Berlin (Reuters) - Die steigenden Zinsen haben der Münchener Rück im abgelaufenen Jahr einen Gewinnrückgang eingebrockt.

Unter dem Strich lag der Gewinn 2023 bei 4,6 Milliarden Euro und damit rund 700 Millionen Euro niedriger als im Jahr davor, wie der weltgrößte Rückversicherer am Dienstag mitteilte. Das Unternehmen selbst hatte sich 4,5 Milliarden Euro vorgenommen, Analysten hatten mit knapp 4,6 Milliarden Euro gerechnet. Auch Wechselkurseffekte machten der Münchener Rück zu schaffen. Vorstandschef Joachim Wenning zeigte sich dennoch zufrieden. Es sei das dritte Mal in Folge, dass das Gewinnziel übertroffen worden sei. "Bis auf systemische Risiken - zum Beispiel Cyber und Pandemie - ist unser Appetit, existenzielle Risiken für Menschen und Unternehmen zu decken, noch lange nicht erschöpft."

Der Gewinnrückgang ist vor allem auf die seit dem vergangenen Jahr veränderten Bilanzierungsregeln für die Versicherungsbranche zurückzuführen. Danach müssen Rückstellungen für künftige Schäden nun abgezinst werden. Infolge der stark steigenden Zinsen fiel der Gewinn damit 2022 deutlich höher aus als nach der alten Rechnungslegung.

Die Aktionäre sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 15 Euro je Aktie erhalten, nach 11,60 Euro vor Jahresfrist. Dazu kommt ein Aktienrückkauf mit einem Volumen von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Insgesamt schüttet die Münchener Rück damit bis zu 3,5 Milliarden Euro an die Aktionäre aus. Der Rückkauf soll am 26. April beginnen.

Für das laufende Jahr bekräftigte der Dax-Konzern sein Gewinnziel von fünf Milliarden Euro. In einem anhaltend günstigen Marktumfeld werde die Münchener Rück ihre starke Position nutzen, um noch mehr profitables Wachstum zu generieren. Bei den Vertragsverhandlungen mit den Erstversicherern zum Jahreswechsel habe die Münchener Rück mit 15,7 Milliarden Euro 3,5 Prozent mehr Geschäft abgeschlossen, hieß es weiter.

Die Preise hätten sich insgesamt stabil entwickelt, zugleich steige der Marktdruck etwas. Insgesamt seien sie bei der Runde im Januar risikoadjustiert um 0,3 Prozent erhöht worden. Auch für die kommenden Erneuerungsrunden im April und Juli rechnet der Rückversicherer mit einem positiven Marktumfeld.

Zugleich forderte die Münchener Rück staatliche Hilfe beim Schutz gegen Extremwetter und Cyberkriminalität. Insbesondere große Cyber-Risiken wie der Ausfall kritischer Infrastrukturen oder Cyber-Krieg könnten nicht von der Privatwirtschaft getragen werden, erklärte das Unternehmen. Ein staatlicher "Backstop" habe das Potenzial, eine Lösung für dieses komplexe Problem zu sein. "Deshalb sollte darüber auch in Deutschland, beziehungsweise in Europa, politisch diskutiert werden." In den USA habe dieser Dialog bereits begonnen.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)