München (Reuters) - Der Energietechnikkonzern Siemens Energy verstärkt Insidern zufolge mit einer Task Force die Suche nach den Ursachen für die milliardenschwere Mängelserie bei seiner spanischen Windturbinentochter Siemens Gamesa.

Die vom Management aufgestellte Task Force werde auch externe Dienstleister etwa für Gutachten zu Rate ziehen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen aus dem Umfeld des Aufsichtsrats der Nachrichtenagentur Reuters. Zu der Expertenrunde gehörten auch Mitarbeiter der traditionellen Energiesparte. Ein Sonderausschuss des Aufsichtsrats werde sich zudem der Frage widmen, warum die Probleme bei Gamesa bei der Komplettübernahme durch Siemens Energy übersehen wurden. Siemens Energy lehnte am Freitag eine Stellungnahme ab.

Die spanische Tochter verhagelt seit Jahren die Bilanz von Siemens Energy. Ende Juni hatte der Konzern eingeräumt, die Probleme bei den bereits installierten Windkraftanlagen an Land seien größer als erwartet, zudem gelinge der Ausbau der Fertigung von neuen Offshore-Anlagen nicht wie erhofft. Das Unternehmen strich seine Gewinn-Prognose und rechnet mit zusätzlichen Kosten in Milliardenhöhe. Die Aktie von Siemens Energy brach daraufhin zeitweise um 37 Prozent ein. "Man hat jetzt ein Stadium erreicht, wo man sagt, es muss jetzt die letzte Gewinnwarnung gewesen sein. Sonst muss sich was ändern", sagte einer der Insider. Der Aufsichtsrat sei der Auffassung, dass der Chef von Siemens Energy, Christian Bruch, und Gamesa-Boss Jochen Eickholt die richtigen Personen seien, um die Probleme zu lösen. Dies könne sich aber ändern, sollten die Untersuchungen zu dem Ergebnis kommen, dass man bei der Prüfung der Bücher von Gamesa die Probleme hätte sehen müssen. "Das interessante daran ist, dass tatsächlich eine externe Firma, die Firma DNV, dabei war und das Design (der Turbine) zertifiziert hat." Von DNV war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Es gehe bei den Qualitätsproblemen im Onshore-Bereich ausschließlich um die Gamesa-Turbinen 4.X und 5.X, sagten die Insider. Die größte Problematik könne sich aus der 5.X. ergeben, von der bislang 800 gebaut und 100 an Kunden übergeben wurden. "Bei der 4.X sind es etwas mehr in den Stückzahlen." Da sei aber die statistische Wahrscheinlichkeit des Ausfalls geringer. "Wir haben 63.000 installierte Windturbinen in Summe. Die funktionieren alle." Neben den Qualitätsfragen und möglichen Designfehlern bereiteten einige Verträge Sorgen, erklärten die Insider. "Im Offshore Bereich gibt es Rahmenverträge aus den letzten drei bis fünf Jahren, die weder terminiert noch sicher sind, wo aber eine Lieferbereitschaft vereinbart ist." Es sei fraglich, ob die kämen. Dabei gehe es um zwei große Windparks. "Aber da gibt es das Inflationsthema, das heißt, die Verträge wurden bei wesentlich niedrigeren Rohstoffpreisen geschlossen." Daher drohten dort Verluste.

(Bericht von Christoph Steitz, bearbeitet von Tom Käckenhoff, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Christoph Steitz