(neu: Aktienkurse, Analystenkommentare ergänzt)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Trotz Analystenlob zum Kapazitätsausbau bei Alternativen Energien hat RWE am Mittwoch die Anleger mit einer überraschenden Kapitalerhöhung etwas verstimmt. Die Aktien des Energiekonzerns büßten am Vormittag im kaum veränderten Dax 3,5 Prozent auf 33,05 Euro ein. Der Versorger konnte die neuen Aktien auf einem hohen Niveau platzieren, denn vom Corona-Tief der RWE-Aktie bei gut 20 Euro Mitte März war der Kurs bis zum Vortag wieder um rund 70 Prozent gestiegen auf etwas mehr als 34 Euro.

Zwei Milliarden Euro brutto nahm RWE mit der Kapitalerhöhung am Dienstagabend ein und will mit dem Nettoerlös seine zugleich höher gesteckten Investitionsziele finanzieren. Die neuen Aktien wurden für 32,55 Euro je Stück an die Investoren verkauft und sind für 2020 dividendenberechtigt.

Laut RBC-Analyst John Musk kam der Schritt auf den ersten Blick unerwartet, ist seines Erachtens jedoch positiv zu sehen. Er eröffne neue Möglichkeiten in der Expansion im Bereich der Erneuerbaren Energien. Die aufpolierte Bilanz gebe zudem mehr Spielraum für Wachstum und mehr Flexibilität. Mit dem frischen Geld könne RWE die jüngst von Nordex übernommenen Projekte rascher umsetzen und zugleich das eigene Portfolio an Erneuerbaren Energien ausbauen. Die neuen Papiere seien am Vorabend in nur 30 Minuten gezeichnet worden.

Goldman-Analyst Alberto Gandolfi, der die RWE-Aktie auf der "Conviction Buy List" für besonders aussichtsreiche Papiere beließ, schrieb: Sollte RWE mit dem eingenommenen Geld die Stromkapazitäten in den kommenden zehn Jahre um schätzungsweise 500 Megawatt jährlich erhöhen, könnten rund 2 Milliarden Euro an zusätzlichem Wert geschaffen werden. Das entspräche 3 Euro je RWE-Aktie.

Jefferies-Analyst Ahmed Farman merkte allerdings an: Da sich die Investitionen erst nach 2022 auszahlen dürften, sei kurzfristig mit einer Verwässerung der Gewinne zu rechnen. Dies hatte auch RBC-Kollege Musk als den negativen Aspekt der Kapitalerhöhung bezeichnet.

Im SDax stiegen derweil die Anteilsscheine des Anbieters von Grünem Strom Encavis um 1,4 Prozent auf 14,24 Euro. Damit kletterten sie wieder dicht an ihr Rekordhoch, das sie am vergangenen Donnerstag bei 14,42 Euro erreicht hatten. Händler verwiesen auf Impulse für eine mögliche Konsolidierung in der Branche durch die Kapitalerhöhung von RWE./ck/bek/jha/