Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Das erste Jahr von Qualtrics an der Börse war ein hartes Jahr. Aber es hat das Cloud-Software-Unternehmen zu einer relativen Rarität gemacht - einem erschwinglichen, wachstumsstarken Namen.

Das in Utah ansässige Unternehmen, das abonnementbasierte Software für Unternehmen anbietet, die die Erfahrungen ihrer Kunden auswerten wollen, ging am Freitag vor einem Jahr an die Börse. Das war ein paar Jahre später als ursprünglich geplant; der deutsche Software-Riese SAP hatte Qualtrics für 8 Milliarden US-Dollar in bar gekauft, nur wenige Tage vor dem ersten geplanten Börsengang im November 2018.

Qualtrics entwickelte sich unter dem SAP-Dach so gut weiter - insbesondere im Vergleich zu dem viel größeren, aber immer noch weitgehend traditionellem Unternehmenssoftwaregeschäft -, dass der Konzern beschloss, das jüngste Mitglied seiner Familie wieder auszugliedern.


   Schlechte Kursentwicklung schon vor Tech-Ausverkauf 

SAP ist mit 74 Prozent nach wie vor Mehrheitseigentümer von Qualtrics, was einige Anleger dazu veranlasst hat, die Aktien mit einem Konglomeratsabschlag zu versehen. Die Aktie hat sich seit ihrer Börsennotierung mehr oder weniger schlecht entwickelt. Und dies noch bevor der gesamte Cloud-Sektor im November von einem massiven Ausverkauf betroffen war, der durch eine Marktrotation aus hoch bewerteten und riskanteren Sektoren ausgelöst wurde.

Vor der Veröffentlichung der Ergebnisse für das vierte Quartal am späten Mittwoch schlossen die Qualtrics-Aktien 19 Prozent unter dem Preis beim Börsengangs. In den vergangenen drei Monaten hatten sie um 47 Prozent nachgegeben. Der BVP Nasdaq Emerging Cloud Index hat in der gleichen Zeitspanne fast 35 Prozent an Wert verloren.


   Konsens wird beim Umsatz regelmäßig übertroffen 

Angesichts der soliden finanziellen Leistung von Qualtrics erscheint dies übertrieben. Dank der starken Nachfrage nach der Erfahrungsmanagement-Software des Unternehmens konnte Qualtrics die Umsatzziele der Wall Street seit der Börsennotierung in jedem Quartal übertreffen, wobei die größte Positiv-Überraschung jetzt erfolgte. Im vierten Quartal 2021 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent auf 316 Millionen Dollar, womit sich das Wachstum gegenüber den 41 Prozent im dritten Quartal beschleunigte. Der Jahresumsatz überschritt zum ersten Mal die 1-Milliarden-Dollar-Marke, und für 2022 wurde ein Umsatzplus von 31 Prozent avisiert, womit die Prognosen der Analysten von 28 Prozent übertrumpft wurden.


   Niedrige Bewertung 

Aber selbst wenn die Aktie am Donnerstag nach den Ergebnissen um 6 Prozent zulegte, wird Qualtrics immer noch zu einem Kurs gehandelt, der etwas mehr als dem 10-fachen des voraussichtlichen Umsatzes entspricht. Nur ein anderes Unternehmen im BVP-Index mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Dollar und einem prognostizierten Wachstum von mehr als 30 Prozent in diesem Jahr wird zu einem niedrigeren Multiplikator gehandelt.

Das sollte für Anleger interessant sein, die von der jüngsten Neuausrichtung des Sektors profitieren möchten. Qualtrics wurde in einer Analyse von Goldman Sachs im vergangenen Monat als eines der wenigen Cloud-Softwareunternehmen mit ausgewogenen Wachstums- und Margenprofilen zu einem vernünftigen Preis inmitten des Ausverkaufs hervorgehoben.

Und nach den jüngsten Ergebnissen schrieb Brian Schwartz von Oppenheimer, dass die Aktie "eine ziemlich gedämpfte zukünftige Entwicklung einpreist". Brian Peterson von Raymond James prognostizierte am Donnerstag, dass Qualtrics "auf absehbare Zeit auf einem Wachstumspfad von 30 Prozent bleiben wird".

In einem Sektor, in dem niedrige Bewertungen in der Regel auf größere Probleme hindeuten, sind Anomalien wie Qualtrics einen Blick wert.

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DJG/DJN/smh/sha

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January 28, 2022 08:26 ET (13:26 GMT)