Wien (Reuters) - Der starke Rückgang der Erdgaspreise bremste den Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV zum Jahresstart kräftig ein.

Das um Lagereffekte bereinigte operative Ergebnis (CCS Ebit) sank im ersten Quartal um 29 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der CCS Überschuss fiel um 32 Prozent auf 696 Millionen Euro. Analysten hatten allerdings mit noch höheren Einbußen gerechnet. Die Experten prognostizierten im Schnitt ein CCS Ebit von 1,3 Milliarden Euro und einen CCS Überschuss von 572 Millionen Euro.

Vor allem der größte Geschäftsbereich Energy, in dem die Suche und Förderung von Öl und Gas fällt, bekam den Rückgang der Rohstoffpreise stark zu spüren. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten sank daher um 26 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Die europäischen Gaspreise seien um fast 50 Prozent gesunken, was auf einen milden Winter in Europa zurückzuführen sei, der die Nachfrage dämpfte und die Gasspeicher füllte.

Vorstandschef Alfred Stern zeigte sich dennoch zufrieden: "Die OMV hat einen robusten Start ins Jahr 2024 hingelegt, und das in einem Umfeld, in dem die Gaspreise auf einem Niveau sind, wie zuletzt vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine", so der Manager. Trotz der schwierigen geopolitischen Lage, gestörten globalen Lieferketten und einer schwachen Verbrauchernachfrage in Europa sieht sich der Konzern auf Kurs, die Ziele der Strategie 2030 zu erreichen. OMV mit Sitz in Wien will bis 2050 klimaneutral werden und setzt dafür auf nachhaltige Kraftstoffe, Chemikalien und Kreislaufwirtschaft. Das Öl- und Gasgeschäft soll schrittweise zurückfahren werden.

Der Bereich Fuels & Feedstock, zu dem das Raffinerie- und das Tankstellengeschäft gehört, verzeichnete einen Rückgang des CCS Ebit um 39 Prozent auf 420 Millionen Euro. Verantwortlich dafür sei die gesunkene Raffinerie-Referenzmarge, die im Jahr davor auf einem außergewöhnlich hohen Niveau gelegen hatte. Zudem hätten ein geringerer Auslastungsgrad der Raffinerien in Europa und dem Mittleren Osten, sowie ein niedrigerer Beitrag des Tankstellengeschäfts auf das Ergebnis gedrückt.

BEREICH CHEMICALS ZEIGT VORÜBERGEHENDE ERHOLUNG

Zulegen konnte die OMV im Bereich Chemicals & Materials, der in den vergangenen Monaten unter einer schwächeren Nachfrage und niedrigeren Margen litt. Das CCS Ebit stieg um 23 Prozent auf 274 Millionen Euro, was auf positive Lagerbewertungseffekte und operative Zuwächse zurückzuführen sei. Stern bezeichnete die vorübergehende Erholung als erfreulich, verwies aber darauf, dass es wahrscheinlich noch keine grundlegende Verbesserung der Nachfrage in Europa gebe.

Auch bei der Petrochemietochter Borealis lief es zuletzt besser, da europäische Produkte stärker nachgefragt worden seien. Infolge von Engpässen im Roten Meer und im Panamakanal seien die Importe aus Asien und dem Mittleren Osten zurückgegangen, erklärte der Konzern. Keine Neuigkeiten gab es zu den laufenden Verhandlungen mit dem staatlichen Ölriesen Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten über eine Fusion der Petrochemietöchter Borealis und Borouge. Die Verhandlungen dazu ziehen sich seit Monaten.

Für das laufende Jahr rechnet die OMV nunmehr mit einem durchschnittlichen Brent-Ölpreis von rund 85 Dollar pro Fass, nachdem bisher 80 Dollar erwartet wurden. Die erwartete Öl- und Gasproduktion bleibe zwischen 330.000 und 350.000 Fass pro Tag. Der durchschnittlich realisierte Erdgaspreis werde bei 20 bis 25 Euro je Megawattstunde (MWh) erwartet, gegenüber der vorherigen Prognose von rund 25 Euro je MWh.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)