FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens Energy kann ihren verlustträchtigen Windturbinenhersteller Siemens Gamesa wie geplant von der Madrider Börse nehmen. Der Energiekonzern kommt nach einem Übernahmeangebot für alle ausstehenden Gamesa-Aktien auf eine Beteiligung von 92,72 Prozent, wie er in München mitteilte. Damit ist der Weg frei, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Januar das Delisting zu beschließen. Siemens Energy verfolge weiterhin das Ziel, 100 Prozent des Grundkapitals an Siemens Gamesa zu erwerben und das Unternehmen vollständig zu integrieren.

"Mit dem Abschluss der Transaktion strebt Siemens Energy an, die spanische Windkrafttochter von der Börse zu nehmen (Delisting)", so Siemens Energy weiter. Dieser Schritt werde dazu beitragen, Prozesse zu vereinfachen und sich auf den operativen Turnaround des Siemens-Gamesa-Geschäfts zu konzentrieren.

Siemens Energy hat 4,05 Milliarden Euro mobilisiert, zur Hälfte mit Hilfe von Bankgarantien, um das Tochterunternehmen aus der Nähe von Bilbao bestenfalls komplett erwerben und stärker durchgreifen zu können. Für eine sofortige Zwangsabfindung (Squeeze-out) der restlichen Aktionäre reicht die Annahmequote allerdings nicht. Bislang hielten hielt der DAX-Konzern 67,13 Prozent der Anteile. Seit Jahren schreibt Siemens Gamesa Verluste und verhagelt dem Mutterkonzern dessen Bilanz.

Grund für die Schwierigkeiten bei Gamesa sind teils hausgemachte Probleme: So läuft die Umsetzung von Windparkprojekten nicht optimal, zuletzt verschärft durch weltweite Liefer- und Logistikengpässe. Auch kämpft das Unternehmen bei einer wichtigen neuen Onshore-Turbinenplattform mit Qualitätsproblemen. Alle Firmen der Branche leiden darüber hinaus unter ruinösem Projektwettbewerb sowie unter Lieferverträgen ohne Preisanpassungsklauseln. Angesichts der aktuellen Inflation wird das Unternehmen mit einem Teil des Auftragsbestandes deshalb noch weiter Verluste einfahren. Ein großes Anpassungsprogramm und der Abbau von 2.900 Stellen sollen Siemens Gamesa in zwei Jahren wieder in die Gewinnzone führen.

Für Siemens Energy ist die Windenergietochter ein wichtiger Baustein für die eigene geschäftliche Zukunft jenseits von fossil befeuerten Gaskraftwerken. Von der Einsparung von Zentralfunktionen sowie einer gemeinsamen Projektabwicklung und einem kombinierten Marktauftritt verspricht sich Siemens-Energy-Chef Christian Bruch mittelfristig Kostenersparnisse im Volumen von 300 Millionen Euro jährlich sowie Umsatzsynergien von 400 bis 600 Millionen Euro bis zum Ende des Jahrzehnts, wie es im Übernahmeprospekt heißt.

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December 19, 2022 09:22 ET (14:22 GMT)