BASEL (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Roche hat im vergangenen Jahr Umsatzeinbußen bei wichtigen Kassenschlagern durch Neueinführungen ausbügeln können. Ergebnisseitig half zudem die US-Steuerreform den Schweizern kräftig auf die Sprünge. Das neue Geschäftsjahr geht Konzernchef Severin Schwan in seinen Zielvorgaben zwar wie gewohnt vorsichtig an, versprüht dabei aber auch reichlich Zuversicht. Die Aktie legte am Vormittag an der Schweizer Börse um knapp zwei Prozent zu.

Schwan stellt für 2019 zunächst ein Umsatzplus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zu konstanten Wechselkursen in Aussicht, der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll ähnlich stark steigen. Zu Beginn 2018 hatte der Konzernlenker allerdings ähnlich zurückhaltend agiert, dank des guten Geschäftsverlaufs dann im Jahresverlauf aber mehrfach seine Ziele angehoben.

Roche befindet sich wie viele Konzerne der Branche im Umbruch, wichtige Kassenschlager sind durch Nachahmerkonkurrenz bedroht. Anfang 2018 hatte Schwan deshalb noch vor einem Durchhänger gewarnt, weil neue und vielversprechende Medikamente womöglich die Lücken durch Umsatzeinbußen nicht so schnell auffüllen könnten. Doch entpuppen sich einige neuartige Medikamente des Konzerns mittlerweile als echte Zugpferde.

Vor allem mit Ocrevus hat Schwan nach eigenem Bekunden den besten Griff in der Unternehmensgeschichte gemacht. Das Mittel ist erst seit 2017 zugelassen und war das erste am Markt, mit dem auch die schwerere Verlaufsform der Multiplen Sklerose, die primär progrediente MS, behandelt werden kann.

2018 spülte Ocrevus Roche 2,35 Milliarden Franken in die Kassen. Insgesamt steuerte die Pharmasparte knapp 44 Milliarden Franken zum Gesamtumsatz bei, ein Plus von 7 Prozent. Dabei wurde das Wachstum der Sparte fast vollständig von neueren Mitteln getragen, darunter auch zahlreiche Krebsmedikamente. Auch im kleineren Diagnostik-Bereich konnte Roche ähnlich stark zulegen wie im Pharmageschäft. Der gesamte Konzernumsatz kletterte um 7 Prozent auf 56,85 Milliarden Franken.

In den USA sei Ocrevus inzwischen Nummer eins, betonte Schwan. Aber auch das Medikament Hemlibra gegen die Bluterkrankheit übertreffe derzeit die Erwartungen des Managements. Auf der anderen Seite hinterlässt die Konkurrenz durch Generika deutliche Spuren insbesondere bei älteren Krebsmittel wie Rituxan/Mabthera und Herceptin.

Schwan rechnet unterdessen auch in den USA mit einem zunehmenden Druck durch biotechnologisch hergestellte Medikamente, wie er erklärte. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass der Pharmakonzern dies mit eigenen neuen Mitteln abfedern sollte.

Ergebnisseitig profitierte Roche im vergangenen Jahr enorm von der Steuerreform in den Vereinigten Staaten. Unter dem Strich kletterte der Gewinn um 23 Prozent auf 10,87 Milliarden Franken. Der Kerngewinn je Aktie stieg um 18 Prozent auf 18,14 Franken, womit der Konzern die Erwartungen der Analysten toppte. Hiervon sollen auch Anleger profitieren - sie erhalten eine auf 8,70 Franken (Vj: 8,30) angehobene Dividende.

Die Dividende sei ein wichtiger Hinweis auf die Zuversicht des Unternehmens, obwohl es in eine Phase eintrete, in der Biosimilars weiter am Umsatz nagen sollten, schrieb Analyst Michael Leacock vom Analysehaus Mainfirst. Auch die Zahlen für das vergangene Jahr sowie der Ausblick seien besser als erwartet.

Erst am Vortag hatte Roche hingegen schlechte Nachrichten veröffentlicht: Der Konzern stellt zwei Studien mit dem Alzheimer-Wirkstoffkandidaten Crenezumab ein. Damit reiht sich Roche in die Schlange der zahlreichen Flops in der Alzheimer-Forschung ein. "Wir haben immer klar gemacht, dass diese Indikation mit einem hohen Risiko behaftet ist", betonte Schwan zur Bilanzvorlage. Roche werde aber weiterhin in der Alzheimerforschung aktiv bleiben./tav/elm/mis