Zürich (Reuters) - Wegen der ausbleibenden Unterstützung durch die europäische Politik leitet die Solarfirma Meyer Burger die Schließung ihres Werks im deutschen Freiberg ein.

In einem ersten Schritt solle die Produktion in der ersten Märzhälfte eingestellt werden, teilte die Schweizer Firma am Freitag mit. Die Vorbereitungen dazu liefen jetzt an. Die Maßnahme würde ab April zu erheblichen Kosteneinsparungen führen. Von einer Schließung der Modulproduktion in Freiberg, die hohe Verluste macht, wären rund 500 Mitarbeiter betroffen. Meyer Burger ist der letzte verbleibende Solarzellen- und Solarmodulproduzent Europas.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) warnte vor den Folgen der möglichen Schließung. "Es ist unerträglich, dass trotz Solar-Boom die deutsche Industrie so in Bedrängnis gerät", sagte Kretschmer der WirtschaftsWoche. "Das Investment von 130 Millionen Euro von Meyer Burger in Freiberg und viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel." Meyer Burger hatte bereits im Januar mit der Schließung des Werks gedroht. Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt machte damals für die Probleme Tiefpreise von staatlich subventionierten chinesischen Anbietern verantwortlich und forderte, dass die europäische Politik die bereits angedachten Stützungsmaßnahmen für die eigenen Firmen endlich umsetze.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte vor rund einem Jahr in Aussicht gestellt, die verbliebene Solarindustrie in Deutschland zu stützen und womöglich wieder aufzubauen. Zentrales Instrument sollte dabei bei den Ausschreibungen ein sogenannter Resilienzbonus sein: Wer für die Anlagen Komponenten mit einer bestimmten Wertschöpfung aus Deutschland oder Europa einsetzt, bekommt eine höhere Vergütung für den verkauften Strom aus dem Solarkraftwerk. In der Ampel-Koalition gibt es aber Widerstand vor allem von der FDP. Sie sieht dies als Marktverzerrung, die Solaranlagen teurer macht.

"Wir haben als deutsche Ministerpräsidenten einen konkreten Vorschlag für den Schutz der heimischen Wirtschaft unterbreitet. Die Bundesregierung muss sich beim rettenden Resilienzbonus jetzt einigen", forderte Kretschmer.

"GRÖßEN- UND STANDORTNACHTEILE"

Für Meyer Burger drängt angesichts der schwierigen finanziellen Verfassung die Zeit. Bis spätestens Mitte März braucht die Firma einen Entscheid über Hilfe aus der Politik. Denn am 18. März sollen die Aktionäre über eine Kapitalerhöhung mit einem angepeilten Bruttoerlös von 200 Millionen bis 250 Millionen Franken abstimmen.

Gleichzeitig hat die deutsche Regierung nach Angaben des Unternehmens eine Exportkreditgarantie für die Finanzierung durch eine Geschäftsbank mit einem Umfang von bis zu 95 Millionen Dollar genehmigt. Meyer Burger beantrage zudem beim US-Energieministerium ein Darlehen in Höhe von 200 bis 250 Millionen Dollar. Die Kombination von Bezugsrechtsemission, Exportfinanzierungsdarlehen und Darlehen reicht laut Meyer Burger, um die im Januar genannte Finanzierungslücke von 450 Millionen Franken zu schließen. Mit den Mitteln solle die Fertigstellung des Solarzellenwerkes in Colorado Springs und der Solarmodulproduktion in Goodyear in den USA finanziert werden.

An der Börse verloren die Aktien von Meyer Burger 3,2 Prozent. Die Firma bleibe seinem Muster treu, jedes Jahr frisches Geld aufzunehmen, erklärte Marcus Bäumer, Analyst der Luzerner Kantonalbank. "Subventionen könnten das Unternehmen zwar über Wasser halten, dürften aber die Größen- und Standortnachteile nicht dauerhaft kompensieren", erklärte er.

(Bericht von Oliver Hirt; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)