FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens Energy sollte den Analystenkonsens leicht übertreffen, um mit seinen Zahlen den Markt nicht zu enttäuschen. Denn nach Steuern hat die spanische Windturbinentochter Siemens Gamesa nach einigen Quartalen mit maximal roten Zahlen wieder Gewinn gemacht und auch etwas mehr als erwartet. Damit hängt nun die Bewertung der Jahresbilanz des Mutterkonzerns davon ab, dass der in seinen ureigenen Geschäften geliefert hat. Die Latte der Analysten hängt dabei allerdings tief. Und wahrscheinlich interessiert den Markt auch mehr der Ausblick auf das neue Geschäftsjahr 2022/23, das im Oktober begonnen hat. Der Energiekonzern wird seine Jahresbilanz am frühen Mittwochmorgen vorlegen.


 
Darauf werden Anleger achten: 
 

ZAHLEN: Gas and Power, das Geschäft außerhalb der Windenergie, dürfte mit vierten Quartal die zuletzt gesteckten Jahresziele - rund 1 Prozent vergleichbares Umsatzwachstum und etwa 4,5 Prozent Marge (bezogen auf das angepasstes EBITA vor Sondereffekten) - erreicht haben, schätzen Analysten. Vor allem in der Stromübertragungstechnik sollte sich die zuletzt gesehene Wachstumsdynamik fortgesetzt haben, heißt es von der UBS. Wichtiger noch: Beim Auftragseingang von Gas and Power erwartet der Markt ein Plus von 9 Prozent. Mit Blick auf die Konzernmarge ist die Erwartung niedrig. Hier liegt der Konsens mit 1,4 Prozent unter dem Zielwert (etwa 2 Prozent).


AUSBLICK: Siemens-Gamesa-Chef Jochen Eickholt hat sich eine Prognose für sein Windenergiegeschäft kürzlich verkniffen - mutmaßlich, weil die spanische Tochter im nächsten Jahr nicht mehr eigenständig an der Börse vertreten sein wird. Er stellte lediglich ein Übergangsjahr in Aussicht, weil die eingeleiteten Spar- und Restrukturierungsmaßnahmen ihre geplante Wirkung erst mit Verzögerung entfalten werden. Der Markt hegt allerdings aktuell die Hoffnung, dass der Konzern im Geschäftsjahr 2022/23 um 5,2 Prozent wächst, eine Book-to-bill-ratio von über 1 schafft und bei 3 Prozent bereinigter angepasster EBITA-Marge nun endlich schwarze Zahlen schreibt.


DIVIDENDE - Der Markt erwartet mit 16 Cent je Aktie eine größere Ausschüttung als im Vorjahr. Damals hatte sich der Konzern trotz einer halben Milliarde Euro Verlust für die erste Ausschüttung entscheiden. In diesem Jahr wird der Fehlbetrag bei einer Dreiviertelmilliarde erwartet - ein Grund für den Anstieg ist der Rückzug aus Russland, der das Ergebnis nach bisherigen Angaben mit etwa 200 Millionen Euro belasten wird. Eigentlich sollte im vierten Quartal nichts Wesentliches hinzukommen.


ÜBERNAHME: Mit der Komplettübernahme von Siemens Gamesa will sich Energy-Chef Christian Bruch die nötigen Durchgriffsmöglichkeiten schaffen, um die Krise im Windenergiegeschäft endlich überwinden zu können. Die Übernahmeofferte läuft inzwischen, nachdem die spanische Börsenaufsicht für ihr Okay länger gebraucht hat als in München erwartet. Bis zum 13. Dezember haben die Aktionäre nun Zeit, das Angebot anzunehmen. Unklar ist noch, wann Gamesa von der Börse genommen werden soll. Denn dazu muss eine Hauptversammlung entscheiden. Deren Termin steht bisher nicht fest.


Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum vierten Quartal und für das Gesamtjahr 2021/22:


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4. QUARTAL                   4Q21/22  ggVj  Zahl 4Q20/21 
Auftragseingang Konzern        9.891   +9%     7   9.099 
- Gas and Power                6.776   +9%     8   6.231 
- SGRE*                        3.183  +10%     7   2.884 
Umsatz Konzern                 8.586   +5%     9   8.196 
- Gas and Power                5.604   +5%     9   5.350 
- SGRE*                        3.020   +5%     9   2.863 
EBITA angepasst Konzern          429    --     7    -327 
- Gas and Power                  136    --     7     -67 
- SGRE*                          323    --     7    -224 
EBITA-Marge angepasst Konzern    5,0    --    --    -4,0 
EBITA angepasst Konzern**        593    --     8     -46 
- Gas and Power                  222  +35%     8     165 
- SGRE*                          401    --     8    -176 
EBITA-Marge angepasst Konzern**  6,9    --    --    -0,6 
Ergebnis nach Steuern            240    --     8    -383 
Ergebnis je Aktie               0,12    --     8   -0,43 
 
.                               PROG  PROG  PROG 
GESCHÄFTSJAHR                Gj21/22  ggVj  Zahl Gj20/21 
Auftragseingang Konzern       36.247  +10%     8  33.001 
- Gas and Power               25.771  +23%     8  20.880 
- SGRE*                       10.630  -13%     8  12.185 
Umsatz Konzern                28.400 -0,3%     9  28.482 
- Gas and Power               19.036   +4%     9  18.386 
- SGRE*                        9.462   -7%     9  10.198 
EBITA angepasst Konzern         -112    --     8     -12 
- Gas and Power                  608  +61%     7     377 
- SGRE*                         -676    --     7    -296 
EBITA-Marge angepasst Konzern   -0,4    --    --     0,0 
EBITA angepasst Konzern**        389  -41%     8     661 
- Gas and Power                  942  +11%     8     849 
- SGRE*                         -503    --     8     -99 
EBITA-Marge angepasst Konzern**  1,4    --    --     2,3 
Ergebnis nach Steuern           -741    --     9    -560 
Ergebnis je Aktie              -0,73    --     9   -0,63 
Dividende je Aktie              0,16  +60%    14    0,10 
 
.                               PROG  PROG 
GESCHÄFTSJAHR                Gj22/23  Zahl 
Auftragseingang               38.554     7 
Umsatz                        29.872     9 
EBITA angepasst                  665     8 
EBITA-Marge angepasst            2,2    -- 
EBITA angepasst**                901     8 
EBITA-Marge angepasst**          3,0    -- 
Ergebnis nach Steuern             99     9 
Ergebnis je Aktie               0,11     9 
Dividende je Aktie              0,29    13 
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ERLÄUTERUNGEN:

* Siemens Gamesa Renewable Energy

** vor Sondereffekten

- Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro, Margen in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens, Prognose für Dividende von S&P Global Intelligence

- das Geschäftsjahr läuft vom 1. Oktober bis 30. September

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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November 14, 2022 09:00 ET (14:00 GMT)