der Lohnstückkosten fiel jedoch geringer aus als angenommen, ein Hinweis auf nachlassenden Inflationsdruck. Der Auftragseingang der US-Industrie hat sich im Dezember zwar erhöht, blieb aber leicht hinter den Erwartungen der Ökonomen zurück. Die Blicke sind nun auf den US-Arbeitsmarktbericht für Januar am Freitag gerichtet.


   Anleiherenditen sinken weiter 

Auch die Notenbanken blieben im Fokus. Nachdem am Mittwoch die Fed den Leitzins wie weithin erwartet um 25 Basispunkte erhöht hat, folgten am Donnerstag die Bank of England (BoE) und die Europäische Zentralbank (EZB) mit Zinsschritten von jeweils 50 Basispunkten. Dies war ebenfalls so erwartet worden. Ähnlich wie am Mittwoch bei der US-Notenbank wurden die Begleitkommentare als "taubenhaft" interpretiert.

Am US-Anleihemarkt sanken die Renditen, wenn auch langsamer als am Mittwoch. Die US-Notenbank habe zwar signalisiert, dass sie die Zinsen auch im kommenden Monat erhöhen wolle, doch setzten die Märkte auf eine Pause, hieß es. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um 1,8 Basispunkte auf 3,40 Prozent. Die Blicke seien nun auf den US-Arbeitsmarktbericht gerichtet, so ein Beobachter.

Der Dollar erholte sich von den Vortagesabgaben im Anschluss an die Fed-Aussagen. Der Dollar-Index legte um 0,5 Prozent zu. Der Euro fiel nach dem EZB-Entscheid auf 1,0914 Dollar, nachdem er zuvor ein Tageshoch bei 1,1033 Dollar markiert hatte. Die EZB kündigte für März eine weitere Zinserhöhung um 50 Basispunkte an. Anschließend will die Zentralbank den weiteren geldpolitischen Pfad beraten. Das öffne die Tür zu entweder einer Pause im Zinserhöhungszyklus oder zu niedrigeren Zinsschritten nach dem März, meinte Carsten Brzeski, Analyst bei ING.

Die Ölpreise tendierten leichter. Für Brent und WTI ging es um bis zu 0,9 Prozent abwärts. Auf dem Markt lastete nach wie vor der am Vortag vermeldete überraschend starke Aufbau der US-Rohölvorräte. Überdies hat die Opec+ auf ihrer Konferenz am Mittwoch signalisiert, dass sie es nicht eilig hat, die Preise nach oben zu treiben. Der schwächere Dollar mildert den Verkaufsdruck etwas.

Der Goldpreis gab erneut nach. Im Verlauf hatte er noch den höchsten Stand seit neun Monaten markiert, war im Anschluss aber wieder zurückgefallen. Der Preis für die Feinunze reduzierte sich um 1,9 Prozent auf 1.912 Dollar, auch belastet vom festeren Dollar. Investoren hätten die erhöhten Preise gleich wieder für Gewinnmitnahmen genutzt, hieß es.


   Flut an Unternehmensergebnissen 

Derweil steuerte die Bilanzsaison am Donnerstag einem vorläufigen Höhepunkt zu. Unter anderem hat der Pharmakonzern Merck & Co (-3,3%) zwar überraschend starke Zahlen vorgelegt, der Ausblick wurde im Handel aber als schwach bezeichnet. Beim Mischkonzern Honeywell (+0,3%) missfiel ebenfalls der Ausblick; die Zahlen zum vierten Quartal enthielten Licht und Schatten.

Conocophilips (-5,4%) hat zwar den Gewinn kräftig gesteigert, am Markt war aber noch mehr erwartet worden. Der Halbleiterkonzern Qorvo (-5,8%) enttäuschte mit dem Ausblick und ist zudem in die roten Zahlen gerutscht.


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INDEX           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA          34.053,94  -0,1%   -39,02      +2,7% 
S&P-500        4.179,76  +1,5%    60,55      +8,9% 
Nasdaq-Comp.  12.200,82  +3,3%   384,50     +16,6% 
Nasdaq-100    12.803,14  +3,6%   440,04     +17,0% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,11         -1,7        4,12      -31,2 
5 Jahre                  3,50         -2,9        3,53      -50,2 
7 Jahre                  3,45         -2,3        3,47      -52,1 
10 Jahre                 3,40         -1,8        3,42      -47,6 
30 Jahre                 3,55         -1,4        3,57      -41,6 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %    Do, 8:41  Mi, 17:30   % YTD 
EUR/USD                1,0914        -0,7%      1,1002     1,0919   +2,0% 
EUR/JPY                140,52        -0,8%      141,49     141,18   +0,1% 
EUR/CHF                0,9969        -0,2%      0,9984     0,9983   +0,7% 
EUR/GBP                0,8918        +0,4%      0,8884     0,8870   +0,8% 
USD/JPY                128,74        -0,1%      128,62     129,30   -1,8% 
GBP/USD                1,2238        -1,1%      1,2385     1,2310   +1,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,7364        +0,2%      6,7233     6,7456   -2,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             23.863,47        +0,6%   23.802,24  23.012,49  +43,8% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               75,77        76,41       -0,8%      -0,64   -5,8% 
Brent/ICE               82,08        82,84       -0,9%      -0,76   -4,3% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.912,19     1.949,90       -1,9%     -37,71   +4,8% 
Silber (Spot)           23,45        23,98       -2,2%      -0,53   -2,2% 
Platin (Spot)        1.026,00     1.009,00       +1,7%     +17,00   -3,9% 
Kupfer-Future            4,09         4,11       -0,6%      -0,02   +7,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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February 02, 2023 16:17 ET (21:17 GMT)