ZÜRICH (Dow Jones)--Zins- und Rezessionsängste haben den schweizerischen Aktienmarkt mit Verlusten in die neue Woche starten lassen. An den Anleihemärkten zogen die Zinsen weiter an. Mehr und mehr Marktteilnehmer gehen nun davon aus, dass die US-Notenbank im September wegen der viel zu hohen Inflation doch einen weiteren sehr großen Zinsschritt um 75 Basispunkten vornehmen wird. Die Analysten der UBS erwarten, dass Fed-Chef Jerome Powell sich Ende der Woche auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole falkenhaft äußern wird.

Erneut rasant steigende Gaspreise in Europa schürten Befürchtungen, dass die Inflation in der Eurozone weiter angeheizt wird. Druck kam auch von der Währungsseite: Anleger flüchteten in den als Fluchtwährung in Krisenzeiten beliebten Franken, worauf der Euro erstmals seit Aufhebung der Untergrenze von 1,20 Franken je Euro zur schweizerischen Währung unter die Parität fiel. Der teure Franken verschlechert aber die Exportaussichten.

Der SMI verlor 0,6 Prozent auf 11.086 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 16 Kursverlierer und vier -gewinner gegenüber. Umgesetzt wurden 29,34 (Freitag: 30,79) Millionen Aktien.

Verkauft wurden Konjunkturzykliker wie ABB (-3,5%) und Sika (-2,2%). Anleger trennten sich aber auch von Bank- und Versicherungsaktien. Diese beiden Branchen profitieren zwar tendenziell von höheren Zinsen, doch würde eine ausgeprägte Konjunkturschwäche auch die Geschäfte beeinträchtigen. Credit Suisse und UBS gaben um 0,8 und 1,7 Prozent nach. Die Versicherer Swiss Life und Swiss Re verbilligten sich um bis zu 0,9 Prozent.

Besser hielten sich defensive Werte wie Nestle (+0,3%), und Swisscom (+0,4%), aber auch die Aktien der Pharmahersteller Novartis (-0,2%) und Roche (+0,2%). Dadurch hielt sich der SMI immer noch deutlich besser als andere Indizes in Europa.

Sorgen um den wichtigen Absatzmarkt China drückten den Kurs von Richemont um 2,7 Prozent. Während Notenbanken weltweit die Zinsen erhöhen, nahm die chinesische Zentralbank binnen Wochenfrist schon zum zweiten Mal Zinssenkungen vor, um die schwächelnde heimische Wirtschaft zu stützen.

Die Aktien der Apotheken-Gruppe Zur Rose profitierten nur vorübergehend von einem Medienbericht, wonach das Unternehmen strategische Optionen prüft, zu denen auch ein Verkauf gehören könnte. Der Kurs sprang in der Spitze um über 7 Prozent an. Zum Handelsende lag er 5,4 Prozent tiefer.

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(END) Dow Jones Newswires

August 22, 2022 11:49 ET (15:49 GMT)